Kapitel 5

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"Wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht,
was wir werden können."

-William Shakespeare

Taddl öffnete die Eingangstüre des Gebäudes. Die Luft war deutlich abgekühlt. Ich krempelte meine Ärmel des Jacketts herunter. „Wie kommst du nach Hause?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Mit der Bahn, schätze ich.“ „Ich fahr dich.“ Der Blonde wartete nicht einmal meine Antwort ab, sondern ging gerade Wegs auf einen matt schwarzen Mercedes zu. Meines Erachtens nach ein CLS-M. Ich hatte keine Ahnung, warum ich das wusste. Ich hatte noch nicht einmal einen Führerschein. 

„Ich würde dich dann morgen von der Arbeit abholen, wenn das in Ordnung für dich ist.“ „Klar.“ Er hielt den Wagen und grinste. Nicht sein Taddl-Grinsen, sondern ein wirklich aufrichtiges, was mir ebenfalls ein Lächeln ins Gesicht zauberte. 
Ehe ich mich versah, war er um den Wagen gelaufen und hielt mir die Autotür auf. „Danke.“ Murmelte ich und kletterte aus dem Wagen. „Dann bis morgen.“ Ich nickte zur Bestätigung.
Für einen Moment sah es so aus, als würde er mich zum Abschied umarmen wollen, aber er drehte sich auf dem Absatz um und öffnete die Fahrertüre. 

Ich sah dem Auto hinter her, bis die Lichter nur noch ein Punkt in der Ferne waren. Was für ein seltsamer Tag. Ich schüttelte den Kopf und stieg die Stufen zu dem Mehrfamilienhaus hinauf. Natürlich hatte ich meine Schlüssel vergessen und so klingelte ich in der Hoffnung, dass Pia oder Steffen zu Hause waren. Während ich wartete betrachtete ich mich in der schwachen Spiegelung der Glasornamente der Haustüre. Ich trug gerne und oft schwarz, Vielleicht passte ich doch mehr in den Klan, als ich anfangs dachte.

Ich lehnte mich in meinem Bürostuhl zurück und streckte meine Arme in die Luft. Überraschender Weise war ich heute früher mit der Arbeit fertig geworden, so konzentriert war ich schon lange nicht mehr. Ich warf einen Blick auf mein Handy: 15:34 Uhr. Ich entsperrte es und ging meine Whatsapp Kontakte durch. Taddl hatte mir mehrere Kontakte gesendet, als ich den Vertrag unterschrieben hatte. Ein paar hatten ziemlich seltsame Namen, zum Beispiel Rewi, Klugiboy und Dner. Hinter letzterem hatte er in Klammern ‚Felix‘ geschrieben, aber ob das nun der gleiche war, wusste ich nicht.
Ich beschloss Thaddeus eine Nachricht zu schreiben, dass ich fertig im Büro wäre.
Ich schaltete meinen Computer aus, warf mein Jackett über und schloss meinen Arbeitsplatz ab.

Kaum war ich unten, bog der schwarze Mercedes um eine Ecke und kam vor mir zum Stehen. „Hi.“ Ich öffnete die Beifahrertüre. „Hi.“ 
„Was machen wir jetzt?“ „Wir gehen in den Park, ein paar Leute besuchen.“ „Was für Leute?“ Taddl schnaubte belustigt. „Angestellte, Kunden, potentielle Kunden.“ „Oh.“

Sein Fahrstil war sehr angenehm und die Sitze des Autos bescherten mir die Illusion eines Bettes. Ich murrte etwas, als der Wagen stoppte. Taddl lächelte. „Na komm.“  Ich stieg ebenfalls aus und ging ihm hinter her, in einen abgelegenen, aber doch relativ großen Park. Mir schlug sofort der Geruch von Cannabis in die Nase. „Die Polizei hat schon vor Jahren aufgegeben hier zu kontrollieren. Haupt Drogenumschlagsort Kölns, hier bekommst du fast alles.“ 
Trotz der illegalen Geschäfte spielten hier Menschen Frisbee, oder saßen mit Musikboxen auf der Wiese. Sogar ein paar Kinder rannten hier herum. Mit den Händen in den Hosentaschen trottete ich weiter Taddl hinter her, der nun bei drei Männern angekommen war. 

Sie redeten über irgendetwas, doch meine Aufmerksamkeit lag auf einem Mann in Studentenalter, der mit seinem Fahrrad hastig durch den Park fuhr. Er sah aus als wolle er hier schnellstens wieder weg, als würde er die Drogen und die Menschen verabscheuen. Umso mehr wunderte es mich, als er bei einem Afroamerikaner auf der anderen Seite des Weges, an dem ich stand, ein kleines Tütchen in die Hand gedrückt bekam. Der Student gab dem Dealer ein paar Scheine Geld und fuhr weiter.

„Schleppst du uns jetzt auch schon die Arschlöcher von der Bank an? Ich dachte die belieferst du.“ Lachte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, es war einer der Typen, mit denen Taddl redete. „Halt’s Maul, Tim.“ „Sei nicht gleich so angepisst, man. War doch nur ein Spaß.“ Der CEO verdrehte die Augen und packte mich am Handgelenk. „Wir sind hier fertig.“ Ich sah noch, wie ein blonder Junge neben Tim ihm in die Seite stieß. „Ah, Stegi lass das.“ Meinte ich noch zu hören, bevor Taddl die Türen seines Autos aufriss und mich dazu brachte mich zu setzen. 

Er umklammerte das Lenkrad, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Seine Gesichtszüge waren hart und er wirkte wie das genaue Gegenteil, als auf der Hinfahrt.
Taddl verwirrte mich. Mal war er zuvorkommend und aufrichtig, in nächsten Moment war er aber der kalte Geschäftsmann und nahm auf nichts und niemanden Rücksicht. Ich wusste nicht, wie ich auf seinen plötzlichen Stimmungswandel reagieren sollte, also sagte ich einfach gar nichts, sah aus dem Fenster und ließ meine Gedanken treiben.

Genau mein Kaliber- Tardy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt