Als ich aufwachte bemerkte ich, dass ich wiedermal nicht pünktlich zur Schule kommen würde. Ich zog mich so schnell es ging an, wusch mein Gesicht und ging los. Dort angekommen hieß es: „Na? wieder verschlafen?“ Ich verdrehte die Augen und setzte mich an meinen Platz. Als ich bemerkte, dass der Blick meines Lehrers immer noch an mir kleben blieb, was natürlich hieß, dass er eine Antwort erwartete, sagte ich ihm, dass es nicht noch einmal vorkommen würde. Da wir beide wussten, dass dies eine Lüge war, blieben wir ruhig und starteten keine Diskussion. Wahrscheinlich hatte er eh schon gewusst, dass ich das Schuljahr nicht bestehen würde. Ich zählte die Minuten bis zum erlösenden Klingeln. Auf dem Weg nach Hause lief ich mit einem Klassenkameraden, einem 17-Jährigen Deutschen. Ich, als arabisches Mädchen, war die einzige Ausländerin in der Klasse. Verstehen tat ich mich trotzdem mit ihnen, da ich mich selbst nicht wirklich als Ausländerin sah. Dies verdanke ich meinen Eltern, die mich nie wirklich traditionell erzogen hatten. Wir wuchsen in einer Gegend in Deutschland auf, in der sehr wenig Ausländer lebten. Meinen Eltern war Integration ziemlich wichtig, weshalb sie auch keinen Wert darauf legten, mir arabisch beizubringen. Auch Religion war bei uns kein Thema. Ich durfte selbst entscheiden, wohin mein Weg mich führte.
„Komm morgen pünktlich Layla!“, rief er mir zum Abschied zu.
„Jaja, werde ich“, log ich.
Zuhause angekommen begrüßte ich meine Eltern, welche schon am Essenstisch auf mich warteten. Ich hatte schon einen riesen Hunger und freute mich auf das Essen meiner Mutter. Doch ihr Gesicht lies mich erkennen, dass irgendwas nicht stimmte.
„Wie war die Schule?“, fragte meine Mutter.
„Wie immer eigentlich, nichts Neues“, sagte ich.
„Aha, kannst du uns dann erklären wieso wir einen Anruf von deinem Klassenlehrer bekommen haben, dass du ständig zu spät kommst? Und als wenn das noch nicht reicht, kommt noch ein Brief in dem steht, dass deine Versetzung gefährdet ist? Haben wir dich so erzogen?“, schrie sie.
Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, nahm mein Essen und ging. Natürlich kam sie mir hinterher und wollte sofort losbrüllen.
„Mama bitte schrei nicht! Ich werde mich ab jetzt mehr bemühen…“ flehte ich sie an.
„Das musst du auch! Dein Lehrer hat dir eine Nachprüfung in Mathe angeboten, wenn du diese aber nicht schaffst, musst du die Schule verlassen! Ab jetzt heißt es nur noch lernen, denn wenn nicht, kannst du zusehen wie du klar kommst.“, drohte sie mir.
„Was soll das heißen Mama? Wollt ihr mich rausschmeißen?“
Sie antwortete mir nicht und verließ das Zimmer. Mit 17 Jahren wollte ich noch nicht alleine leben. Ich wusste, dass ich mich ziemlich anstrengen müsste um die Prüfung zu schaffen also fing ich auch schon am nächsten Tag nach der Schule an zu lernen. Die Prüfung würde schon in 2 Wochen sein und ich fragte mich wie ich das schaffen sollte. Ich schrieb meinem deutschen Klassenkameraden Dennis eine Nachricht.
Leyla: Hab mich grad mit meiner Mutter gestritten... Herr Scholz hat bei uns angerufen und gesagt, dass ich ne Nachprüfung schreiben muss ansonsten flieg ich...
Dennis: Scheiße, in welchem Fach?
Leyla: Mathe...
Dennis: Wir packen das. Morgen nach der Schule kommst du mit zu mir.
Leyla: Abgemacht
Damals war es für mich kein Problem mit Jungs befreundet zu sein geschweige denn zu ihnen nach Hause zu gehen. Damals wusste ich auch nicht, was dies für ein großer Fehler war...
Wie verabredet liefen wir zu ihm nach Hause. Dort angekommen, bereitete er uns etwas zum Naschen vor und setzte sich zu mir an den Tisch.
„Und, welche Themen musst du können?“ fragte er mich.
„Herr Scholz hat sie mir aufgeschrieben.“ antwortete ich.
Ich übergab ihm einen Zettel, auf dem die Themen standen und wartete auf seine Reaktion. Es sah so aus, als ob er selbst keine Ahnung hätte.
„Voll einfach! Fangen wir mit Gleichungen an, okay?“ sagte er zielstrebig.
Überrascht schaute ich ihn an und wartete darauf, dass er anfing zu erklären. Stunden vergingen und mittlerweile hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich es verstehen würde. Erleichtert schaute ich ihn an. Ich war ihm so dankbar, dass er seine Zeit dafür opferte mir Nachhilfe zu geben.
„Danke, dass du mir so hilfst!“ sagte ich irgendwann.
„Kein Problem, immer wieder gerne!“ antwortete er.
Plötzlich spürte ich etwas Warmes auf meiner Schulter. Er hatte seinen Arm um mich gelegt. Ich wich automatisch zurück und fragte ihn, was das sollte. Er sagte nur, ich solle mich nicht so anstellen und das es nur eine freundschaftliche Umarmung gewesen sei. Trotzdem packte ich meine Sachen und verließ die Wohnung.
Am nächsten Tag in der Schule versuchte ich ihm aus dem Weg zu gehen, da mir die Umarmung nicht aus dem Kopf gegangen war. Ich verbrachte die Pausen mit meinen Freundinnen schaute ihn nicht einmal an. Übertrieb ich es gerade? Ich war doch sonst nicht so streng, was Jungs angeht…
„Na du Mathegenie! Wo warst du die ganze Zeit?“ kam es von hinten.
Es war Dennis, der grinsend auf mich zukam.
„Ehm, ich war mit Lisa wir wollten nur…“ sagte ich, als er mich plötzlich unterbrach.
„Kommst du heute nicht mit zu mir? Wegen Mathe meine ich…?“ fragte er.
Ich wusste zunächst nicht wie ich antworten sollte. Einerseits musste ich an meine wichtige Prüfung denken und anderseits wurde mir seine Nähe langsam zu viel. Ich entschied mich letztendlich doch für die Prüfung.
„Doch klar, gehen wir los.“ Antwortete ich schließlich.
Bei ihm angekommen, holte er uns wieder etwas zum Essen und wir begannen auch schon direkt mit dem Lernen. Die Stunden vergingen und ich entschied mich für einen Moment auf die Toilette zu gehen. Im Hinterkopf blieb mir die ganze Zeit die Umarmung von gestern. Ich wusch mein Gesicht um wieder bei klarem Gedanken zu sein und als ich zurückkam, sah ich, wie Dennis im Schrank rumkramte. In seinen Händen hielt er anschließend eine Wodkaflasche, die er mir anbietend hinhielt.
„Ich trinke eigentlich keinen Alkohol“ sagte ich sofort.
„Wir haben genug für heute getan, sieh es als Belohnung. Ich sag’s auch keinem, versprochen.“
Aus irgendeinem Grund hörte ich nicht auf mein Gewissen und nahm die Flasche. Ich trank nach und nach immer mehr und verlor mein Bewusstsein. Ich merkte, wie Dennis versuchte mich zu küssen und ich erwiderte seinen Kuss.

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Mein Weg zum Islam
RomanceMein Weg zum Islam erzählt von einem 17-jährigen arabischen Mädchen, dass nicht viel mit Religion am Hut hat, bis sie umzieht und Mariam kennenlernt. Und dann wäre da noch Ilyas, der wie ein verschlossenes Buch für sie ist..