8. Kapitel

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Das Abendessen verlief relativ unspektakulär außer dass ich aufpassen musste, dass meine Augen sich nicht überdrehen wegen Jessicas unechten Kichern. Froh liege wir jetzt alle im Bett, da die Autofahrt ziemlich geschlaucht hat. Schnell schlafe ich ein.

,,Luke Hilfe",schreit meine Mutter. Schnell renne ich herunter, um meine Mum völlig aufgelöst im Wohnzimmer vor zu finden. Tränen strömen über ihr Gesicht und sie zittert stark. Ich laufe auf sie zu und schließe sie in meine Arme. Ich versuche sie zu beruhigen und unter Schluchtzern bringt sie heraus:,, Er hat mich betrogen. Dylan, er hat mich betrogen." Ihre Stimme ist nur ein Hauch und doch wiederholt sie diesen Satz immer wieder. Nach einigen Sekunden begreife ich erst die Bedeutung. Eine riesige Welle der Wut staut sich in meinem Bauch auf. Nicht nur auf Dylan, sondern auch auf mich. Ich hätte sie vor Dylan beschützen müssen! Nicht hoffen, dass alles gut zwischen den beiden bleibt, sondern meine Mum vor ihm bewahren! Mittlerweile kniet sie auf dem Boden und krümmt sich vor Schluchtzern.

Schweiß gebadet wache ich auf. Einzelne Tränen laufen mir über die Wangen und ich zittere. Rasch stehe ich auf und schleiche mich zur Tür von meiner Mum und Dylan und Späher durchs Schlüsselloch. Ich sehe sie zusammen friedlich in einem Bett schlafen. Zum Glück lässt meine Mum immer ihre Nachttischlampe an, sie hat nämlich Angst komplett im Dunkeln zu schlafen, sonst hätte ich nämlich nichts erkannt. Ich schlurfe wieder zurück und setzte mich auf die Bettkante. Ich muss sie beschützen, vielleicht war das eine Warnung. Ich zittere immer noch und fahre mir aufgebracht durch die Haare. Muss ich sie versuchen auseinander zu bringen und sie vor den Schmerzen zu schützen? Sie darf ihm nicht vertrauen! Liebe macht blind und nach einiger Zeit lässt er sie sitzen, das kann ich nicht zu lassen! Vollkommen aufgewühlt, merke ich nicht das Michael wach geworden ist und sich aufgesetzt hat. ,,Diva was ist los? Warum bist du wach?" Ich zucke erschrocken zusammen. ,,Nichts, schlaf weiter." ,,Lukey, du zitterst. Was ist passiert?" Er steht auf und setzt sich neben mich aufs Bett. Natürlich mit einem kleinen Abstand, gerade so das wir uns nicht berühren. Seine Augen strahlen Sorge aus und ich flüstere leise. ,,Hatte einen Alptraum." Er nickt. ,, Erzählst du mir worum es ging?" Doch ich schüttle nur den Kopf, ich kann nicht. ,,Ist ok, doch versuchen wieder zu schlafen." Müde lege ich mich wieder hin, doch habe Angst ein zu schlafen. Frosch sitzt immer noch an meinem Bettrand und beobachtet mich. ,,Singst du etwas für mich", frage ich schüchtern. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus und ich denke schon, dass er mich jetzt hier einfach liegen lässt und selbst schlafen geht, doch dann beginnt er zu singen. Seine Stimme ist leicht rau, doch trotzdem wunderschön. Vorsichtig schließe ich meine Augen und kuschele mich mehr in die Bettdecke. Er beginnt ein neues Lied zu singen und ich falle wieder ins Land der Träume.

