Abschied

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Ich habe gestern mein Abitur abgeschlossen. Mein Schnitt:0,8. Ein Traum von jedem. Ich habe das einerseits meinem fotografischem Gedächtnis zu verdanken, andererseits meinem Ehrgeiz, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Und da ist noch das eine Ziel, dass ich mir vor 3 Jahren gesetzt habe. Dieses will ich heute Abend auch erfüllen. Weg von hier. Nach Atlanta. Mein Flug geht heute Abend um 19:30. Ich muss es noch meinen Eltern sagen. Ich werde in einer kleinen Wohnung wohnen. 3 Zimmer. Ich hätte in eine WG gehen können. Doch ich hatte Angst. Das ist meine größte Schwäche. Ich habe Angst, ausgenutzt zu werden.
Nun muss ich es nur noch meiner Familie sagen. Dann bin ich frei. Dann fängt mein neues Leben an.
Ich gehe also runter. Meine Eltern und mein Bruder sitzen auf der Couch und schauen Fern.
"Schatz komm her" sagt meine Mum.
"Nein, ich muss mit euch reden"
"Alles klar. Was ist los?" Fragt mein Dad und schaltet den Fernseher auf stumm.
Ich hole noch einmal tief Luft Mach jetzt keinen Rückzieher Jules. Es ist dein Traum
"Ich werde nach Atlanta ziehen"
Sage ich schließlich. Puh es ist raus. "Oh das kommt aber überraschend. Wenn du das willst, können wir das in die Wege leiten. Wann würde es dir denn passen? So in einem halben Jahr?" Sagt mein Dad.
Und da war es. Der Schmerz in meinem Herz. Ich bedeute ihnen nicht viel. Sonst würden sie mich nicht so einfach gehen lassen. Es sammeln sich ein paar Tränen in meinen Augen, die ich aber unterdrücke.
" ich fliege heute Abend. Es ist schon alles organisiert" sage ich mit einem Kloß im Hals.
"Heute Abend? sag mal wann hast du das gemacht. Du kannst doch nicht einfach gehen. Mum? Dad? Wie könnt ihr das zulassen?" Mein Bruder springt auf und schaut diese vorwurfsvoll an. Dann schaut er in meine Augen. Die seine sind mit Tränen gefüllt. Das ist der Grund, warum ich meinen Bruder trotz allem nicht hassen kann. Er steht immer zu mir. Ich bedeute ihm was, im Gegensatz zu meinen Eltern.
" Es ist ihr Wunsch Ben. Wir müssen sie gehen lassen. "-"was? Bedeutet sie euch denn gar nichts?" Meine Eltern schauen sich an "D-Doch..."-"aber nicht genug ich weiß schon. Das habe ich all die Jahre gemerkt. Aber ich komme damit klar. Ist schon okay." Sage ich, während mir eine Träne runter kullert. Lüge. Wieder diese Lüge. Nichts ist okay. Ich könnte schreien. Doch stattdessen lächle ich zaghaft. 
"Maus.." will mein Dad ansetzten. "Es ist wirklich okay. Nun lächle ich ohne Tränen und überzeugend. Ich bin echt eine gute Schauspielerin. "Wir werden immer für dich sorgen und wir sind immer für dich da." Sagt meine Mum. Und das ist ehrlich gemeint. Das weiß ich. "Danke"-"du wirst auch immer einen Zuschuss von uns bekommen." Sagte mein dad. Und das entlockt mir ein leichtes Lachen. "Danke"-"typisch Mann" sagt meine Mum auch leicht lachend. "Was?" Fragt mein Dad lächelnd. "Immer nur Finanzen im Kopf" sage ich zwinkernd. " aber danke. Ich werde es gebrauchen können." Sage ich.
"Aber wir bleiben in Kontakt ja?" Sagt mein Bruder unter Tränen.
" aber klar" sage ich und umarme ihn. Dann gehe ich hoch und hole meine Koffer runter. Mein Dad hilft mir, diese in den Kofferraum zu packen.
Alle bringen mich noch zum Flughafen. Dann ist der Abschied gekommen. Jeder hat Tränen in den Augen. Ich umarme alle noch ein letztes Mal, bevor ich Ihnen den Rücken zukehre und in mein neues Leben starte. Ein hoffentlich besseres und doch so ungewisses Leben.

Mein neues Leben in AtlantaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt