Langsam begann der Herbst. Ich beobachtete durch das Fenster der Restaurants, wie sich die Blätter draußen bunt färbten. Die Mädchen und Madelene, die anscheinend so etwas wie die Anführerin war, waren noch da. Sie saßen genau wie ich jeden Mittag an ihrem Tisch. Sie an 13, ich an 12. Mit der Zeit hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht sie beim Essen zu beobachten und darüber zu spekulieren, was ihr merkwürdiges Verhalten wohl zu bedeuten hatte. Nach und nach hatte ich immer mehr ihrer 'Geheimnisse' gelüftet. Ich wusste nun all ihre Namen und war durch ihre überaus lauten Gespräche über den derzeitigen Kontostand ihrer Eltern informiert. Ich wusste jetzt, das Melli Blickens eine Beziehung mit Carl Colmings führte, und das Lana, Spitzname 'die Walze' sich eine neue Hose in schrecklichem dunkelgrün gekauft hatte. Ich fand ganz interessant, das sie ihre Zeit mit nur zwei Gesprächsthemen füllten, entweder sie prahlten mit so ziemlich allem voreinander, oder sie zogen über andere her. Meiner bescheidenen Meinung nach, war das, was die Mädchen da besprachen nicht der Inhalt einer wahren, ausgefüllten Freundschaft. Aber was wusste ich schon über Freundschaft.
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Mittagsgedanken
PoesiaEs hat eine eigenartige Faszination, wenn man Leute beobachtet, die nicht wissen, wie sie eigentlich auf andere wirken.