Sonnenstrahlen reißen mich am nächsten Morgen aus meinen Schlaf und ich blinzle erst, bevor ich sie ganz öffne. Ich drehe mich und sehe Michael auf der anderen Seite friedlich schlafen. Seine Haare glänzen in der Sonne. Er wirkt so ruhig und vollkommen sorglos wie er da so liegt. Sein rundliches Gesicht und seine geschlossenen Augen, die mich sonst immer gefangen nehmen. Mein Blick fällt auf seine roten Lippen und bleibt dort liegen. Wie sie sich wohl auf meinen Anfühlen würden? Überrascht springe ich aus dem Bett. Luke was denkst du da? Du verlierst dich nicht in ihn! Er ist ein Junge und soetwas wie dein Bruder. Außerdem verletzt dich Liebe nur, schreit mein Kopf. Aufgebracht streiche ich meinen Pony aus dem Gesicht und mein Blick fällt wieder auf den Rothaarigen, der noch immer am Schlafen ist. Er sieht wirklich hübsch aus. Luke, mahne ich mich selber. Hastig ziehe ich meine Sportklamotten aus dem Schrank und ziehe sie mir über. Ich verlasse das Haus fluchtartig und beginne zu joggen. Einfach nur auf andere Gedanken kommen. Ich kann mich doch nicht in Michael verliebt haben! Das geht nicht. Ein Lucas Robert Hemmings verliebt sich nicht und vor allem nicht in einen Jungen! Nicht in Michael. Doch dann wandern meine Gedanken wieder dahin, wie er friedlich im Bett liegt. Seine weichen Gesichtszüge und seine roten Lippen. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meinen Mund und ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus. Ich jogge schneller, bis ich sprinte. An Häusern und Gärten vorbei. Hauptsache weg von Michael und meinen Gefühlen. Meine Lunge brennt  doch ich renne weiter, bis ich an den Strand komme und erschöpft stehen bleibe. Ich versuche zu Atem zu kommen und schaue auf das Wasser. Die Wellen schwappen über den Sand. Immer wieder tauchen neue auf. Ich muss mich von ihm fernhalten! Ich darf mich nicht verliebt haben! Eine Träne der Verzweiflung kullert mir über die Wange. Hilflos schließe ich meine Augen, da noch mehr drohen über zu Laufen. Wie konnte das passieren? Bin ich mir überhaupt sicher ihn zu mögen? Ich kenne das Gefühl doch gar nicht. Ich muss unbedingt mit jemanden reden. Naja, auf jeden Fall muss Michael erstmal meiden und aus meinen Gedanken löschen! Er tut mir nicht gut. Er macht mich verletzlich! Immer noch aufgelöst mache ich mich auf den Rückweg. Ich betrete das Häuschen und laufe schnell ins Badezimmer. Ich erledige alles bis mir auffällt, dass ich hier keine frischen Anziehsachen habe. Mit einem mulmigen Gefühl begebe ich mich in unser Zimmer. Hoffentlich schläft Michael noch. Doch wie der Zufall so will, liegt er mit seinem Handy auf dem Bett, nur in Boxershorts. Ich schlucke und lasse meinen Blick über seinen Körper schweifen. Ich reiße mich zusammen und will zu meinem Schrank laufen, doch Michael schaut von seinem Handy auf und bleibt bei mir hängen. Er mustert mich eine Weile, wie ich vor ihm stehe. Nur in einem Handtuch bekleidet und einzelne Wassertropfen laufen mir über den Körper. Nervös will ich mir eine einzelne Strähne meines Ponys zur Seite streichen, doch ich lasse es da ich Angst habe dass das Handtuch verrutscht. Bei der Vorstellung färben sich meine Wangen rötlich. ,,Morgen Diva. Siehst wieder sehr gut aus. Hast du irgendwie das Bedürfnis mir dich immer so zu zeigen. Also nicht das ich was dagegen habe oder so", werde ich aus den Gedanken gerissen. Peinlich berührt senke ich meinen Kopf. Von dem fürsorglichen Michael heute Nacht ist nichts mehr übrig. Vielleicht habe ich das Singen auch einfach nur geträumt. Meinem verwirrten Ich könnte ich momentan alles zutrauen. Frosch zwinkert mir zu und meine Wangen werden noch eine Spur röter. Schnell gehe ich zum Schrank, hole mir Klamotten und verschwinde wieder ins Badezimmer. Einfach nur weg von ihm und diesen komischen Gefühlen, die er in mir aufruft. Ich muss allerdings erst herausfinden was das für Gefühle sind, nur wenn kann ich fragen ohne das es peinlich wird. Ich ziehe mir meine gemütliche Jogginghose und ein einfaches dunkles T-Shirt an und verlasse das Bad. Doch wohin? Ins Zimmer möchte ich nicht, da ist Michael. Kaum angezogen... Wohl nicht die beste Idee.

Als ich in der Küche niemanden höre beschließe ich mich dorthin zurück zu ziehen. Ich hole mir ein Glas Wasser und einen Apfel und setzte mich auf die harten Holzstühle der kleinen Küche. Der Tisch steht direkt am Fenster mit roten Vorhängen, den ich etwas zur Seite schiebe um besser raus gucken zu können. Wann ist mein Leben bloß so kompliziert geworden?

Ich zücke mein Handy und durch suche meine Kontakte. Mit wem könnte ich reden, der nicht gleich dreißigtausend Fragen hat, wer denn diejenige ist? Vor allem Die... Nein es muss ein Junge sein. Michael, mit seinen feuerroten Haaren durch die ich zu gerne streichen würde. Sie sind bestimmt mega weich. Seine Stimme die mich beruhigt und mir eine Gänsehaut bereitet und seine fasziniert Augen, durch die man in sein Inneres sehen kann. Jedes Gefühl, ist in ihnen zu erkennen. Nein Stopp, Luke hör auf! Immer wieder fahre ich mir durch die Haare, doch ich bin zu aufgewühlt, um es sein zu lassen. Sie müssen schon aussehen wie ein Vogelnest. Draußen vor dem Fenster sehe ich ein Pärchen händchenhaltend dran vorbei spazieren. Wie kann man einem so blind vertrauen und so viel von einem Preis geben? Ich verstehe das nicht. Am Anfang ist man vielleicht glücklich, doch dann wird einem das Herz raus gerissen! Wie bei meiner Mum. Außerdem gibt es genug Lieder über Liebeskummer. Oder der Traum von heute Nacht. Mein Herz beginnt heftig in meinen Brust zu schlagen, doch nicht so angenehm wie bei Michael. Angst breitet sich in mir aus. Niemals verliebst du dich in jemanden, Luke! Immer wieder wiederhole ich dies, bis ich es mir einigermaßen eingetrichtert habe.

Durch das lebensfrohe Lachen meiner Mutter schrecke ich aus meinen Gedanken. Als sie mich bemerkt grüßt sie mich und auch Dylan murmelt ein verschlafenes ,,Guten Morgen". Auf meine Mutter reagiere ich, ihn ignoriere ich allerdings, doch den traurigen Blick den sie mir zu wirft spüre ich, sehe es aber nicht ein ,Morgen' zu sagen. Beide beginnen den Tisch zu decken und ich starre stur auf den grauen Bürgersteig, Versuche die beiden Turteltauben auszublenden. Heute ist es aber besonders schlimm. Wieder ertönt das schallende Gelächter der beiden in mein Ohr und ich fange an die beiden unauffällig zu beobachten. Immer wieder geben sie sich Mal ein Küsschen oder berühren sich irgendwo. Meine Mutter trägt die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen und ich senke meinen Blick. Nachdem sie fertig sind rufen sie noch Jessica und Michael. Das Paar setzt sich und halten Händchen unterm Tisch. Würg, schlimmer geht's nicht! Wie soll ich den meine Mum zwingen sich von Dylan zu trennen, sie ist so glücklich mit ihm. Ob ich auch so glücklich mit Michael sein würde? Ich lächle leicht, doch es erlischt als ich an die Schmerzen denke, die dir eine Person zu fügen kann die man liebt. Im Augenwinkel sehe ich Michael, dieses Mal angezogen und Jessica den Raum betreten. Frosch setzt sich gegenüber und zwinkert mir wie eigentlich immer zu, doch nicht wie sonst erröte ich, sondern starre nur über ihn hinweg. Überfordert mit meinen Gefühlen für Michael und der Angst um meine Mutter schlinge ich den Apfel hastig hinunter und verschwinde einfach so auf unser Zimmer. Mir kommt die Szene von heute Nacht in den Kopf und bringt mich zum Schmunzeln. Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, als würden Tausend Schmetterling schlüpfen. Verwirrt lasse ich mich auf das Bett fallen. Ein angenehmer Duft fällt mir in die Nase und ich vergrabe meinen Kopf tiefer ins Kissen. Sauge ihn tief in mir aus. ,,Divachen, was machst du da? Seine Stimme verpasst mir eine angenehme Gänsehaut, doch gleichzeitig erhitzen sich neuen Wangen, hebe den Kopf und sehe in die funkelnden Augen von Frosch. Sie sehen immer noch kaputt aus, aber nicht mehr so schlimm seit dem er sich ein wenig geöffnet hat. Ich versuche mir eine Ausrede einfallen zu lassen, die nicht so dämlich klingt wie, ich liebe deinen Geruch. Jetzt gleicht meinem Gesicht endgültig eine Tomate und ich vergrabe es wieder im Kissen.  ,,Nenn mich nicht Diva", murmle ich dumpf ins Kissen, da mir nichts Plausibles einfällt, was ich sonst sagen könnte. ,,Ich Wette insgeheim liebst du diesen Namen. Außerdem ähnelt dein Verhalten den einer ziemlich oft", meint er frech. Sonst würde ich ihm die Zunge raus strecken, doch heute ist nun Mal alles anders. Irgendwie macht er mich gerade unglaublich wütend und ich springe auf. ,,Ach ja. Du kennst mich gar nicht! Seit dem du und dein toller Vater in mein Leben getreten seid, hat sich alles geändert. Einfach alles, aber ich will das nicht! Lasst meine Mum und mich einfach in Ruhe und verschwindet einfach wieder. Ich hab keinen Bock darauf! Auf euch! Auf dich!" Beim letzten Satz schaue ich ihm in seine wunderschönen Augen und bereue sofort dass ich ihn angeschrien habe. Ihn trifft doch die wenigste Schuld. Er kann nichts dafür, dass sich meine Mum und sein Vater sich lieben und vor allem kann er nichts für meine komischen Gefühle. Wütend auf mich selbst renne ich aus dem Zimmer und versuche den Schmerz in Michaels Augen zu vergessen, nach dem ich ihn dies an den Kopf gehauen habe. Super gemacht, Luke!

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Wie gefällts euch?

Würde mich natürlich über Votes oder Kommentare freuen :)

Hat Luke mit seinen Ausraster alles kaputt gemacht?
Und wie wird er mit seinen komischen Gefühlen umgehen?
Vermutungen?

Confidence //MukeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt