Jesse hielt sich eine Hand vor den Mund, als er ausgiebig gähnte und stützte dann seinen Kopf auf seiner Handfläche ab. „Es ist zu früh", murmelte er, seine Stimme war noch nicht ganz wach und klang kratzig und einige Haarsträhnen standen unordentlich von seinem Kopf ab.
Evelynn lachte. „Wer früh aufsteht, kann auch produktiv sein." Sie füllte sich ein Glas mit Orangensaft und schob die Karaffe dann zu ihrem schläfrigen Schulkameraden hinüber.
„Ich brauch was Stärkeres", murmelte er und Joshua, der ihm gegenübersaß, schob sogleich die Kaffeekanne zu ihm. „Genau das. Danke." Dampfend ergoss sich ein Schwall Kaffee in seine Tasse und er achtete gar nicht darauf, dass er noch kochend heiß war, sondern trank alles sofort aus. Jesse schüttelte einmal kurz den Kopf, als hätte er etwas sehr Bitteres gegessen und öffnete dann die Augen. „Schon besser."
Evelynn hingegen trank gemächlich aus ihrem Glas mit Orangensaft und warf dann einen Blick zur Eingangstür. Alondra und Mallory hatten sich an einen Tisch ihnen gegenübergesetzt und unterhielten sich mit Valerie über die Schulferien, während Ava noch verschollen war. Sie war keine Morgenperson und es überrascht sie daher, als sie ihre Freundin erblickte, die ziemlich munter in die Halle trat und dann nach ihnen Ausschau hielt. Als sie sie schließlich entdeckt und sich neben Evelynn gesetzt hatte, war Jesse auch viel wacher. Er schenkte ihr ein Lächeln, bevor er sich auf sein Frühstück stürzte.
„Was verschafft uns die Ehre?", fragte sie und Ava lachte, obwohl ihre Wangen noch immer rot waren.
„Ich hatte Hunger. Außerdem hat mich Peyton geweckt, als sie wie eine Irre an meiner Tür vorbeigetrampelt ist." Sie griff nach den Brötchen und schmierte sich dann beherzt eine ordentliche Schicht voll mit dunkelroter Marmelade darauf. „Habt ihr schon die Stundenpläne bekommen?"
„Nein, noch nicht. Dürfte aber gleich soweit sein, Professor Lawson ist vor ein paar Minuten aus der Halle gelaufen", erwiderte Joshua, der schon gegessen hatte und sich auf der Bank zurückgelehnt hatte. Evelynn hatte nie verstanden, wie genau sie funktionierten – wenn man aufstehen oder sich setzen wollte, dann waren dort keine Lehnen vorhanden, sobald man sich aber zurücklehnte, erschienen sie plötzlich hinter einem. Es war einer dieser Geheimnisse des Schlosses, die sie wohl nie ergründen würde.
„ich hoffe, wir haben auch mal morgens frei", sagte Ava direkt, der etwas Marmelade im Mundwinkel hing. Jesse hatte das auch bemerkt und sich eine Hand vor den Mund gelegt, damit sie sein Grinsen nicht sehen konnte. „Ich hasse es einfach früh aufzustehen."
„Das wissen wir", antwortete Evelynn und Joshua wie aus einem Munde und grinsten sich an. Jesse erbarmte sich nun und deutete Auf Avas Mundwinkel.
„Du hast da was - ", gleichzeitig reichte er ihr eine Serviette herüber und sie errötete. Ava schnappte sich das Tuch und wischte sich sofort den Mund ab. Jesse legte die Lippen festaufeinander um nicht zu lachen, aber auch die Haut um seine Nase herum war etwas rot.
„Ich hoffe", sagte er dann und wollte seine Augen wohl nicht mehr von ihr nehmen, „dass wir endlich mal zusammen Unterricht haben. Und zwar mehr als Fliegen."
„Dem stimme ich zu", erwiderte Evelynn grinsend und blickte ihre Freundin ebenfalls an. „Dann würden wir noch mehr Zeit miteinander verbringen." Joshua verdrehte lautlos die Augen.
Es dauerte nicht mehr lang, dann betrat Professor Lawson wieder die Halle. In ihren Händen hatte sie einen beachtlichen Stapel an rechteckigen, weißen Papierplättern. Sie übersprang den Teil, an dem sie die Schüler dazu aufrief, ruhig zu sein, denn sie würden sowieso anfangen zu plappern, sobald jeder seinen Stundenplan hatte und schwang einfach ihren Zauberstab mit der linken Hand. All die Blätter erhoben sich wie bei einem Sturm in die Luft, wirbelten ein bisschen umher, sodass es aussah, als würde dort über dem Eingang des Festsaals ein wirbelnder Ball aus Papier schweben und dann schossen die einzelnen Stundenpläne zu ihrem jeweiligen Schüler. Sanft und grazil wie eine junge Taube landete sie dann auf den Tischen, lediglich die blieben zurück, deren Besitzer noch nicht in der Halle anwesend waren. Evelynn schnappte sich sofort ihren Plan und verglich ihn mit Avas.
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Priori Incantatem (HP/FF)
FanfictionWährend Großbritannien von dunklen Wolken heimgesucht wird, scheint in Amerika alles in bester Ordnung zu sein. Keine schwarzmagischen Zauberer versuchen das Land zu spalten und die Macht an sich zu reißen und die No-Maj leben in friedlicher, wenn a...