Kapitel 4

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4.

Jarves legte einen Arm um Maddy. Und zupfte mit der anderen Hand an Maggys Kopfverband. Die Ledersitze quietschten..

  „Wollen wir doch mal sehen wie es aussieht.“

Er zog den Verband ab und begutachtete die Wunde.

  „Hm“, grübelte er leise „Schon besser. Aber warte.“

Jarves kurbelte die Scheibe zwischen Fahrer und ihnen selbst hoch, damit er ihnen weder zuhören, noch sie sehen konnte.

Vorsichtig strich er dann mit seinen Fingerspitzen über die Wunde. In Sekundenschnelle flickte sie sich zusammen.

  „Was?“, Maggy stockte der Atem als sie die Stelle berührte „Das ist ja unmöglich! Wie, wie?“

  „Ich habe neue Versionen meiner Kräfte entdeckt, so kann ich kleinere Wunden heilen.“

  „Krass“, staunte Maggy.

    „Mit deinem Knie geht das noch nicht, dafür ist die Verletzung zu groß, aber womöglich wachsen die Kräfte.“

  „Okay.“, sagte Maggy und blinzelte ihn an „Aber wie geht es weiter? Gehen wir nach Merokilis?“

  „Und ob.“

  „Sie fügen unseren Ahnen Gase zu, bis sie irgendetwas zu Wort bringen!!“, Maggy schluckte „Warum sollten wir dort sicher sein, wo sie uns foltern und unter Drogen setzen, wenn sie uns erwischen?!!“

  „Wir verstecken uns ja nicht innerhalb.“, erklärte Jarves beruhigend und nahm seinen Arm weg „Sondern... in dem Bunker, unter der Festung.“

  „Ein Bunker?!“, Maggy riss ihre Augen ganz weit auf „Unter  Merokilis???“

 „Ja. Er wurde erichtet, für den Fall, dass ein Krieg zwischen uns und den Menschen käme.“

  „Ha.“, Maggy starrte in die Luft und sah Jarves dann an „Was?? Wir hätten uns alle dort verstecken können!!! Keiner hätte sein Leben lassen müssen!!! Und jetzt berichtest du das erst, wenn wir beide nur noch übrig sind?? Ich fasse es nicht!“

  „Maggy.“, Jarves stütze seinen Kopf in beide Hände „Das ist nicht so wie du denkst... er,... er ist nur für uns gebaut worden.“

  „Hä??“, Maggy verstand überhaupt nichts mehr.

  „Ich darf dir nicht mehr sagen als: dort sind wir in Sicherheit. Du bist in Sicherheit. Zumindest für gewisse Zeit.“

  „O-okay.“

Sie schwiegen. Jarves presste seine Lippen aufeinander. Eine ganze Stunde brachte keiner der Beiden ein Wort über die Lippen. Maggy war eingeschlafen. Die Landschaft sauste draußen vorbei. Die Straße war geräumt, also war die Fahrt bis zu diesem Zeitpunkt gut verlaufen. Bald würden sie da sein. Jarves tastete nach Maggys Hand, die auf ihrem Bauch lag und verschränkte seine Finger mit ihren.

  „Jarves?“, flüsterte Maggy noch müde und mit geschlossenen Augen.

  „Ja?“

  „Du musst mir etwas versprechen.“

  „Ähm ja. Alles was du willst.“, er starrte auf den Boden.

  „Gut.“ Maggys Augen klappten auf „Versprich mir, dass du mich nie wieder alleine lässt. Nie wieder.“

Jarves zögerte. „Ja. Ich verspreche es.“ Er atmete tief aus.

Maggy richtete sich auf und sah ihn an. Mit beiden Händen umfasste sie Seine.

  „Wirklich?“

  „Ja.“

  „Okay.“, Maggy war sehr erleichtert „Ich liebe dich.“

  „Ich dich auch.“, Jarves zwang sich zu einem Lächeln.

Maggy strahlte.

  „Wir sind gleich da.“, verkündete Jarves.

  “Hm.“

Zehn Minuten später hielt der Wagen an einer Straße in der Nähe des Big Ben an. Jarves bezahlte den Taxifahrer und sie stiegen aus. Das Taxi fuhr davon. Auf der sechsspurigen Straße waren viele Autos, Busse und Laster unterwegs und auf den Fußgängerwegen mussten sich die Menschenmassen aneinander vorbeiquetschen.

Maggy sah sich um. „Wo lang?“

„Dort.“, Jarves deutete in Richtung Osten „Immer dem Halbmond nach, er führt dich nach Merokilis. Weißt du das nicht mehr? Dein Großvater hat es uns vor sehr langer Zeit gelehrt.“

  „Ich weiß überhaupt nichts mehr.“, Maggy sah ihn an „Außer dass ich in Merokilis gelebt habe. Bis sie uns beschossen.“

Sie kniff leicht ihre kristallblauen Augen zusammen. Die Sonne schien jetzt hell am Himmel. Sie schien auf den gefrorenen Schnee, der alles bedeckte und dieser glitzerte dadurch. Die Luft war frisch und angenehm kühl. Von Westen kamen dicke Wolken. Bald würde es wieder schneien. Jarves schaute Maggy leicht von der Seite an. Sie starrte wie hypnotisiert auf den brausenden Verkehr und schien die Zeit zurückspulen zu wollen. So hilflos schien sie Jarves vorzukommen, aber dennoch mächtig. Schnell nahm er ihre Hand und verschränkte seine Fingern mit ihren. Maggy sah auf ihre Hände, drehte sie und betrachtete sie.

Dann sah sie zu Jarves auf.

  „Also los. Immer dem Halbmond nach."

Jarves versuchte sich an einem Lächeln, als die ersten Flocken vom Himmel fielen. Sie gingen Hand in Hand los. Die Spitze des Big Ben wurde plötzlich von geisterweisem Nebel umhüllt. Der Himmel zog sich schlagartig zu. Eiskalter Wind brachte beide zum Frösteln. Ganz London verdunkelte sich.

Jarves drückte Maggys Hand ganz fest. Sie zog ihn weiter. Plötzlich schien sie es wirklich eilig zu haben nach Merokilis zu kommen. Dann stürmte es. Der Wind fegte den Pulverschnee durch die Luft und in Jarves´ und Maggys Gesichter. Sie zogen ihr Kapuzen über ihre Köpfe. Jarves stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wind. Maggy bemühte sich auch, ihr schien es jedoch nicht sehr schwerzufallen gegen den Wind anzukämpfen. Der Wind peitschte über ihre Köpfe hinweg. Vor lauter Schnee konnte Jarves kaum noch etwas sehen, aber Maggy zog ihn an ihrer Hand weiter. Sie wusste scheinbar genau wo es langgehen musste, obwohl der Halbmond überhaupt nicht mehr zu sehen war.

Danger heart <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt