Erlösung.

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Sie ging ein paar Schritte.

An der gläsernen Balkontür blieb sie stehen.

Er räusperte sich.

Ohne sich beirren zu lassen blickte sie weiter hinaus auf die erleuchtete Stadt.

Der Abendverkehr verstopfte die Straßen.

Er räusperte sich erneut.

Schien ungeduldig.

Sie sammelte all ihre Wut.

All ihren Hass.

Konzentrierte sich auf das Ziel.

Es nahm ihre gesamte Seele ein.

Füllte die Risse, die er einst verursacht hat.

Sie wandte sich langsam zu ihm.

Blickte ihm bewusst in die Augen.

All ihre Emotionen lagen in diesem Blick.

Doch er lächelte nur.

Schien amüsiert über ihre Wut.

Er erhebte sich aus dem knarzendem Sessel.

Ging auf sie zu.

Sie widerstand dem Drang zurückzuweichen.

Ihre Hand umklammerte weiterhin das Messer.

Bereit diesem ein Ende zu setzen.

Er blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen.

Sein amüsierter Blick flog über ihr Gesicht.

Kleine Grübchen fanden ihren Platz um seine Lippen.

Bartstoppeln umrahmten seinen Kiefer.

Seine grünen Augen mit den langen Wimpern formten sich zu Schlitzen.

Das vernarbte Auge zuckte.

Er packte ihre linke Hand und drückte fest zu.

Wollte sie erneut niederzwingen.

Doch dieses Mal würde sie es nicht zulassen.

Sie riss sich los und lief tiefer in den Raum.

Er folgte ihr.

Entschlossen nahm sie ihre rechte Hand aus der Jackentasche.

Zückte das Messer.

Blickte finster zu ihm.

Zuerst geschockt, lachte er nun.

Nicht mehr lange.

Sie lächelte ihn an.

Ein letztes Mal.

Und stach zu.


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