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Am nächsten Tag nahm ich mir frei. Ich hatte keine Lust, durch die Presseleute vor meinem Büro daran erinnert zu werden, was ich nicht haben konnte. Nachdem Matthew gestern bei mir gewesen war, waren sie noch aufdringlicher geworden. Als ich nun durch das Portal zur Hölle schritt und an die Schlagzeilen dachte, schüttelte ich bloß den Kopf. Einerseits war ich traurig, andererseits jedoch wütend. Wütend auf das, was ich war. Wäre ich ein Mensch, hätten der Prinz und ich vielleicht eine Chance gehabt. Ich müsste nicht mal ein Mensch sein! Mein Erbe und der damit verbundene Job war schuld! Mit schnellen zornigen Schritten schritt ich durch die Eingangshalle von Hells Castle, dem Herrschaftssitz der royalen Familie der Unterwelt. Eigentlich lebten hier, neben meinem Vater und gelegentlich mir, jedoch noch alle, die in der Hölle Rang und Namen hatten. 'Wer oder was hat dich denn verärgert?', erklang eine mir wohlbekannte männliche Stimme rechts von mir. Ich blieb stehen und wandte mich dem Besitzer dieser unglaublich melodischen Stimme zu. Mein Berater und bester Freund Indriel stand an eine Säule gelehnt und seine goldenen Augen funkelten belustigt. Ich verzog den Mund. 'Mein Schicksal, wenn du es genau wissen willst.', meinte ich missmutig. 'Ach wirklich? Und was genau hat das Schicksal eurer höllischen Hoheit denn getan?', fragte er mit einem breiten Grinsen und der Schalk blitzte in seinen Augen. Mit zusammengekniffenen Augen, sah ich ihn böse an. Da fing Indriel an hemmungslos zu lachen. Auch wenn er mich auslachte, klang es einfach nur wunderschön. Indriel war ein gefallener Engel, weswegen eigentlich alles an ihm umwerfend war. 'Würdest du bitte aufhören, deine Königin auszulachen?', herrschte ich ihn an. Er musste sich zwar zusammenreißen, verstummte jedoch. Durchdringend blickte er mich an und als er meine Verzweiflung wahrzunehmen schien, wurde sein Gesichtsausdruck besorgt. 'Was ist los?', wollte er mit ernster Stimme wissen. Kurz blickte ich mich in der Eingangshalle um. Hier konnte man nie von Privatsphäre ausgehen. 'Nicht hier. Komm wir gehen in meine Gemächer.', erwiderte ich deswegen und ging auf die große Treppe am Ende der Halle zu. Indriel folgte mir.

Als ich wenig später im hinteren Teil des Schlosses, die Türen zu meinen Räumen hinter uns zuzog, war ich schon ganz unruhig, da ich nicht wusste, wie er reagieren würde, wenn ich ihm erzählte, was passiert war. Indriel hatte sich auf ein Sofa fallen lassen und sah mich nun mit verschränkten Armen herausfordernd an. 'Also?' Je schneller ich es hinter mich brachte, desto besser. Ich atmete einmal tief durch. 'Ich glaube ich habe mich verliebt!', platzte ich heraus. Indriels Blick war eine Mischung aus Schock und Unglauben. 'Sag das nochmal.' Er wirkte vollkommen fassungslos. 'Ich wollte es zuerst auch nicht glauben.', entgegnete ich, erleichtert es endlich ausgesprochen zu haben. 'Aber in wen?', fragte Indriel. 'Doch nicht etwa in einen Menschen?!' 'Erinnerst du dich, wen ich vorhatte zu töten?' Seine Augen weiteten sich, als er begriff, was ich ihm soeben mitgeteilt hatte. 'Der Kronprinz von England?! Ist das dein Ernst?!' Etwas zerknirscht sah ich ihn an. 'Aber wie ist das möglich?', wollte er verwirrt wissen. 'Woher soll ich das wissen?!', rief ich aufgebracht. 'Siehst du nicht wie verzweifelt ich bin?' Er stand auf und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Bei mir angekommen, ergriff er meine Hände und sah mir tief in die Augen. 'Davon darf niemand hier in der Hölle, außer uns erfahren.' Ich nickte. 'Was soll ich denn tun?', fragte ich kläglich. Da zog mich Indriel an sich und küsste mich kurz. Dann meinte er: 'Du musst ihn vergessen!' Wieder nickte ich, diesmal jedoch entschlossener. Ich zog Indriel zu mir herunter und küsste ihn stürmisch. Das war nicht das erste mal. Wir hatten schon öfter die gegenseitigen Bedürfnisse befriedigt. Und wer weiß? Vielleicht half es ja tatsächlich, über meine Gefühle für Matthew hinwegzukommen. Zwischen Indriel und mir war nur Lust, keine Liebe. So war es eigentlich auch üblich bei den Höllenbewohnern. Dieses Mal fühlte es sich jedoch anders an. Im Herzen wünschte ich mir, es wäre Matthew der mich küsste und mich beschlich das seltsame Gefühl von Betrug. Einerseits dem Prinzen gegenüber, aber größten Teils Betrug an mir selbst. Ich konnte Indriels Verlangen spüren. Auch mich durchfuhr es. Jedoch nicht nach dem Mann, der mich gerade küsste. Kurzerhand löste ich mich von dem gefallenen Engel. 'Tut mir leid Indriel, aber ich sehe nur ihn.' Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. 'Luce.', flüsterte er sanft, trat hinter mich und ließ seine Hände an meinen Armen hinab gleiten. Dann umfasste er meine Taille und zog mich an sich. 'Es ist in Ordnung, wenn du dir ihn dabei vorstellst.', raunte er mir ins Ohr und seine Hände glitten an den Saum meines T-Shirts. Ich atmete schwer. 'Aber dir muss klar sein, dass es in der Realität nicht sein darf.', fuhr er fort und schob seine Finger unter mein Oberteil und hinauf zu meinem Spitzen- BH. Ich lehnte mich an ihn und stöhnte. 'Und ich werde mir die größte Mühe geben, dass du ihn über all die Lust, die ich dir bereiten werde vergisst.' Er begann meinen Hals mit heißen Küssen zu bedecken. 'Abgemacht?', wollte er wissen. 'Ja.', hauchte ich. 'Sehr schön.', meinte Indriel, während er begann mein Shirt nach oben zu schieben. Also schloss ich die Augen und gab mich ihm voll und ganz hin. In meiner Vorstellung war es Matthew, der mich so berührte. Das war vielleicht nicht die beste und gesündeste Art, mit meinen Gefühlen für ihn umzugehen, aber in meiner Fantasie bei ihm zu sein, war besser als nichts. 'Hast du eigentlich eine Ahnung , wie sehr ich dich und deinen Körper vermisst habe?', stöhnte Indriel. Ich schüttelte den Kopf. 'Nein? Dann sollte ich es dir wohl am besten zeigen.', bemerkte er anzüglich. Und das tat er. So, dass keine Zweifel offen blieben.

Queen of HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt