Sechs - Ihr harmoniert richtig gut miteinander!

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Ich hörte noch, wie Mr. Yang mir etwas nachrief, aber ich verstand es nicht. Ich wollte nur weg, aber ich wusste nicht wohin mit mir, also setzte ich mich auf eine Treppenstufe im zweiten Treppenabschnitt. Ich raufte mir die Haare. Wie konnte das überhaupt möglich sein?! Klar hatte ich schon gehöhrt, dass jeder Mensch einen Doppelgänger hatte, aber man könnte meinen man hätte mich geklont. Noé sah 1 zu 1 genauso aus wie ich. Der einzige Unerschied war ihre Ausstrahlung. Sie wirkte selbstsicher und überzeugt von sich. Ich nicht.Und natürlich musste gerade sie mich blamieren! Na toll, jetzt weinte ich auch noch! Ich war echt armselig.

Ich bemerkte, wie sich jemand neben mich setzte. Ich schaute nicht auf, sondern wischte mir die Tränen weg. Ich wollte keine Schwäche zeigen, wofür es jetzt vielleicht zu spät war, aber man kann es ja wenigstens versuchen... Ich sah zur Person, die nun neben mir saß.

Ach du heilige...! Zur Krönung musste mich Jonas auch noch weinen sehen. Der Tag wurde ja immer besser (man bemerke die Ironie). Jonas sah mich besorgt an. Wie ich diesen Blick hasste! Ich ließ mir allerdings nichts anmerken. ,,Die anderen waren an ihrem ersten Tag nicht viel besser...naja, Noé schon, aber das ist auch egal. Jedenfalls solltest du dich echt nicht zu viel hineinsteigern." Der hat gut reden! Er wurde ja nicht gerade von seinem Spiegelbild verhöhnt! ,,Wurdest du vor dem gesamten Jahrgang blamiert?", entgegne ich. ,,Nein, aber i-" ,,Lass es gut sein.", unterbrach ich ihn. Ich wollte jetzt allein sein und das ging nicht, wenn er hier saß. Ich stand auf und ging in die Richtung, in der ich mein Zimmer vermutete.

Wenigstens eine gute Sache: Ich hatte mein Zimmer beim ersten Versuch gefunden. Ich hatte einige Schuldgefühle. Es war nicht fair meinen Frust an ihm auszulassen, aber es tat gut. Ich wollte noch keine Hausaufgaben machen, also schrieb ich an meinem Lied weiter. Ich brauchte noch einen letzten Vers und saß schon ein paar Tage an diesem.

Auf einmal fiel mir einer ein! 'And i was gone...' Das war der perfekte Schluss. Ich sang das Lied einmal ganz, da ich mir die Melodie schon beim Schreiben ausgedacht hatte. Das klang gut! Nur eine Frage blieb noch offen: Mit welchem Instrument sollte ich mein Lied begleiten? Am ehesten mit einem Klavier, da ich ja auch Klavier spielte, aber ich fand, dass eine Gitarre besser dazu passte. Also musste ich entweder Gitarre lernen, oder einen geeigneten Spieler finden. Irgendjemand hier spielte doch Gitarre...Mina? Max? Jonas? Toll. Ich hatte es vergessen!

Ich sang mein Lied noch einmal, um die Melodie zu verfeinern, als in der letzten Strophe die Tür aufging. Der Unterricht war wohl schon vorbei. Saß ich echt schon so lange hier? Bevor ich etwas sagen konnte, ergriff Bella das Wort: ,,Oh mein Gott! Du kannst so toll singen! Ist das echt dein Lied?" Ich sah zu Boden und spürte, wie ich rot wurde. Bisher hatten mich nur Louise und Pierre singen hören und das auch erst nach ein paar Jahren. Ich antwortete schüchtern: ,,Danke". Mehr brachte ich auch nicht zustande.

Erst jetzt bewerkte ich Mina, Max und Jonas hinter Bella. Alle nickten zustimmend. Ich wollte in diesem Moment am liebsten vor Scham im Erdboden versinken! Anscheinend bemerkte Jonas dies, denn er wechselte das Thema: ,,Für morgen müssen wir ein Kunststück mit Feuer vorbereiten. Irgendetwas besonderes." Ich nickte. Ich würde einfach Feuer speihen. Das war ja so besonders, wie alle sagten.

Isabella ließ jedoch sich nicht beirren und fragte: ,,Weißt du schon, womit du dein Lied begleiten möchtest?" ,,Naja...also ich tendiere zu Gitarre, aber Klavier wäre realistischer, da ich ja Klavier spiele. Vielleicht begleitet noch ein anderes Instrument."

Auf einmal drehten sich alle zu Jonas um. Hatte ich was falsches gesagt? Mina räusperte sich. ,,Unser guter Jonas spielt Gitarre" Nach diesen Worten klopfte Max ihm freundschaftlich auf die Schulter. Wieso war das klar? Der Boden schien sehr interessant für Jonas zu sein, da er ihn sehr interessiert ansah. ,,Stimmt. Und er ist echt gut", sprach nun Max. Nun war es Jonas, der rot wurde ,,Naja, ihr übertreibt etwas..." ,,Nein, wir untertreiben! Du bist echt...wie würdest du sagen? Verdammt gut!", imitierte Bella ihn. Alle, inklusive mir, brachen in schallendes Gelächter aus. Jonas blieb anfangs standhaft bis auch er einknickte und mit uns lachte.

Also würden wir uns noch öfter sehen. Es war komisch, so viel Zeit mit einem fast fremden zu verbringen, aber ich freute mich ein wenig darauf. ,,Hast du schon eine Melodie für die Gitarre?", riss mich Jonas aus meinen Gedanken. ,,Nein, ich arbeite dran" ,,Ich bestehe darauf, dass wir dir helfen...Nach dem Essen!", bestimmte Bella. Yay, endlich ein 'Mensch', der Essen so sehr wie ich mochte!

Wir gingen also essen und unterhielten uns angeregt über mein Lied. Ich sollte es als erstes noch einmal vorsingen, damit sie sich eine Melodie für die Gitarre ausdenken konnten. Mir wurde mulmig zu mute bei der Vorstellung bewusst vor den anderen zu singen, aber ich vergaß meine Sorgen. Sie schienen meine Musik echt zu mögen und ich vertraute ihnen komischerweise.

Ungefähr eine Stunde später saßen wir in Jonas' Zimmer, Jonas und ich auf seinem Bett und Bella, Max und Mina auf der kleinen Couch. Sie fanden, wir sollten nebeneinander sitzen, um eine bessere Verbindung aufzubauen...also wirklich! Sein Zimmergenosse war wohl noch unterwegs. Mir wurde noch gesagt, dass sie Zwillinge waren. Komisch, ich hatte im Kurs niemanden bemerkt, der ihm ähnlich sah.

Naja auch egal. Ich begann also zu singen: ,,I looked trough the window..." nach einigen Versen spielte Jonas mit. Dies spornte mich an und ich sang motiviert weiter: ,,...And i was gone." Diesmal klatschten die anderen begeistert. ,,Ihr seid toll zusammen! Ihr harmoniert richtig gut miteinander!", bemerkte Bella. Max und Mina nickte mal wieder zustimmend. Jonas und ich wichen mal wieder ihren Blicken aus. Totales Déjà-Vu!

Dies bemerkte wohl auch Jonas: ,,Echtes Déjà-Vu!" Wir lachten alle...mal wieder. Nach einer weile kam Jonas' Zimmergenosse herein. Er hatte dunkelbraune Haare und ebenso dunkle Augen mit goldenen Sprenkeln. ,,Hey Finn!", begrüßte Jonas ihn. ,,Hallo", erwiderte er. Sein Blick glitt durch den Raum und blieb an mir hängen. ,,Noé?" Alle außer Finn und ich lachten. ,,Nein, Chloé", korrigierte ich ihn leicht genervt. Dieses Mädchen hatte doch eine ganz andere Ausstrahlung als ich! Finn hob seine Augenbrauen. ,,Zwillinge?" ,,Nein."

,,Und was macht ihr so?" ,,Wir sp-" Bella verstummte als ich sie mahnend ansah. Sollte ja nicht gleich jeder wissen, dass ich Lieder schrieb! Sie fing sich aber gleich wieder: ,,Wir lauschen Jonas' wunderbarem Spielen auf seiner Gitarre." Aber sie hatte recht. Er spielte echt gut! Jonas kratzte sich leicht nervös am Hinterkopf. Er war es wohl echt nicht gewohnt so gelobt zu werden. Süß! Klar, das musste ausgerechnet ich denken! Finn nickte leicht skeptisch. ,,Ich gehe noch ins Kino", er nahm sich seine Jacke. ,,Noé?", fragte Jonas. Finn nickte mal wieder und verschwand auch schon.

HALT STOP! Noé??? Jonas bemerkte wohl meinen fragenden Blick, denn er klärte mich auf: ,,Er und Noé sind sowas wie ein Paar." Achso. Da das jetzt geklärt war, arbeiteten wir weiter an meinem, jetzt unserem Lied. Wir verfeinerten Details, auf die ich bis jetzt gar nicht geachtet hatte.

Es war schon spät und Zeit für das Abendessen. Also verließen wir das Zimmer und gingen zur Mensa. Auf dem Weg trafen wir Noé und Finn, die Hand in Hand in die Richtung von den Zimmern gingen. Das waren zwei Begegnungen zu viel an einem Tag!

Flammen aus EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt