Chapter 6

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Die Wachen hatten uns gefesselt und wie Thor es befohlen hatte in den Kerker gebracht. Mein Rücken war zu Glück nicht gebrochen, auch wenn ich anderes erwartet hatte. Genervt stand ich in meiner Zelle und beobachtete, wie schon einmal, die anderen Gefangen. Loki schien das alles nichts auszumachen. Er lag wieder auf seiner Liege und las ein Buch. 'Warum konnte ich so etwas nicht?', dachte ich wütend. Nach einigen Minuten wütendem Umherstarren, rief ich: "Hey, Gott des Unheils, warum so fröhlich? Gerne im Gefängnis? Gerne eingesperrt?" "Ich habe einen Plan," antwortete er eingebildet, ohne von seiner Liege aufzustehen, "du etwa nicht?" "Nein!? Irgendwie nicht! Ich hatte auch nicht vorgehabt wieder im Gefängnis zu landen." "Tja, das ist der Unterschied. Ich habe auch nicht geplant hier zu sein, aber ich habe immer einen Plan B." Wütend starrte ich ihn an: "Ich bin noch nicht mal auf die Idee gekommen, dass ich überhaupt nochmal hier sein würde! Ich frage mich ernsthaft, warum ich mich gesorgt habe, als ich wieder auf der Erde war. Ich habe gedacht, dass du nicht das Monster seist, wie jeder denkt, aber anscheinend lag ich da falsch." "Dein Problem..." Ich wurde noch wütender. "Du bist so ein verdammtes Arschloch! Das werde ich dir nie verzeihen! Nur deinetwegen bin ich wieder in diesem beschissenen Kerker!" "Ist mir egal... Du wirst mir sowieso nicht mehr lange von Nutzen sein..." Erschrocken starrte ich ihn an: "Was heißt das? Ich dachte du hilfst mir..." "Was lässt dich denken, dass du mir vertrauen kannst?" Plötzlich wurde meine Zelle dunkel. Der komplette Raum war mit schwarzem Nebel gefüllt. Ich konnte noch nicht mal meine Hand vor Augen sehen. Rein gar nichts konnte ich sehen. Wie ein Tollwütiger rannte ich schreiend durch meine Zelle. "Mach das sofort rückgängig, Loki! Aua!" Ich war gegen einen Tisch gerannt, der vorher noch nicht da gewesen war. "Aaarr! Ich hasse dich! Mach wieder den Nebel weg! SOFORT!!!" Ich konnte Loki nur von weitem lachen hören. Als ich einen von den Schutzschilden gefunden hatte, schlug ich immer wieder dagegen. Dabei beschimpfte ich Loki mit allen Schimpfwörtern, die mir gerade einfielen. Am liebsten hätte ich den Schutzschild mit meinen eigenen Händen zerschlagen. Wieder einmal fiel mir auf, dass ich anderen zu schnell vertraute. Ich habe immer an das Gute in den anderen geglaubt und nun musste ich dafür bezahlen. Nach ein paar Minuten gab ich auf und malträtierte den Schutzschild nicht weiter. Entkräftet ließ ich mich zu Boden fallen. Still saß ich in dem schwarzen Nebel. Die Zeit verging unendlich langsam. Nach gefühlten 6 Stunden verschwand der Nebel plötzlich. Mehrere Wachen kamen auf meine Zelle zu. Zwei von ihnen betraten meine Zelle. Der eine hatte sein Schwert griffbereit in der Hand, während der andere mit Handschellen langsam auf mich zu ging: "Die Gerichtsverhandlung findet nun statt. Wir müssen ihnen Handschellen anlegen. Widerstand ist zwecklos." Ich beobachtete die Wachen mit zusammen gekniffenen Augen. "Sind sie sich da ganz sicher?", zischte ich angriffslustig. Mit einem Satz sprang ich auf die Wache mit dem Schwert zu. Ich packte ihn am Hals und riss ihn mit mir zu Boden. Schnell griff ich nach dem Schwert und rollte mich zur Seite weg. Der Wachmann, der vorhin die Handschellen gehalten hatte, stürzte auf mich zu. Ich versuchte mich mit dem Schwert zu verteidigen, jedoch wusste ich überhaupt nicht, wie ich damit kämpfen sollte. Als der zweite Wachmann auf mich zu kam, hatte ich starke Schwierigkeiten mich zu verteidigen. Ohne es wirklich zu merken, drängten sie mich immer weiter in eine Ecke, bis sie mir das Schwert aus der Hand schlugen. Sofort fesselten sie mich und schliffen mich aus der Zelle. In der Zwischenzeit hatten die anderen Wachen Loki gefesselt und nun brachten sie uns in den Thronsaal. Thor saß erhobenen Hauptes auf dem Thron. Mehrere Bedienstete des Palastes standen am Rand und beobachteten uns. "Wie ist es so da oben auf dem Thron? Spürst du die Macht, die man über die anderen hat?", fragte Loki sarkastisch, als wir am Fuße des Throns ankamen. "Mach es nicht noch schlimmer...", flüsterte ich. "Warum sollte es noch schlimmer werden, wen wir sowieso sterben?", höhnte Loki. "Schweigt!", befahl Thor donnernd, "Ich habe hier das Wort. Euch ist es nicht erlaubt zu sprechen, es sei denn ich erlaube es!" Einer der Wachen trat vor, verbeugte sich und berichtete: "Mein König, wir haben die Gefangenen wie befohlen hergebracht, wobei sie, "er deutete auf mich, "etwas Probleme gemacht hat." Ich grinste hämisch. "Danke! Ich bitte nun Commander Strax nochmal den kompletten Fall zusammenzufassen." Ein keiner, breit gebauter Mann trat vor. Er rollte ein Pergament auseinander und las vor: " Der Angeklagte Loki Odinson..." Doch Loki unterbrach ihn und verbesserte ihn spottend: "Laufeyson! Loki Laufeyson. Mittlerweile sollte jeder wissen, dass ich ein Frostriese bin." Commander Strax schaute ihn verwirrt an, fuhr dann aber fort: "Er ist auf jeden Fall vor ein paar Tagen aus dem Kerker ausgebrochen. Wir haben noch keine Informationen darüber, wie er es geschafft hat. Er hat Odin, den Allvater, umgebracht und dessen Leiche versteckt. Um uns zu täuschen und selbst regieren zu können, hat er sich als Odin ausgegeben. Damit der Mord nicht auffliegt, hat er zusätzlich noch seinen eigenen Tod vorgetäuscht. Die Information, dass er tot sei, hat sich rasch in ganz Asgard ausgebreitet. Die Rolle, die Evelyn Barnes in diesem Fall hat ist noch nicht ganz klar. Wir vermuten, dass sie seine Komplizin ist." Commander Strax verbeugte sich erneut und ging in die Reihe der Bediensteten zurück. "Hat noch jemand etwas gegen den Bericht einzuwenden?", fragte Thor eigentlich an die Bediensteten gewandt. "Ja, ich! Ich bin nicht seine Komplizin! Ich wollte gar nicht hierhin kommen! Ihr wisst nichts über mich, aber fragen könnt ihr auch nicht!" Thor ignorierte mich komplett. "HEY! Ich rede mit dir!" "RUHE!", brüllt Thor, wütend starrte er mich an, "ich werde nun das Urteil verkünden..." Plötzlich wurde ich von Loki umgerissen. Ich fiel tief und landete in schwarzer Asche an einem fremden Ort. Ein starker Wind wehte um mich herum. Die ganze Welt war dunkel und als ich aufstand merkte ich, dass ich immer noch gefesselt war. Ich fing an zu rennen. Dann sah ich eine Person in der Nähe verschwinden. In weniger als einer Sekunde erschien Loki neben mir. Ein Lächeln zierte seine Lippen. "Was ist los?", fragte er. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. "Nichts," antwortete ich. Er stand vor mir und ging langsam rückwärts. "Bist du dir sicher?" Ich sah ihm in seine Augen. Etwas war falsch und das wusste ich. Er plante etwas aber ich zwang mich dazu es zu ignorieren. Dann grinste er plötzlich breit und meinte: "Oh. Ich hab's... Du bist nervös, weil du diese Welt auch nicht kennst." Es war nicht ganz falsch was er sagte. Ich kannte diese Welt nicht. Loki hörte auf zu laufen und zwang mich dadurch auch stehen zu bleiben. Er legte einen Finger unter mein Kinn und ich konnte nicht anders als in seine Augen zu schauen. "Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Ich liebe dich. Verstehst du?" flüsterte Loki. Ich nickte langsam. Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln. Ich ging um ihn herum und konnte in einiger Ferne eine Person erkennen. Ich lief auf die Person zu. Als Loki zu mir aufholte, war das Lächeln immer noch auf seinen Lippen. Plötzlich bemerkte ich wie neblig es geworden war. Jotunheim war kein Ort, den ich auf Anhieb mochte. Loki fing an zu rennen. "Bist du dir sicher, dass das der richtige Weg ist?", fragte ich rennend. "Ja. Das ist der richtige Weg." Plötzlich hörte die Person in der Ferne auf sich zu bewegen und fiel mit dem Gesicht nach vorne zu Boden. Ein schwarzer Pfeil ragte aus seinem Rücken. Für eine Sekunde setzte mein Herz aus. Loki drehte sich zu mir um und grinste immer noch. Ich war verwirrt. Warum sollte Loki fröhlich sein? Aber dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er war auf der Suche nach Verbündeten für irgendwas. Um Asgard nochmal zu übernehmen? Er schritt auf mich zu. Mir fiel erst jetzt auf was für einen irren und gefährliche Blick er hatte. "Loki...? Was hast du vor?", fragte ich. Er hielt mich fest an sich gedrückt. "Erinnerst du dich daran, was ich gesagt habe?" fragte er, anstatt mir zu antworten. Ich nickte nur. "Gut. Denk einfach nur daran..." Ich spürte wie eine Träne mein Gesicht herablief. "Bitte nicht..." flüsterte ich. Ich wusste was folgen würde. Langsam schüttelte Loki missfallend den Kopf: "Evelyn, nein. Denk nicht falsch darüber. Ich muss das tun" Er drückte seine Lippen auf meine. Ich war schockiert und dann spürte ich wie etwas spitzes meine Haut berührte und langsam in mein Herz gestochen wurde. Loki ließ mich los und ich fiel zu Boden. Sein Gesicht war eine hässliche Fratze, als ich zu ihm hochsah. Ich sah dasselbe Lächeln auf seinem Gesicht und ein tiefes, gehässiges Lachen entfuhr seiner Kehle. Ich hatte Probleme zu atmen. Meine Brust schmerzte höllisch. "Ich kann nicht glauben, dass du gedacht hast, dass ich so was wie Liebe empfinden würde." Loki kniete sich neben meinen Kopf und legte seine Hände an meine Schläfen. Ich spürte einen stechenden Schmerz durch meinen Körper zucken. Ein unerträgliches Gefühl, als wenn Loki etwas aus mir rausreißen würde, ließ mich schreien. Schwärze begann sich in meinem Blickfeld breit zu machen. Ich schrie immer noch und wand mich unter den Schmerzen. Als die Dunkelheit mich komplett umfangen hatte, hörte ich auf zu schreien. Ich spürte nichts mehr. Das letzte was ich sah, was sei Gesicht. Sein hämisches Grinsen. Ich bereute alles was passiert war. Alles was ich in den letzten Tagen gemacht hatte, bis ich meinen letzten Atemzug machte und verschwand.

Ich hörte gequälte Schreie, Fauchen und Kampfgeräusche. Als ich bemerkte, dass jemand nach mir rief, sah ich mich vorsichtig um. Um mich herum befand sich eine Wand aus Feuer. Es war unerträglich heiß. Wieder war da diese Stimme, die nach mir rief. Eine junge Frau kroch aus einem Strom von Lava. Sie sah mich flehend an. "Hilf mir... Bitte..." Ich ging zu ihr rüber und wollte ihr meine Hand reichen, aber ihr Gesichtsausdruck änderte sich und sie zog mich mit sich in die Lava. Sie lachte hämisch. Es war dieselbe hämische Lache wie die Lokis. Ich hatte das Gefühl zu brennen, dass mein Körper in Flammen stehen würde. Von irgendwo her hörte ich Lokis Stimme: "Du hast mir sehr geholfen, Sterbliche... Jetzt werde ich meinen Plan endlich vollenden können." Alles wurde wieder schwarz. Ich fiel wieder, aber als ich auf dem Boden aufschlug, verlor ich das Bewusstsein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 12, 2019 ⏰

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Evelyn - Eine Sterbliche in AsgardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt