Kapitel 10

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"Vertraue nur dir selbst, wenn andere an dir zweifeln, aber nimm ihnen ihre Zweifel nicht übel."

-Joseph Rudyard Kipling

„Ardy, wo bist du wieder mit deinen Gedanken?“ Seufzte Dner und wedelte vor meinem Gesicht rum. „Sorry, ich … weiß es nicht.“ Mein Trainingspartner runzelte die Stirn, ich fuhr mir durch die Haare. Der gestrige Abend ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wir hatten zwar im späteren Verlauf kein Wort mehr über seine Vergangenheit verloren, aber er wirkte die meiste Zeit angespannt. „Ardian!“ Ich murmelte Felix eine Entschuldigung zu. „So können wir doch nicht trainieren, wir lenken dich jetzt ab. Komm.“ „Ich weiß nicht…“ „Doch, los, das wird lustig!“ Zweifelnd ging ich ihm hinter her, runter, zu seinem Auto. 
„Was für Musik hörst du gerne?“ Ich zählte ihm ein paar meiner Lieblingsinterpreten auf, während ich einstieg. Felix tippte etwas auf seinem Handy und ließ das Verdeck des Cabrios herunter. „Hast du auch keinen Führerschein…?“ Er lachte herzlich. „Doch, hab‘ ich.“ Erleichtert ließ ich mich in den bequemen Sitz sinken und lauschte Haftbefehls ‚Anna Kournikova‘.

Wir fuhren aus Köln raus und Dner beschleunigte auf einer Landstraße. Ich musste zugeben, dass es aufregend war und meine Laune stieg stetig an. Mittlerweile ertönte A$AP Rocky aus den Lautsprechern und wir hampelten wie blöd auf unseren Sitzen rum. Der Bass erfüllte meinen ganzen Körper und der Fahrtwind zerzauste angenehm meine Haare. Felix redete irgendeinen Mist, ich lachte und stimmte in die Hook[*] des Liedes ein.
Die Landschaft zog an uns vorbei und wir kamen schnell in die nächste Stadt. „Mecces?“ „Oh ja, bitte, ich sterbe vor Hunger!“ Ich grinste und streckte meine Arme in die Luft. 

Doch so schnell, wie ich gute Laune durch den Ausflug gewonnen hatte, so sank sie auch wieder, als wir in die Straße einbogen und Taddl vor dem Haus mit dem Trainingsraum an seinem Auto lehnte. Ein sehr wütend aussehender Taddl.

Felix stieg aus dem Wagen und kaute nervös an seiner Unterlippe. Ich ging ihm hinter her,  auf den Blonden zu.
„Felix.“ Knurrte er. „Du weißt, dass du erreichbar sein musst. Warum seid ihr nicht trainieren?“ Ich kniff die Augen zusammen. Musste ihn das interessieren? Felix dachte anscheinend ähnlich, denn er verdrehte die Augen. „Junge, wir wollten gerade anfangen.  Davor hat’s einfach nicht so ganz geklappt.“ „Dann mach wenigstens nächstes Mal dein scheiß Handy an!“ „Ja.“ Murrte Dner und stieß die Eingangstür zum Haus auf. Ich stand einen Moment verdattert da; erst als Taddl mich anschnauzte ich soll dem braun Haarigen folgen, stolperte ich ins Treppenhaus.

„Meine Fresse, der soll sich mal wieder einkriegen!“ Dner lief fluchend im Trainingsraum herum und trat gegen einen Box Sack, den wir ein paar Tage zuvor hoch getragen hatten. „Immer muss er im Mittelpunkt stehen und wehe einer bringt seinen Schützling in irgendeiner Weise in Gefahr!“ „Seinen was?“ „Schützling! Du, verdammt.“ Oh. „Aber ich war doch gar nicht in … Gefahr.“ „Eben!“ Weitere Tritte gegen den Box Sack. Felix seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Gut, lass uns ein wenig trainieren.“ 

Ich versuchte mein bestes Dners ‚Angriff‘ aus zu weichen und zu kontern, aber ich war immer noch nicht vollends konzentriert. Ein paar Mal zielte ich daneben und schon hatte ich die Runde verloren. Nächster Versuch.
Ich stellte mich Felix gegenüber und wartete seine Erste Aktion ab, glitt unter seiner Hand hinweg und schlug mit der Handkante gegen seine Armbeuge, sodass dieser Arm kurzzeitig aus dem Weg war. Mit der anderen Hand versuchte ich Felix‘ in den Polizeigriff zu zwingen, aber er war schneller, wirbelte herum und traf dabei mit voller Wucht mit seinem Ellenbogen mein Auge. 

Ich ging zu Boden und hielt mir das schmerzende Körperteil. „Oh Gott, Ardy, alles ok?“ Dner kniete sich entsetzt zu mir. „Mh…“ „‘Tschuldige, das war keine Absicht.“ „Ich weiß.“ „Ich … hol dir so ein Kühl pack.“ Ich nickte und nahm vorsichtig die Hand von meinem Auge. In dem Wandspiegel sah ich, dass unterhalb meines Auges die Haut etwas aufgeplatzt war. Meine Lippe blutete ebenfalls, ich musste mir wohl darauf gebissen haben.

„Hier.“ Felix kam außer Atem wieder zu mir gestolpert und gab mir das Kühl pack. Ich nahm es dankend entgegen und hielt es an meine Verletzung. „Tut mir echt leid, Ardy.“ „Du kannst doch nichts dafür, ich war unkonzentriert.“ Dner zuckte zweifelnd mit den Schultern. 
„Beschäftigt dich immer noch die Sache, wegen der wir vorhin abgebrochen haben?“ Fragte er. „Nicht direkt. Ein wenig vielleicht.“ „Wenn irgendwas ist, kannst du gerne mit mir reden.“ „Danke.“ Ich lächelte ihn an, er erwiderte es.
„Taddl wird mich umbringen.“ Murmelte er und starrte auf mein Auge, von dem ich mittlerweile das Kühl pack weggenommen hatte. Im selben Moment erreichte mich eine Whatsapp Nachricht:

Komm runter wenn du fertig bist.
-T.

„Das werden wir gleich raus finden.“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 30, 2017 ⏰

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Genau mein Kaliber- Tardy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt