Kapitel 1

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"Ein unbefleckt Herz läßt sich nicht so leicht erschrecken."

-William Shakespeare

Langsam schlurfte ich hinter Steffen und Pia, meinen Mitbewohnern, die Fußgängerzone entlang. Sie wollten wieder einmal Eis essen gehen, oder so.
Mir war es herzlich egal, mich interessierten ihre Pärchen Tätigkeiten nicht und dennoch überredeten sie mich jedes Mal aufs Neue doch mit zum Picknick oder zum Badesee zu kommen.
Ich gähnte gelangweilt.
Ich war eben der Freund, den man mitnehmen musste, weil er in der gleichen Wohnung wohnte; das dritte Rad am Wagen; der Klotz am Bein.
Gut, sie sahen das nicht so, aber mir war es unangenehm ihnen beim Flirten zu zu sehen und betreten weg zu schauen, wenn sie sich Küssten.

Ich gähnte erneut, diesmal wegen der drückenden Hitze des Sommers, die einen schlapp machte und erschöpfte. Pia kicherte und ein paar Leute aus dem Außenbereich eines Cafés drehten sich zu uns um. Ihre Aufmerksamkeit galt aber nicht ihrem Lachen und auch nicht Steffen, der einem Arm um die Taille seiner Freundin geschlungen hatte, sondern einem Punkt hinter mir.
Ich warf einen Blick zurück, konnte jedoch nichts Außergewöhnliches erkennen. Kinder rannten um einen kleinen Brunnen, ein Hund jagte die Tauben die sich an den Resten der Café Besucher bedienten und ein Straßenmusiker spielte Gitarre.

Ich tat weitere Schritte meinen Mitbewohnern hinter her, die das Bistro ansteuerten und immer mehr Personen drehten sich in unsere Richtung. Als der Straßenmusiker aufhörte zu spielen und die Rufe der Kinder sich in Getuschel wandelten drehte ich mich erneut um.
Die Menschenmasse auf der Fußgängerzone teilte sich, Menschen verstummten, liefen schneller oder blieben stehen um zu gaffen. Sie gafften verwirrt die hektischen Leute an, gafften ihren Kuchen an, gafften die Gruppe Männer an, die aus der Mitte der Personen hervortrat.

Sie waren ungefähr zu siebt oder zu acht und trugen alle Schwarz. Komplett. Das machte sie auf eine Weise Geheimnisvoll und selbst ein wenig sympathisch. Ich schien nach den Blicken meines Umfelds der einzige zu sein, aber ich mochte diese Unnahbare Aura, die das Grüppchen umgab, von ihrem Kleidungsstil ganz zu schweigen.

„Wollen wir uns hinsetzen oder ein Eis mitnehmen?" Pia schien den Stimmungswechsel der Straße nicht mit bekommen zu haben. „Setzen wir uns hin." Auch Steffen klang wie eh und je. Die zwei waren immer nur mit einander beschäftigt. „Ardy..?" Ich riss meinen Blick von den Männern los und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Pia hastig an dem Tshirt ihres Freundes zupfte und in Richtung der Gruppe nickte. Ich konnte keine Regung in seinem Gesicht erkennen, aber er zog Pia langsam mit sich in die Nähe einer Häuserwand und bedeutete mir zu folgen. Ich warf noch einen schnellen Blick zurück, wobei meine Augen an einem Großen, Blonden hingen blieben, der allem Anschein nach der Anführer der kleinen Gruppe war. Auch sein Blick ruhte kurz auf mir, bevor er seinen Mund spöttisch verzog und von den anderen unbemerkt in eine dunkle Gasse in meiner Nähe verschwand.

Meine Beine fingen an wie von selbst einen Schritt zu tun und dem jungen Mann hinter her zu gehen, jedoch hielt mich Steffens zischende Stimme davon ab. „Ardy! Komm jetzt, diese Jungs sind gefährlich!" Als ich keine Anstalten machte mich um zu drehen, oder zu den beiden um zu kehren schaltete sich auch Pia ein: „Er hat recht Ardian, ganz Köln kennt den Klan, diese Art Gang, zu der die angehören. Du kannst dem nicht hinter her laufen wie ein dummes Lamm!" Ich drehte meinen Kopf zu Seite. „Ich bin kein Lamm, ich kann mich verteidigen. Außerdem ist der Typ bestimmt schon wieder weg." Es stimmte, ich konnte mich verteidigen, ich tanzte Breakdance, was mir Schnelligkeit einbrachte und zudem hatte ich ein Jahr lang einen Taekwondo Kurs belegt. Und das wussten die beiden auch. Pia seufzte und ich setzte meinen Weg fort.

In der Gasse war es bedeutend kühler als auf der offenen Straße und die Kinderschreie, die wieder eingesetzt hatten klangen seltsam gedämpft. Der ungepflegte Asphalt knirschte unter meinen Schuhen, Adrenalin stieg in mir auf und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen.
Ich wusste nicht, was ich mir davon erhofft hatte dem Blonden hinter her zu gehen, wahrscheinlich war er wirklich schon verschwunden, was sollte er hier auch tun? Auf mich warten? Komm schon Ardy... Dennoch pochte mein Herz wie wild und als ich mich gerade umdrehen wollte, löste sich eine Gestalt aus den Schatten der Wände.

Genau mein Kaliber- Tardy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt