Kapitel 2

925 26 0
                                    

Zwar war ich früher bei diesen Erinnerungen viel trauriger, doch auch noch heute, Jahre später, würde ich am liebsten in Tränen ausbrechen. Bis heute stellst sich mir diese eine Frage: Warum? Warum gerade ich? Aber mit der Zeit hatte ich Verstanden, dass es auf diese Frage wohl nie eine Antwort geben würde.

Im Badezimmer hing mittlerweile so viel Dampf, dass ich kaum noch was sehen konnte. Schnell schaltete ich das Wasser ab und lief zum Fenster, welches ich vergessen hatte auf zu machen. Sofort strömte frische kühle Abendluft in mein Badezimmer und ich atmete ein paar mal tief durch. Nachdem ich mir dann noch meinen Schlafanzug angezogen hatte, fühlte ich mich fast wie neu geboren. Trotz meinen Hoffnungen, dass durch eine schöne heiße Dusche meine Gedanken an Jake verschwinden würden, musste ich sofort wieder an ihn denken.

Für außenstehende muss mein Aufritt eben im Café total übertrieben und unverständlich rüber gekommen sein. Aber was wissen sie schon. Eigentlichen verstehen Jake und ich uns schon lange nicht mehr. Am Anfang schien alles so unglaublich perfekt. Meine erste große Liebe. Jeden Tag trafen wir uns nach der Schule, gaben uns Spitznamen und schrieben fast den ganzen Tag. Zu dieser Zeit fühlte ich mich wie der glücklichste Mensch der ganzen Welt. Aber das Leben ist nun mal nicht perfekt und so kam es wie es kommen musste.

Ein Freund von uns schmiss eine Hausparty und ich erwischte Jake, nachdem ich ihn eine halbe Stunde lang gesucht hatte, mit irgendeiner Schlampe aus der Stufe über uns. Ich frag mich bis heute warum sie eigentlich da war. Normalerweise gingen Schüler aus den Stufen über uns nicht auf "Kinderpartys", wie sie unsere Feiern nannten. Vielleicht hatte sie der gratis Alkohol her gelockt oder sie wollte sich die Party anschauen, um am nächsten Tag überall rum zu erzählen wie scheiße sie war.

Dennoch, nach gerade mal einer Woche, hatte ich ihm wieder verziehen. Heute weiß ich, dass das ein riesen Fehler von mir war. Denn nach diesem Vertrauensbruch konnte ich ihm nie wieder so richtig vertrauen. Am Anfang hatte ich mir das einfach nicht eingestehen wollen, aber es wäre eine Lüge das Gegenteil zu behaupten. Extrem oft bekam ich irgendwelche Eifersuchtsanfälle, wenn er sich mit irgendwelchen Frauen traf. Es war mir egal wie lange er sie schon kannte oder ob auch seine männlichen Freunde dabei waren. Ich hatte einfach sofort das Bild im Auge, wie er über dieser Schlampe hing, komplett Nackt, und ihr seine Zunge in den Hals steckte. Ich konnte einfach nichts dagegen machen.

Dies führte zwangsläufig dazu, dass wir uns immer öfters stritten. Schon die ganzen letzten Wochen hatte ich überlegt Schluss zu machen, aber meine Angst war einfach zu groß. Zwei Jahre waren wir fast täglich zusammen und hatten sogar schon überlegt zusammen zu ziehen. Das schmeißt man nicht mal eben weg und irgendwo in meinem Inneren hatte eine kleine Stimme immer geflüstert das irgendwann alles wie früher wird. Aber dieser Wunschgedanken hatte sich leider nicht erfüllte. Das das Schluss-machen so aussehen würde, hatte ich zwar nie gewollte. Ich war wirklich kein Mensch der Aufmerksamkeit suchte. Am liebsten blieb ich im Hintergrund und versuchte immer nie groß aufzufallen.

Aber trotz allem hatte ich mir das ganze irgendwie einfacher vorgestellt. Eigentlich dachte ich, ich würde mich danach total befreit anfühlen, doch jetzt vermisste ich Jake total.

Währenddessen ich grübelte, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, schlurfte ich total erschöpft vom Tag in mein Schlafzimmer und legte mich in mein Bett. Normalerweise würde ich Jake jetzt eine Gute-Nacht-Nachricht schreiben oder ihn nochmal anrufen und fragen wie sein Tag gelaufen ist. Tief in meinem inneren wusste ich, dass ich das richtige getan hatte. Mit meinen Gedanken bei Jake fiel ich irgendwann in einen unruhigen schlaf.

Fake FaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt