Kapitel 4

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Nina wollte aufschreien, aber das Pferd, welches sie gepackt hatte drückte ihr den Huf vors Maul sodass sie keinen Laut von sich geben konnte. Das Herz der jungen Rappstute pochte ihr bis zum Hals. Wie dumm war es bloß von ihr gewesen, hier einfach hinein zu spazieren? Sie wusste ganz genau, dass es in den Gassen am Stadtrand Nachts immer gefährlich war. Nina trat wild um sich, in der Hoffnung vielleicht fliehen zu können. Jedoch war dies für eine zierliche, schwache Jungstute viel zu viel. Ihre Augen weit aufgerissen und stark zitternd gab sie auf sie zu wehren und fügte sich dem unbekannten Pferd, als zwei weitere kräftig gebaute Pferde herantraten. Langsam drehte sie ihren Kopf, um alle drei zu mustern. Alle hatten dunkle Mäntel an und ihre Kapuzen tief über ihr Gesicht gezogen. Dennoch konnte sie in dem schwachen Licht der alten Straßenlaterne noch ein wenig von dem Pferd erkennen, das sie gepackt hatte: Ein von tiefen Brandnarben durchzogenes Gesicht mit einer breiten Blesse und glanzlosen, blauen Augen. Von den anderen beiden erkannte sie nicht viel, da sie im Schatten etwas weiter hinten in der Gasse standen und alles beobachteten. Stand sie da gerade wirklich vor Higgins? "Klappe halten und mitkommen!", zischte er und zerrte Nina mit sich. Die beiden anderen Pferde gingen neben ihnen her. Vielleicht würde sie jetzt als Experiment im Illegalen Labor von Higgins landen? Nein, sie wollte nicht in einer Zelle landen, aus der sie nie wieder herauskommen würde! Das konnte und durfte nicht geschehen. Vielleicht hatte er ja auch noch andere Pferde bei sich eingesperrt und an ihnen herumgebastelt? Sie wollte sich nicht vorstellen, wie die Pferde dort leiden mussten. Plötzlich sah sie in der Ferne den Lichtstrahl einer Taschenlampe. Diesen schienen auch ihre drei Entführer bemerkt zu haben, denn sie sprangen sofort in eine Seitengasse und rührten sich nicht. Das Geräusch von Hufen auf dem Asphalt kam immer näher, bis schließlich der Polizist an der Seitengasse vorbeiging. Sofort sprang einer von Higgins' Helfern auf das nichtsahnende Pferd und verpasste ihm einen kräftigen Tritt ins Gesicht, bevor er ein Taschenmesser zückte und es dem völlig entsetzten Pferd in die Kehle rammte. Sofort trabten die drei weiter und zerrten Nina wortlos mit. Völlig überrumpelt stolperte die pechschwarze Stute hinterher und warf noch einen Blick zurück. Sie hoffte einfach, noch lebend aus dieser Geschichte herauszukommen.

Einige Minuten Fußmarsch später trotteten sie durch das Waldstück, in dem Nina gewesen war. Sie gingen den gleichen Pfad entlang und bahnten sich einen Weg zwischen dem Gestrüpp und den Büschen hindurch, bis sich vor ihnen ein riesiges, graues Gebäude erstreckte. Das war es also, das versteckte Labor.

Die Rückkehr von Clyve Higgins - Eine A3360 FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt