Der Sommer bei den Malfoys

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  Ihre Sicht:

Diesen Sommer fuhr ich nicht in den Gwydyr Forest zurück. Ich fuhr mit Scorpius Malfoy nach Godric's Hollow. Seine Familie lebte in einem großen Herrenhaus am Ende der Straße, die wieder aus dem Dorf hinausführte. Es war groß und ein wenig düster. Doch es gefiel mir.
Die Eingangshalle hing voller magischer Portraits von Vorfahren beider Seiten, wie mir die Bildunterschriften verkündeten. Obwohl ich es nach Scorpius' Nachnamen ja hätte erraten müssen, stutzte ich doch über das Familienportrait mit den Malfoys.
„Ich weiß, klasse Verwandtschaft", hörte ich hinter mir. Scorpius kam in den Flur und händigte unsere Koffer einem alt aussehenden Hauselfen aus.
„Kreacher, bring die Koffer hinauf. Meinen wie üblich und Rosalies Koffer kommt in das große Gästezimmer, umgehend."
„Sehr wohl, junger Mr Malfoy, Sir", erwiderte der Hauself namens Kreacher und verschwand mit einem lauten Knall.
„Cool", sagte ich. Scorpius fuhr herum.
„Was hast du grade gesagt?", fragte er erstaunt.
„Ich find's echt cool hier", wiederholte ich für ihn. Er lächelte vorsichtig.
„Danke, das hätte ich jetzt nicht gedacht..."
„Scorp, ich bin eine Werwölfin was denkst denn du, was ich gut finde?"
Scorpius lächelte frech.
„Das hätte ich mir denken müssen", murmelte er und winkte mir, ihm zu folgen. Ich ging hinter ihm her und fand mich in dem größten Wohnzimmer wieder, das ich je gesehen hatte. Es war mit teuren Designermöbeln vollgestellt: ein riesiges schwarzes Ledersofa, ein marmorner Kamin voller Holz und eine riesige Schrankwand voller Bücher. Ich rümpfte die Nase, ich hatte für Bücher nur das Nötigste übrig. Scorpius bemerkte das.
„Du wirkst etwas überrollt", sagte er leise.
„Nun, es ist schon was anderes, als eine gezimmerte Holzhütte im Wald", erwiderte ich.
„Hast du denn ein eigenes Bad?"
„Glaubst du das?", fragte ich sarkastisch. Scorpius schüttelte sich.
„Du bist widerlich"
Ich schnaubte belustigt.
„Nur nichts Besseres gewöhnt"
„Hey!"
Ich streckte ihm die Zunge heraus und ließ mich auf das Sofa fallen. Lachend setzte er sich neben mich.
„Wo sind deine Eltern?"
„Noch auf der Arbeit, sie kommen zum Abendessen aber nach Hause"
„Bist du oft alleine?"
„Öfters. Aber ich verbringe viele Tage der Ferien auch bei meinen Cousinen und Cousins. Bei Alana und Madison zum Beispiel, oder bei James Sirius, Albus Severus und Lily", erwiderte er und zuckte die Schultern. Ich schüttelte den Kopf.
„Und ich dachte, das einzige Kind unter alten Wölfen zu sein wäre langweilig"
Im nächsten Moment prusteten wir vor Lachen laut los. Eigentlich lachte ich nie, aber bei Scorpius und Ethan machte ich da schon mal eine Ausnahme. Ich mochte die beiden, auch wenn ich Scorpius eindeutig mehr mochte als Ethan, viel mehr...

Seine Sicht:

Rosalies ZAG-Ergebnisse kamen mitten in den Ferien. Sie hatte acht ZAGs erhalten, mich wunderte es nicht, dass sie in Kräuterkunde ein M hatte, sie hatte einfach keine Ahnung von Pflanzen. Sie lächelte mit ihren spitzen Zahnreihen und zuckte die Schultern.
„Tut's doch", sagte sie. „Einen Job krieg ich später eh nicht. Werwolfs-Registrierungs-Gesetz", setzte sie hinzu. Ich seufzte und drehte mein Gesicht Mutter zu. Sie sah keinen Tag älter aus als zwanzig und das nervte mich manchmal.
Sie hatte mir angedroht, dass ich, mit etwas Glück oder Unglück, auch irgendwann aufhören würde zu altern, doch da war sie sich nicht sicher.
Mutter nickte kurz. Sie arbeitete in der Mysteriumsabteilung, sie konnte Rosalie später sicher einen Job besorgen. Dank Vater und Großvater dürfte ich in der Abteilung des Ministers Kingsley Shaklebolt anfangen. Beziehungen konnten helfen und sie würden sicher auch Rosalie helfen.
Eigentlich war Rosalies Aufenthalt bei uns der wohl schönste Vorschlag, den ich je gemacht hatte. Na gut, ihre Essgewohnheiten ließen zu wünschen übrig, und nach jener schicksalhaften Woche waren die Hauselfen auch nicht mehr gut auf Rosalie zu sprechen...

Ihre Sicht:

Es war Vollmond. Ich hatte mich im großen Gästezimmer eingeschlossen und auf dem Bett eingerollt. Vor lauter Wut auf mich selbst hatte ich die Möbel angebissen und zerrupft, das tat mir jetzt Leid.
In zwei Tagen erst würde der Mond wieder abnehmen, doch ich hatte das ungute Gefühl, ich bräuchte vorher etwas zu essen. Ich überlegte gerade, wie ich als Wolf aus diesem Zimmer kommen sollte - ein Wolf konnte schließlich nicht zaubern -, da klopfte es an der Tür.
„Rosalie? Glaubst du, ich darf reinkommen?"
Ich knurrte so freundlich wie mir möglich war und rollte mich noch kleiner ein. Auch wenn Scorpius mich als Werwolf schon gesehen hatte, musste ich doch schließlich nicht den meisten Platz in diesem - zugegeben großen - Zimmer einnehmen. Scorpius öffnete die Tür und trat vorsichtig ein. Er sollte auch vorsichtig sein, ich hatte Hunger.
„Hier, Mutter meinte, du hättest Hunger und ich konnte sie überzeugen, dir kein gekochtes Essen herbringen zu lassen", sagte er und hielt mir einen großen Teller mit rohen, blutigen Fleischstücken hin. Ich nickte und wedelte wohlwollend mit dem Schwanz.
„Weißt du Rosalie, eigentlich bist du bloß ein großer, rotäugiger Hund, oder?"
Ich knurrte, meinte es aber nicht böse, denn ich wedelte dabei. Ich stand auf und schlich auf Scorpius zu. Er hatte keine Angst, er war bloß vorsichtig. Ich stupste ihn mit der Nase an. Er lächelte. Er ging an mir vorbei und stellte den Teller auf den Boden vor dem Bett, dann ließ er sich darauf sinken.
„Guten Appetit", meinte er und deutete auf den Teller. Ich trottete brav auf den Teller zu und fraß das rohe Fleisch in großen Stücken. Scorpius beobachtete mich dabei. Unwohl schien ihm dabei nicht zu sein. Ich fraß alles auf, hob den Kopf und leckte mir die Schnauze. Er lächelte immer noch.
„War wohl lecker, was?", lachte er. Ich wedelte erneut und rollte mich neben ihm auf dem Bett ein. Scorpius hob die Hand und streichelte meinen Kopf. Ich brummte behaglich und schloss die Augen.
„Weißt du Rosalie, du bist eine wirklich nette Werwölfin...", murmelte er leise. Ich ließ ein Geräusch hören, dass einem Bellen nicht unähnlich war. Scorpius lachte kurz auf.
„Wie ich schon sagte, eine wirklich nette Werwölfin. Ich mag dich wirklich gern, Rosalie, weißt du..."
Ich stupste ihn vorsichtig mit meiner Nase an und legte meinen Kopf auf seinen Schoss. Er lächelte und kraulte mich hinter den Ohren.  

A Magic Shewolf (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt