Queen of Hell

3

Ich war wieder im Ballsaal in Windsor Castle und Matthew wirbelte mit mir über die Tanzfläche. Als das Lied endete, zog er mich diesmal ohne zu zögern eng an sich und küsste mich. Der Kuss war stürmisch und leidenschaftlich und ich konnte nicht genug davon kriegen. 'Du bist wunderschön.', murmelte mein Prinz zwischen zwei Küssen. 'Komm mit!', flüsterte er mir ins Ohr. Dann nahm er plötzlich meine Hand und zog mich durch die Menschenmenge zur Tür. Als wir über die Schwelle traten, änderte sich das Szenario. Wir waren nicht auf dem breiten Flur des Schlosses, sondern in einem Schlafzimmer. Meinem Schlafzimmer! Matthew hob mich hoch und ich schlang meine Beine um seine Hüften. Während er mich küsste, trug er mich zum Bett, wo er mich ablegte. Als er über mich kam, flüsterte er: 'Ich liebe dich, Lucia.' Genau in diesem Moment erklang ein merkwürdiger Ton. Ich schlug die Augen auf und befand mich immer noch in meinem Schlafzimmer. Allerdings alleine. Der Ton kam von meinem Wecker auf dem Nachttisch. Genervt streckte ich den Arm aus und tippte auf das Display, damit er endlich verstummte. In Gedanken war ich immer noch in meinem Traum. Ein seliges Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Im nächsten Moment würde mir bewusst was ich hier tat. Schockiert fuhr ich hoch, sodass ich senkrecht im Bett saß. Hatte ich allen Ernstes von Prinz Matthew geträumt? Noch dazu, wie er und ich... Stopp! Am besten dachte ich einfach nicht weiter darüber nach. Ich würde ihn sowieso nie wieder sehen. Genau! Also kein Grund sich Hoffnungen oder Sorgen zu machen. Halt! Hoffnungen? Vielleicht sollte ich mir doch Sorgen machen. Oh nein! Das war überhaupt nicht gut! Schnell stand ich auf und begann mich für die Arbeit fertig zu machen. Möglicherweise würde mich diese Beschäftigung ablenken.
Als ich in einem schlichten, schwarzen Businesskleid die Wohnung verließ, wanderten meine Gedanken wieder zu Matthew. Nein! Ich würde nicht an ihn denken! Zum ersten Mal, war ich froh über den Londoner Verkehr, denn so richtete sich meine Aufmerksamkeit auf die Straße. Vor meiner Firma, parkte ich und stieg aus. Wie ich nun so auf dem Gehsteig stand, hatte ich wieder nichts worauf ich mich konzentrieren konnte. Da erblickte ich einen Zeitungsstand. Perfekt! Ich würde einfach Zeitung lesen. Irgendwann verschwand der Kronprinz sicherlich aus meinen Gedanken. Also ging ich auf den Stand zu. Einige Menschen standen davor. Wollten die etwa alle die heutige Zeitung? Als ich näher kam und einen Blick auf die Magazine werfen konnte, verschlug es mir die Sprache. Auf jedem einzelnen Tages-und Klatschblatt prangte vorne auf der Titelseite ein Foto von Matthew und mir, wie wir uns küssten. Schlagzeilen wie 'Ist Lucia Hall die neue Flamme von Prinz Matthew?', 'Ist das unsere zukünftige Königin?', 'Die Freundin des Kronprinzen', 'Das neue Mitglied der Royals?', 'Matthews Geliebte' und 'Die heimliche Liebe zwischen Prinz Matthew und Lucia Hall' machten das Ganze perfekt. Im ersten Moment stand ich wie angewurzelt da. Das durfte nicht wahr sein! 'Miss, welche Zeitung hätten Sie gerne?', fragte mich der Verkäufer. Als ich ihn ansah, riss er die Augen weit auf. Wie es schien hatte er mich erkannt. 'Sie sind Lucia Hall!', rief er. 'Lucia Hall?', hörte ich eine Stimme hinter mir. Im nächsten Augenblick war ich einem Blitzlichtgewitter ausgesetzt und von Reportern umringt. 'Miss Hall wie stehen Sie zu dem Prinzen?' 'Wie lange sind Sie beide schon ein Paar?' 'Ist das wahr?' 'Sind Sie seine Geliebte?' 'Wie haben Sie sich kennengelernt?' 'Sind Sie seine offizielle Freundin?' 'Haben Sie und Prinz Matthew vor zu heiraten?' Die Fragen prasselten auf mich ein. Was sollte ich nur tun? Umbringen konnte ich sie nicht. Verzweifelt schob ich mich durch den Mob und hastete in die Eingangshalle meines Bürogebäudes. Dort erwarteten mich allerdings schon die nächsten Paparazzi. Die Fragen, die mir entgegenschlugen, waren im Prinzip die gleichen, wie die der anderen. Ich schaffte es mich bis zum Aufzug durchzuarbeiten. Als sich die Türen endlich schlossen, ließ ich mich gegen die Wand sinken. Das war ein Albtraum! Kurze Zeit später hielt der Fahrstuhl in der Chefetage. Bevor ich hinaus trat, straffte ich meine Schultern. Meine Sekretärin Amanda blickte auf, als ich an der Rezeption vorbeiging. Sie grüßte mich freundlich, wie jeden Morgen. Über die Presse in unserem Erdgeschoss oder den Grund dafür, verlor sie kein Wort, wofür ich ihr sehr dankbar war. Im meinem Büro ließ ich mich hinter meinem Schreibtisch auf den Stuhl fallen, stützte die Ellenbogen auf der Tischplatte ab und vergrub das Gesicht in den Händen. In dieser Position verharrte ich einige Minuten, bis es klopfte und Amanda den Kopf hereinsteckte. 'Miss Hall, Sie haben Besuch.' 'Schicken Sie ihn weg Amanda. Ich bin gerade nicht in der Verfassung jemanden zu empfangen.' Amanda räusperte sich. 'Ich weiß ja nicht, ob das etwas zur Sache tut, aber es ist der Kronprinz.' Entsetzt fuhr ich mit dem Kopf nach oben. 'Was?!' 'Er wartet an der Anmeldung' 'Schicken Sie ihn rein.' Mit einem kurzen Nicken verschwand sie. Ich atmete einmal tief durch. Dann setzte ich mich aufrecht hin und schnippte einmal kurz mit den Fingern, sodass meine Haare, die ich mir gerauft hatte, wieder an Ort und Stelle waren. Es hatte auch Vorteile die Hölle zu regieren. Diese kleinen Zaubertricks waren definitiv praktisch. Im nächsten Moment klopfte es wieder. 'Herein.', sagte ich mit zittriger Stimme. Daraufhin öffnete sich die Tür und da stand er. Mein unsterbliches Herz setzte kurz aus, nur um dann noch schneller zu schlagen. Ihm schien es ähnlich zu gehen, denn einen Moment lang schauten wir uns nur an. Seine hellgrünen Augen trafen auf meine dunkelgrünen. Sein Mund war leicht geöffnet. Nach einer gefühlten Ewigkeit, schien er sich so weit gesammelt zu haben, dass er den Raum ganz betrat und die Tür hinter sich schloss. Ich kam um den Schreibtisch herum. Erst da bemerkte ich, dass ich wohl aufgestanden war. Nun standen wir uns direkt gegenüber und ich blickte zu ihm auf. Ich konnte nicht fassen, dass er wirklich in meinem Büro stand. Matthew verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. 'Hi.'