Chapter 3

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"Du musst dich bei ihr entschuldigen." "Aber warum?" Ich hörte wie sich die Frau, von letztem Mal, und Loki sich stritten. "Sie mag dich, mehr als du glauben magst. Verschwende das nicht," sagte die Frau, "und du magst sie auch, ich sehe das..." Loki lachte kurz. "Wie auch immer... sie hasst mich. Besonders jetzt. Das bringt sowieso nichts," wiedersprach er ihr. Langsam drehte ich mich in die Richtung der beiden Stimmen. "Sie wacht auf. Bitte versprich mir, dass du dich bei ihr entschuldigst." "Ja. Mutter, geh jetzt... bitte."

"Hast du grade mit jemandem geredet?", fragte ich, als ich mich hinsetzte. "Nein, das muss du dir eingebildet haben. Hast du Hunger?" lenkte er ab. "Nein, nicht wirklich... aber jemand war hier." Loki kam auf mich zu und zog mich hoch. Sofort wich ich aus seinem Griff und zuckte leicht zurück. Er verdrehte genervt die Augen und drehte sich um. Aus irgendeinem Grund wollte ich nichts essen. "Du weißt, dass du für seit drei Tagen nichts gegessen hast," stellte Loki fest, "iss zumindest ein paar Trauben." Er hielt mir welche hin. Ich griff danach und setzte mich wieder auf den Boden. Wir schwiegen beide für längere Zeit. Die Trauben hatte ich nicht angerührt. Mittlerweile waren meine Magenschmerzen schon unerträglich.

"Magst du Trauben überhaupt?", wollte Loki wissen. "Oh, doch. Aber ich habe keine Lust zu essen. „Wenn du nichts isst, dann muss ich dich füttern. Ob du willst oder nicht und glaub mir das willst du nicht." Er grinste amüsiert. Da ich das Risiko nicht eingehen wollt, nahm ich mir die Trauben und stopfte sie mir möglichst schnell in den Mund. Als ich fertig war, fragte ich ironisch: "Bist du jetzt zufrieden?" Loki konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Seit wann bist du eigentlich hier?" "Seit fast 13 Jahren," antwortete er gerade heraus. 'Wow! Das hätte ich jetzt echt nicht gedacht.' Mein Zeitgefühl war schon komplett durcheinander. Ich wusste nicht mal wie viele Tage ich hier war. Diese Zelle stellte irgendetwas mit mir an.

Loki ließ den Tisch verschwinden und legte sich wieder auf seine Liege. Irgendwann schlief er scheinbar ein oder tat nur so. Ich war aber noch wach, wodurch ich merkte, wie sich jemand unserer Zelle näherte. Es war eine Frau, ich hatte sie so auf Anfang dreißig geschätzt. Neben ihr lief ein Mann mit rotem Umhang. Den Abbildungen in meinem Buch zur Folge, war das Thor. "Und was wolltest...," er sprach nicht zu Ende, als er mich erblickte, "Was... wer bist du?" Er ging auf meine Zelle zu. Ich stand auf, um nicht die ganze Zeit nach oben schauen zu müssen. "Evelyn, Du bist Thor, oder?" fragte ich neugierig, aber auch verwirrt über seine Reaktion. Die Frau neben ihm kam mir bekannt vor. Ich wusste nur nicht woher. Thor antwortete nicht. Gerade als ich mich zu der Frau drehte und fragen wollte, wer sie ist, zog Thor sie von der Zelle weg und schob sie leicht hinter sich. 'Was hatte er denn?' Aber er tat das gar nicht wegen mir, sondern wegen Loki. Dieser stand auf einmal hinter mir und sah nicht gerade begeistert aus. Er stellte sich nun auch vor mich und machte dieselbe Beschützerpose wie Thor. 'Pah. Ich bin doch kein kleines Kind mehr!' Ich wollte ich gerade aus Lokis Griff lösen, als Thor die Frau mit den Worten: "Jane! Wir müssen gehen," von der Zelle wegzog und aus den Kerkern ging. Diese Jane starrte mich die ganze Zeit über an. Irgendwas stimmte nicht mit ihr. War sie vielleicht die Jane die Lokis Mutter erwähnt hatte? Vielleicht würde ich sie später nochmal treffen, dann könnte ich mit ihr darüber reden.

Aber dann war erstmal Loki an der Reihe. Er sah wütend aus und stampfte zurück zu seiner Liege. "Was war denn das?", fragte ich belustig und gleichzeitig empört. "Dieser Idiot, er denkt wirklich, dass ich..., dass ich... Nicht wichtig," meinte er und trat gegen seine Liege. „Wow, beruhig dich," sagte ich grinsend und ging zu ihm. „Ich würde nicht drauf wetten," er setzte sich hin und warf mir einen zwar wütenden, aber auch vielsagenden Blick zu. "Aber ihr beide habt nicht miteinander geredet," stellte ich fest. „Natürlich haben wir, du hast es nur nicht bemerkt. Als Magier kann ich in die Köpfe anderer gehen und ihre Gedanken lesen," erklärte er mir. „Oh, sollte ich mir jetzt Sorgen machen?" fragte ich grinsend und setzte mich zu ihm. „Solange wir hier sind, nicht. Sonst wirst du mir böse sein und dafür habe ich keine Zeit," meinte er lachend. Das war das erste Mal, dass ich Loki wirklich hab Lachen sehen. „Nun, ich gehe jetzt schlafen," verabschiedete ich mich und wollte schon zu meiner Ecke gehen, als Loki plötzlich mein Handgelenk festhielt. „Willst du eine andere Decke? Hier unten ist es ziemlich kalt," bot er mir an und seine Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln. "Ja." Loki gab mir seine Decke und ließ mich dann los. In meiner Ecke legte ich mich dann wieder hin. "Evelyn," flüsterte Loki. Ich drehte mich zu ihm. "Es tut mir leid! Ich wusste nicht, dass dein Leben so schlecht war wie meines. Es tut mir wirklich leid." Seine Entschuldigung hörte sich aufrichtig an. "Ist schon ok." Damit fiel ich dann auch schon gleich in einen ruhigen Schlaf.

Als ich das nächste Mal aufwachte, saß Loki auf seiner Liege und beobachtete mich. "Wie lange sitzt du schon dort?" „Länger als du es gerne hättest..." Ein verschmitztes Grinsen glitt über seine Lippen. "Hast du überhaupt geschlafen?" "Nein, warum sollte ich es. Es ist Mittag. Ich schlafe mittags nie! Schläfst du eigentlich immer so viel?!" "Nein... Mir geht es nicht sehr gut und ich langweile mich", entgegnete ich. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich so viel geschlafen hatte, aber wenn ich jetzt mal so überlegte, hatte ich wirklich sehr viel geschlafen. "Was denkst du wie langweilig mir ist? Trotzdem bin ich schon länger hier als du!" "Weißt du wie lange du hier sein musst?" Loki schüttelte den Kopf: "Odin meinte, ich soll den Rest meines Lebens hier verbringen." Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. "Komm mal her," forderte er mich auf. "Warum?" "Komm einfach mal her." Ich stand auf und setzte mich neben ihn. Mal wieder war ich mir nicht sicher ob ich ihm trauen durfte. Loki stand auf und ging hinter mich. Ohne etwas zu sagen, fing er an den Verband abzuschneiden. Ich zuckte so zusammen, dass er sich in die Hand schnitt. "Au!", schrie er auf, "war das nötig??!" Als ich den Verband los war, legte ich mich einfach auf der Liege hin. "Verpiss dich!", zischte er mich an. "Nein, du bist dran, auf dem Boden zu liegen," sagte ich und drehte mich von ihm weg. "Ich bin der Prinz von A...." "Ja... und ich bin ein Mensch. Na und?", fragte ich genervt und schloss die Augen, da ich das Gefühl hatte als wenn sich alles um mich dreht und mir etwas übel geworden war. "Was glaubst du eigentlich wer du bist!?", fauchte er und ich konnte mir vorstellen, wie wütend er war. "Ich bin Evelyn und lass mich jetzt in Ruhe." Doch Loki gab nicht auf. Anstatt sich auf den Boden zu legen, hob er mich hoch und legte mich zurück auf den Boden. Er selbst lag nun auf der Liege. "Dies war keine Option," nuschelte ich noch, bevor ich wieder einschlief.

Ich sprang auf, rannte in eine Ecke und übergab mich. Mit den Händen stützte ich mich an der Wand ab. Durch den Geruch wurde mir direkt wieder übel, also ging ich weg von der Wand, wischte mir mit dem Ärmel über den Mund und ging in eine andere Ecke. Loki beobachtete mich mit einem angeekelten Blick schweigend. Meine Lungen schmerzten und mein Hals brannte wie Feuer. Mir war gleichzeitig heiß und kalt. "Hast du Wasser für mich", versuchte ich zu sagen, doch es kamen nur unverständliche Laute aus meinem Mund. Loki sah mich fragend an. Das Sprechen viel mir unendlich schwer, also versuchte ich es ihm mit Handzeichen deutlich zu machen, was ich wollte. Loki verstand sofort, nahm den Becher, mit dem er immer rumspielte und kam zu mir rüber. Er stellte ihn mit etwas Abstand vor mir ab und ging rückwärts zu seiner Liege. Dankbar griff ich nach dem Becher, doch der war leer! "Trink einfach," bemerkte Loki. Ich tat so, als wolle ich trinken und es floss wirklich Wasser in meinen Mund. Ich setzte mich aufrecht hin. Gierig trank ich das Wasser. Plötzlich verschluckte ich mich. Ich fing an zu husten. Blut spritzte auf meine Kleidung. Loki saß immer noch da und beobachtete mich mit einem, für mich, undeutbaren Blick. In dem Moment hätte ich schon gerne gewusst, was Loki sich gerade dachte. Stöhnend ließ ich mich zu Boden gleiten. Ich wusste nicht, was mit mir geschah. Es war, als wenn sich mein Körper gegen mich sträubte. Ich verstand nur Bruchteile davon, was er sagte, während er mit viel Lärm gegen den Schutzschild schlug. "Loki...," flüsterte ich. Doch er hörte mich durch sein Geschrei gar nicht. "Wachen! Hier!" Eine Wache kam zu unserer Zelle. Loki redete schnell auf die Wache ein, doch die Wache glaubte ihm nicht. "Es ist deine Schuld", antwortete diese und ging wieder. Nun, noch wütender als vorher, versuchte er mit Magie de Schutzschild zu zerstören. "Hör auf," würgte ich hervor. Ich wollte nicht, dass er sich meinet Wegen aufregte. Loki hörte auf und kam zu mir rüber. Wiedermal betrachtete er mich schweigend. Ich hasste es, wenn andere Leute mich krank oder verletzt sahen. Genauso, wie dieses Mal. Ich drehte mich von ihm weg, zur Wand. "Selbst wenn du dich abwendest, sehe ich, dass es dir nicht gut geht," hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. "Lass mich in Ruhe. Mir wird es morgen sicher besser gehen," beteuerte ich, um nicht weiter darüber reden zu müssen. Loki sagte nichts mehr. Er stand nur auf und fauchte jedes Mal die Wache an, die bei uns vorbeikam.

Evelyn - Eine Sterbliche in AsgardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt