Menschen fangen an zu schreien, Leute kommen aus ihren Häusern um zu gucken, was passiert ist. Schnell wird es lauter und voller. Adam brüllt mir etwas zu, doch ich verstehe es nicht. Ich starre immer noch auf das zerfallene Haus. Mehrere Schüsse fallen, die Royal Navy läuft in Truppen hin und her und fängt jetzt auch an zu schießen.
Ich verstehe endlich, dass Adam mir sagt, ich soll die Zwillinge nach Hause bringen. Ich nicke und ziehe John und Dana hinter mir her. Unser Haus steht auf der anderen Seite der Stadt, beziehungsweise noch hinter einem Berg, deshalb ist es dort wahrscheinlich am sichersten. Die Piraten würden unser Haus nicht einmal finden.
Zuhause angekommen befehle ich Dana und John hier zu warten und auf gar keinen Fall aus dem Haus zu gehen. Ich gebe beiden einen Kuss auf die Stirn und laufe schnell aus dem Haus. Vorher nehme ich noch unser Küchenmesser mit, für den Notfall. Ich will wieder zurück zu Adam.
Es dauert bestimmt 10 min bis ich unten am Hafen bin, weil man kaum noch durch die Straßen kommt. Der Nebel hat sich zwar ein bisschen verzogen, allerdings laufen überall Menschen herum und es liegen schon ein paar Leichen auf dem Boden. Viele Häuser brennen oder sind eingestürzt. Man hört Schreie, Schüsse und weinende Menschen.
Am Hafen suche ich meinen Bruder. Nach einiger Zeit sehe ich ihn auf einem der Stege. Ich will gerade zu ihm laufen, als ein großes Schiff aus der Nebelschicht auf Portsmouth zukommt. An der Flagge erkenne ich, dass es sich um ein Piratenschiff handelt. Darauf grölen bestimmt 200 Piraten und halten ihre Waffen in die Luft. Die nächsten Kanonenschüsse fallen. Kurz darauf verlassen fast alle Piraten ihr Schiff und fangen an, Leute umzubringen und Sachen aus den Häusern zu klauen. Ich bleibe erstmal stehen und beobachte alles, um einen passenden Weg zu finden, zu meinem Bruder zu kommen.
Als ich wieder zu ihm schaue, kämpft er mit seinen Leuten gerade gegen ein paar Piraten. Er liefert sich mit einem Pirat einen Schwertkampf. Plötzlich schlitzt dieser ihm den Hals auf und Adam fällt zu Boden.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ich falle auf meine Knie und meine Kinnlade klappt runter. Adam liegt reglos dahinten auf dem Steg. Meine Welt bricht gerade zusammen. Ich bekomme Tränen in den Augen und einen Kloß im Hals. Er ist tot. Ich kann mich nicht bewegen. Ich hocke auf dem Boden. Ohne mich auch nur ein Stück zu bewegen. Tränen fließen meine Wangen herunter. Um mich herum schreien, heulen, rennen, kämpfen und sterben Menschen. Häuser brennen weiter. Mehr Schüsse fallen. Ich knie hier und warte darauf, dass ich aufwache. Dass alles nur ein Albtraum war und ich mein Leben gleich normal weiterleben kann. Aber nichts passiert.
Nach einigen Minuten werde ich nach oben gezogen. Jemand hatte mich an den Oberarmen gepackt und hochgezogen. Erschrocken schaue ich mich um und erkenne dass ein Pirat mich festhält und mit sich zieht. Ich zappele herum doch es hilft nichts. Mir fällt das Küchenmesser wieder ein und ich schaffe es, es aus meiner Tasche zu ziehen. Mit einer schnellen Bewegung habe ich einen Schnitt an seinem Arm verursacht was ihn aufschreien lässt. Er lässt mich fallen und ich komme auf dem Boden auf. Als ich mich aufrappeln kann und gerade losrennen will, packt er mich und dreht mich zu ihm um. Er hält mich so hoch, dass wir fast auf einer Augenhöhe sind. Meine Füße hängen ein ganzes Stück über dem Boden.
„Hör zu Süße, entweder du kommst mit oder du bleibst hier als Leiche liegen!"
Seine bedrohliche Stimme lässt mich erzittern und ich sehe ihn stumm mit meinen verheulten Augen an.
„Geht doch!" sagt er triumphierend mit einem ekligen Grinsen.
Er will gerade weitergehen, als ich meine Hand mit dem Messer hochhebe, doch er nimmt es mir weg und schneidet ein paar Mal in meinen Arm. Ich schreie auf.
„Das war deine Strafe! Wehe du versuchst das noch einmal!„ Mit diesen Worten wirft er mich über seine Schulter und geht auf das Piratenschiff zu.
Er befördert mich auf das Schiff und sie bringen mich zwei Etagen weiter nach unten. Dort gibt es einen relativ großen Raum mit Gitterstäben, der als eine Art Gefängnis dient.
Grob stoßen sie mich in den Raum und schließen ihn ab. Ich sehe mich um. Es sind schon mehrere Leute in der Zelle, hauptsächlich Frauen oder reicher aussehende Leute. Wahrscheinlich wollen die Piraten mit den Frauen „ihren Spaß haben".
Die Leute sehen mich mit großen Augen an. Die meisten liegen oder sitzen auf dem Boden. Sie sehen aus, als ob sie sich längst mit ihrer Gefangenschaft abgefunden haben. Dieser Anblick verstetzt mir einen Stich... Die Leute können doch nicht einfach aufgeben und akzeptieren, was passiert! Ich werde das Verhalten der Piraten auf gar keinen Fall hinnehmen!
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Uns gehört das Meer
Historical FictionGroßbritannien im Jahr 1715, goldenes Zeitalter, stärkste Zeit der Piraterie Die 16-jährige Elizabeth Ava Blake lebt mit ihrer schwerkranken Mutter, ihren kleinen Zwillingsgeschwistern und ihrem Bruder in einem ärmlichen Haushalt. Sie kümmert sich u...