Jonas Pov
Mit einem Schrecken fuhr ich hoch. Ich hatte mich auf der Couch nieder gelassen, um zu warten.
Was war das? Ich hörte wie Nora gegen die Tür klopfte und weinte. Sie weinte immer lauter. Es tat so weh. Es zerdrückte mir das Herz. Ich wollte nie, dass es ihr schlecht ging. Im Gegenteil. Sie sollte doch glücklich sein. Glücklich bei mir. Mit mir.Ich stand von der Couch auf und ging so leise wie nur möglich die Treppen hoch entlang zu Noras Tür. Ein paar Schritte vor der Tür blieb ich stehen. Ich versuchte meine Atmung zu verlangsamen. Es viel mir schwer, denn ich war ziemlich aufgeregt. Meine Hände begannen zu schwitzen. Ich rieb sie mir an meiner Jogginhose.
Nach einer Weile hörte ich kein Geräusch mehr. Ich hörte sie nicht mehr weinen. Was tat Nora?
War sie eingeschlafen? Oder hatte sie sich versteckt?Aus meinem Tshirt brachte ich einen Schlüssel an einer Kette gebunden hervor. Ich löste ihn von Kette und lies sie wieder um meinen Hals fallen. Vorsichtig steckte ich diesen Schlüssel ins Schloss. Eigentlich wollte ich noch eine Weile warten, aber die Stille gefiel mir gar nicht. Vor allem, weil ich nicht wusste, was Nora hinter der Tür tat. Vielleicht ist sie auch vor Erschöpfung umgefallen und hat sich dabei den Kopf gestoßen. Oder hatte einen Kreislaufzusammenbruch. Ich konnte nicht länger warten.
Geräuschlos wie nur möglich versuchte ich den Schlüssel im Schloss rum zu drehen. Kurz hielt ich inne, bevor ich schließlich doch die Tür langsam einen Spalt öffnete.
Da war sie. Nora saß in der Ecke. Ihre Knie angewinkelt und die Augen geschlossen. Ihre Schminke war verlaufen. Sie musste wirklich geweint haben. Es tat mir so leid.
Ich wagte mich einen Schritt hinein. Blieb kurz stehen. Nichts. Keine Reaktion. Vorsichtig ging ich auf sie zu. Sie sah so schön aus. Auch wenn sie fertig war. Ob sie schläft? Woran dachte sie, als sie aufwachte?
Ich hockte mich hin. Musterte ihr Gesicht. Wollte ihr über die Wange streichen. Plötzlich riss sie die Augen auf. Mit voller Kraft stieß sie mich weg, so dass ich umkippte.
Ich stieß mit dem Kopf gegen das Bett. Verdammt. Das tat weh. Voller Schmerz sah ich, wie Nora aus dem Zimmer rannte. Es war nicht nur der Schmerz an meinem Hinterkopf, sondern auch der, in meinem Herzen. Sie rannte tatsächlich vor mir weg. Es tat einfach nur weh.So schnell wie ich konnte rappelte ich mich auf und lief ihr hinter her. Den Schmerz bei Seite geschoben. Sie schrie um Hilfe. Voller Angst rannte sie die Treppe runter und versuchte die Haustür auf zu machen. Mehrmals zog sie hektisch dran, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich verschlossen war. Zum glück hatte ich vorher abgeschlossen. An der Treppe blieb ich stehen und sah sie an.
Ihre Haare zerzaust, ihre Schminke verschmiert. Mit schwerem Atem und Tränen in den Augen suchte sie hastig einen Ausweg. Ihre Blicke gingen durch den ganzen Raum. Erschrocken drehte Nora sich um und erblickte mich.
Mit weit aufgerissenen Augen sah Nora mich an. Mein Herz hielt kurz an. Nichts passierte. Sie stand einfach nur da und unsere Blicke trafen sich. Ihre großen, dunklen Augen blickten genau in meine. Sie waren voller Angst.
Sie schluckte. Warscheinlich überlegte sie sich eine Fluchtmöglichkeit. Aber es gab keine. Egal was sie auch versuchen würde, sie würde hier nicht wegkommen. Ich hatte alles verriegelt. Jede Tür ist verschlossen, jedes Fenster verriegelt. Alle spitzen Gegenstände entsorgt. Gegenstände, mit denen sie mit hätte verletzen können. Die Schlüssel waren sicher verwahrt. Mein Vorteil: sie sah das Haus zum ersten Mal. Sie kannte sicg nicht aus.
Niemand würde sie hören, egal wie laut sie schrie.
Ich überlegte, was ich ihr sagen sollte. Etwas, was ihr das Gefühl gibt, in Sicherheit zu sein. Etwas, was sie beruhigt. Mein Hals war so trocken. Ich brachte kein Wort raus.
Vorsichtig ging ich ein Schritt auf sie zu. Sie erschrak und schaute sich schnell weiter um.
Ich ging einen weiteren Schritt auf sie zu. Meine Knie zitterten. Sie zögerte nicht lange und rannte den Flur runter zur nächsten Tür, unwissend, welche es war. Das Badezimmer. Ich lief ihr hinter her, war aber nicht schnell genug sie zu fassen. Gerade als meine Hand die Türklinke berührte, schloss sie die Tür ab. Ich hörte das Schloss klicken.
Verdammt. Ich war so kurz davor. Das Fenster war verriegelt. Sie konnte also nicht raus.
Es war zwecklos sich im Bad einzuschließen. Früher oder Später musste sie raus kommen. Schließlich würde sie bald Hunger bekommen.Ich würde hier auf sie warten.
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Entführt
RomanceDie 16 jährige Nora läuft Abends durch die Straßen, als sie plötzlich gepackt und entführt wird. Ihr Entführer: ein 19 jähriger, gut aussehender Typ mit viel Geld. Sie wird gezwungen mit ihm zusammen zu leben, da er nicht vorhat sie so schnell gehen...