Water

47 16 1
                                    

Leise plätscherte der Bach zwischen ihren kalten Zehen hindurch, als sie regungslos in diesem stand und die Tropfen an ihren Waden perlten. Sie starrte ins Wasser unter ihr, wo sie verschwommen ihr Spiegelbild erkennen konnte. Ihre dunkelbraunen Augen starrten von der Oberfläche des Baches zurück zu ihr, und ihre schwarzen Haare schienen von der Strömung durchkämmt zu werden. Der Anblick dieses verzerrten Ebenbilds von ihrem Selbst faszinierte sie ungemein, so sehr, dass sie es nicht in Worte zu fassen vermochte. "Elly! Essen ist fertig!" rief die Stimme einer älteren Frau, was das Mädchen dazu brachte aus dem Bach zu laufen und über den, von der Sonne angewärmten, Waldboden zu rennen, von welchem sich Kiefernnadeln in ihre Fußsohlen bohrten. Sie beeilte sich, in die kleine, hölzerne Hütte zu kommen, aus welcher es nach Lasagne duftete. Ihre eben erlebte Faszination hatte sie bereits wieder vergessen. Nur ein vorbeigezogener Moment, einer von vielen in ihrem Leben.

MitternachtspoesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt