04 || Verkauft an..

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Avery

...und schenkte mir die Ewigkeit, was meinte sie bloss damit?

Ich ging nicht wirklich weiter in dieses Thema ein, da ich sie mit meinen ständigen Fragen nicht nerven wollte. Ich hatte ohnehin bereits zu viele Fragen gestellt, und nach ihrer Ausstrahlung her, war es die richtige Entscheidung mit der Fragerei aufzuhören. Ich sass vollkommen regungslos vor ihr und betrachtete wie sie mein ‚Steckbrief' ausfüllte. Alter, Gösse, Gewicht, Blutgruppe... All meine wichtigsten Personalien sind auf diesem simplen weissen Blatt verewigt. Es kam mit vor als wär ich ein Tier das nach Grösse und Gewicht zugeordnet wird, um dann verkauft zu werden. Todesstille herrschte, allein das kratzen des Kugelschreibers auf dem Papier war zu hören. Mir war kalt, der Raum schien nicht geheizt zu sein, wahrscheinlich war das gesamte Gebäude nicht geheizt. Warum sollten denn Vampire schon heizen? Fantastische Logik, Avery. Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um meine Sinnlosen Gedanken loszuwerden. „So dann haben wir das mal" lächelte Elizabeth und schaute hoch zu mir. Wieder musste ich ab ihre Augen zusammenzucken. Sie lächelte bloss verständnisvoll und stand auf. Das Quietschen des Stuhles als sie ihn bei Seite schob, verursachte ein kalter, unangenehmer Schauder in meinen Körper.

„W-was passiert jetzt mit mir?".

Meine Handgelenke schmerzten leicht, als sie mich aus dem Raum zog und mich erneut an den vielen Mädchen vorbei führte. Das klirren meiner Handschellen war im Raum gut zu hören und veranlasste, dass sich viele trustlose Gesichter zu mir wandten und mich anstarrten. Ich wusste nicht wie lange sie bereits hier drin sassen, aber ihrem Aussehen nach, vielleicht ein bis zwei Tage. „Wir machen dich jetzt erstmal schön sauber, du musst doch vor den Meistern hübsch aussehen" meinte sie. Meistern?

Wir verliessen den Raum der Mädchen und gingen die Treppen runter. Es wurde wärmer, ein angenehmer Geruch nach Dampf und Badewasser stieg mir in die Nase. „Es ist wichtig, dass du gepflegt und sauber aussiehst. Ansonsten kann es sein, dass niemand dich auswählen wird" sagte sie und gab mir ein Handtuch und ein Duschmittel in die Hand. Sie steuerte auf einem Schrank zu und holte mir in meiner passenden Grösse, auch eines dieser verblassten-orangefarbenen Uniformen. Sie drehte mir den Rücken zu. „Was ist wenn ich nicht ausgewählt werden möchte?". Meine Frage führte dazu, dass sie kurz mit ihren Aktivitäten Halt machte und sich zu mir drehte. Sie hatte meine Uniform in den Händen und schaute mich durchdringlich an. „Ich versuche dir nur eine Chance zu geben, aber wenn du gleich morgen sterben möchtest, naja das ist natürlich dir überlassen" zuckte sie mit den Schultern. Als sei das was sie gesagt hatte, das normalste auf dieser gottverlassenen Welt. „Lieber sterbe ich, als mein Leben mit einem Monster zu verbringen" murmelte ich vor mich hin. Ich meine, wer will für immer auf ein Leben gezwungen sein? Um schlussendlich trotzdem zu sterben. Es ist doch bloss eine Frage der Zeit.

„Wirklich? Willst du lieber Morgen geschlachtet werden? Denn wenn das so ist, mache ich mir hier keine Mühe dich irgendwie hübsch aussehen zu lassen. Ich hab besseres zu tun" gab sie frustriert zurück und schmiss mir die Uniform in die Hände. Sie lief an mir vorbei. In mir machte sich die Panik breit. Es war ein komisches, schreckliches Gefühl zu wissen, dass man an irgend einem Vampir ‚verkauft' wird. Doch schlimmer war der Gedanke morgen einfach nicht mehr aufwachen zu würden. In meinem Kopf drehten sich plötzlich meine Ansichten auf das Leben. Ich wollte leben. Ich musste kämpfen. Allein für meine Familie, sie würden wollen das ich solange wie möglich durchhalten sollte.

„Warte!" rief ich. Meine Hände zitterten, als sie sich umkehrte. Sie hob ihre Augenbraue und schaute mich an, wartete dass ich mehr sagte. „I-ich will nicht sterben" gab ich von mir. Leiser als ich es eigentlich ertönen lassen wollte.

„Ich wusste, dass du deine Meinung ändern würdest" lächelte sie. „Ich weiss wie du dich fühlst, ich habe das alles schon durchgemacht. Und, ich weiss auch was ihr Menschen von Vampiren hält. Aber es sind nicht alle so, glaub mir" fügte sie noch hinzu und legte fürsorglich ihre kalte Hand auf meine Schulter.

SixteenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt