Ich träume nicht von dir. (X)

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,,Ich liebe dich", bringe ich flüsternd von meinen zitternden Lippen hervor und schaue auf meine verschlungenen, leicht verschwitzten Hände. Ich fange an zu weinen, es tut so sehr weh in Colins Nähe zu sein. Gleichzeitig fängt mein Herz an zu rasen, weil es sich so richtig anfühlt. Ich empfinde ein Kribbeln in meinem Bauch, das sehr stark ist. Hunderte von Schmetterlingen befinden sich in meinem Inneren. Ich bin nicht mehr allein, endlich komplett und glücklich. Endlich...

Unsere Lippen berühren sich. Der Kuss ist vertraut, ein wenig grob, besonders die Verzweiflung tritt in den Vordergrund. Ich will nicht, dass er mich benutzt, sondern mich wirklich will. Ich bin durcheinander, da ich ihn über alles liebe, auf der anderen Seite habe ich immer noch meine Zweifel. Liebt er mich denn noch? Ich unterbreche den Kuss. Ich kann den Kuss doch nicht einfach erwidern, wenn ich mit Mike zusammen bin, oder? Ich atme panisch ein und aus. Mir ist bewusst, dass ich ein Fehler mache, immer wieder denselben. Bin ich überhaupt noch ein Mensch?

,,Mia", sagt er und blickt kurz in meine Richtung, bevor er dann auf den Boden schaut. Seine Stimme zittert dabei. Er liebt mich oder? Ich fühle es doch. Er muss mich noch lieben.

Ich versuche in seine Augen zu sehen, aber er schaut nicht mehr in meine Richtung. Er ist distanziert, obwohl wir uns so nah sind. Wir sind nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Mein Herz schmerzt. Ich will ihn umarmen, ihm sagen, dass ich ihm alles verziehen habe und alles gut wird, aber ich schweige. Ich kriege kein einziges Wort hinaus. Es geht nicht, ich kann nicht. Aber wieso ist das so? Warum wirkt er im Moment so zerbrechlich? Ich bin doch das Opfer.

Ohne es zu merken, liegt meine bebende Hand auf seiner Wange. Vorsichtig streiche ich über seine Haut und fühle die Wärme, die er ausstrahlt. Erst als ich seinen Namen nenne, blickt er wieder auf und ich erkenne tiefe Trauer, die mir bekannt ist. Sein vertrauter Sog, seine Aura, er beherrschte den Raum. Nein, meine ganze Welt und er kontrollierte alles.
Wie kann man einen Menschen so sehr vermissen?

Ich bin abhängig, verzweifelt und so sehr verliebt in ihn. Ich habe Gefühle für ihn, die zu stark sind als das ich etwas dagegen tun könnte. Ich liebe ihn einfach.

Er legt seine kühle Hand auf meine. Er lehnt sich in meine Richtung und dann liegen seine Lippen schon auf meinem Mund. Erneut. Kein Zittern. Leidenschaftlich. Haut an Haut. Kein Zurückschrecken. Mein Brustkorb hebt und senkt sich. Seine Bartstoppel kratzen und sein Atem streift über meine Haut. Er grinst in den Kuss hinein, dringt dann mit seiner Zunge in meinem Mund.

,,Endlich gehörst du mir", sagt er als er den Kuss unterbricht.

Dann beginnt er meinen Hals zu küssen, in mein Ohrläppchen sanft zu beißen und mit seinen Hände über meinen Körper zu wandern. Dann fühle ich seine rechte Hand unter mein Shirt, das kurz danach auf dem Boden landet. Ich vergesse alles, meine ganze Umgebung löst sich auf. Ein komischer Nebel entsteht, mein Verstand setzt aus. Sein Duft steigt in meine Nase. Ich sehe nur noch ihn.

Ich lasse es zu, nein, ich will es in diesem Moment sogar. Ich weiß nicht warum. Warum begehe ich diese Dummheit? Ich habe eine schreckliche Sache getan.
Ich fühle denselben Schmerz wie damals. Ich schließe meine Augen. Warum begehre ich diesen Mann?

Ich betrüge Mike.

Nach einer Ewigkeit, die nicht schöner sein konnte, bricht er den Kuss ab und blickt mir tief in die Augen, während ich nackt in seinen Armen liege. Ich verliere mich in diesen wunderschönen Augen.

Plötzlich wandeln sich seine dunklen Augen in einer helleren Farbe um. Ich schaue ihn irritiert an. Doch er verändert sich immer mehr und mehr. Ich schließe meine Augen, da die Angst herausgekrochen kommt. Was ist nur los? Ist dies wieder einer dieser Träume? 

,,Mia, stimmt etwas nicht?", fragt die Stimme, die nicht zu Colin gehört.

Es ist Mike. Ich weine.

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