Kapitel 10

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You are the pretty little light sitting in the corner of my mind, breathing on my thoughts making space for stars.

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"Summer... ich muss dir was sagen."

Alles in meinem Körper zog sich zusammen.

"Es tut mir Leid Summer, ich wollte das nicht, ich war einfach so sauer auf dich, ich dachte du hast das alles genau so geplant, dass du mein Vertrauen gewinnst und mich dann wegstößt, ich...."

"Harry! Sag endlich was los ist.."

Ich zitterte am ganzen Körper.
Er holte Luft und fing an zu reden.

"Ich war so sauer auf dich vorhin, dass ich dachte, wenn du das Recht hast allen erzählen zu könne was mit mir passiert war, dass ich das Recht hätte allen zu erzählen was vor 10 Monaten mit dir passiert ist.
Genau hier..."

Mein Atem stockte. Das hatte er nicht getan. Bitte lass das nicht wahr seh.

"Harry sag mir, dass das nicht wahr ist. Sag mir, dass du mich nur reinlegst. Es ist ok ich hab es verdient, aber bitte lös es jetzt auf."

Er schaute mich ernst an. Es war kein Scherz. Er hat es wirklich getan.
Er hat allen erzählt, was ich damals getan hatte.
Dass ich damals mein Leben beenden wollte.
Ich wusste bis zum heutigen Tag nicht, wer mich damals gefunden hatte und den Krankenwagen gerufen hat.

Es war Harry gewesen. Er hatte mich gefunden.
Ich hatte keine Ahnung was ich sagen, geschweige denn fühlen sollte.
Verwirrt, enttäuscht aber auch ein wenig verständnisvoll schaute ich Richtung Teich.

"Summer es tut mir so Leid," hörte ich Harry neben mir sagen, als er seine Hand auf mein Bein legte.
Ein Kribbeln zog durch meinen Körper.

"Es ist ok Harry. Ich verstehe es. Ich habe es verdient."

"Das hast du nicht Summer! Du bist so ein guter Mensch! Du warst die ganzen letzten Wochen für mich da und ich habe dich immer wieder aufs neue weggestoßen. Ich hab deine Hilfe nicht wertgeschätzt und ich verdiene dein Verständnis nicht ."

Er nahm seine Hand wieder weg und schaute auch Richtung Teich.

"Ich wollte nur, dass es dir nicht so geht wie mir damals, als mir keiner geholfen hat.
Und keiner für mich da war," sagte ich und schaute weg.

Heiße Tränen liefen mir die Wange runter.

"Summer?"
Ich schaute Harry an.

"Danke," sagte er und sah mir wieder tief in die Augen.
Seine Augen waren so schön.
"Danke, dass du da warst obwohl ich dich weg gestoßen habe. Obwohl du mich kaum kanntest."

Ich lächelte. Es tat gut diese Worte von ihm zu hören.

Der Regen wurde langsam weniger.
Ich lehnte mich gegen den Kastanienbaum, unseren Kastanienbaum, den Ort welcher uns auf irgend eine Art und Weise verbund und legte meinen Kopf auf Harrys Schulter.
Mir war es egal, ob er es wollte oder nicht.
Ich brauchte es.

Und ich brauchte ihn. Das spürte ich.

Wir saßen noch eine ganze Weile dort unter dem Baum.
Wie lange genau konnte ich nicht sagen aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Wir redeten , oder schwiegen uns einfach nur an.

Mitlerweile hatte es aufgehört zu regnen.

Harry POV

Ich genoss es hier mit Summer zu sitzen.

Es war das erste mal seit ein paar Wochen, dass ich mich wieder wirklich glücklich und lebendig fühlte.

Ich hatte lange genug versucht mich durch die negativen Gedanken in mir wieder lebendig zu fühlen, doch das hier war viel schöner als alles andere.
Summer ist einer der selbstlosesten Menschen die ich je kennen lernen durfte.

Ich hätte den anderen niemals von ihrem Suizidversuch erzählen sollen. Das war falsch. Das hatte sie nicht verdient.

Ich war so sauer auf mich selbst.

Alles was sie wollte, war mir zu helfen.

Mein Blick schweifte zu ihr rüber. Noch immer hatte sie ihren Kopf auf meiner Schulter liegen. Es gefiel mir.
Sie sah in die Ferne. Träumte.

Mein ganzer Körper zitterte, doch ich wusste nicht ob es vor Kälte oder vor Glück war.

Niemals hätte ich gedacht, dass mich ein Mädchen retten würde, welches mich kaum kannte.
Sie rettete mich vor mir selbst, ohne dabei an sich zu denken.

Sie war ein gutes Mädchen. Sie war nicht wie die anderen.

Hinter ihrer Fassade steckte so viel und ich wünschte ich würde noch mehr von ihr kennen lernen.

Summer regte sich, setzte sich auf und schaute mich an.

Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Sie war so wunderschön. Warum hatte ich das nie gesehen?
Warum habe ich sie weg gestoßen?

"Harry mir ist langsam wirklich kalt..."

Ich hatte keine Jacke an die ich ihr geben konnte und da auch mir unglaublich kalt vom Regen war sollten wir uns wohl besser auf den Weg machen.

Ich stand auf und bot ihr meine Hand an, damit sie aufstehen kann.
Ich zog sie hoch und plötzlich stand sie ganz nah vor mir.

Mein Atem stockte.

Die Zeit stand für einen kurzen Augenblick still.

Wir schauten uns nur an.

"Wir sollten lieber nach Hause gehen, denkst du nicht?", sagte sie und schaute mir tief in die Augen.

"In die Schule zu gehen lohnt sich heute wohl eh nicht mehr," sagte ich und hielt ihrem Blick stand.

Abgesehen davon, hatten wir glaube ich Beide keine große Lust heute nochmal in die Schule zu gehen.

Sie drehte sich um und lief Richtung Ausgang.

Sie war ein Engel.

"Kommst du jetzt endlich Harry?"

Sie riss mich aus meinen Gedanken und ich lief ihr hinterher.

Wir gingen langsam Richtung Wohngebiet nebeneinander her und sagten nichts.

Summer war die Erste die das Schweigen brach.

"Wenn du Lust hast, kannst du noch mit zu mir kommen, dann musst du deiner Mutter nichts erklären. Meine ist erst heute Abend wieder zu Hause. Wir können uns aufwärmen, Kakao trinken und vielleicht einen Film gucken?"

Ich lächelte sie an.

"Nichts lieber als das..."

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