꿈 dream ㅡ yoonmin

iv ; 도움

             bitte, hyung.

                                                     nein.
                                                   na gut.

 
iv ;
도움

// es regnet. //

Er hat hier nichts verloren.

Das weiß er selbst. Aber die Blicke der Umstehenden, die sich in ihn bohren, machen seine Deplaziertheit zur seiner Primäreigenschaft.

Dabei sitzt er doch ganz weit weg vom Geschehen, trinkt den gesamten Abend schon an dem gleichen Glas und wartet.

Wartet auf Agust D.

Es war schwer, zu antizipieren, wo der Rapper sich das nächste Mal battlen würde. Jimin hat keinen Zugang zu den Daten und Terminen des Undergrounds und eigentlich war es nur Zufall, dass er davon gehört hat.

Agust D soll sich endlich wieder einmal sehen lassen. Nach all der Zeit.

Und Jimin kann sich das nicht entgehen lassen.

Er weiß selbst, wie umständlich es ist, dass er hier aufkreuzt; muss er doch eigentlich nur eine der zahlreichen Bestellungen entgegennehmen, die Min Yoongi äußert. Aber er will Agust sehen. Glaubt er.

Und so sitzt er ganz hinten im Saal, versucht den Blicken auszuweichen, die sich immer wieder in ihn bohren und wartet; wartet wie der Rest dieser kleinen, autonomen Welt auf Agust D.

Es dauert fast bis Mitternacht, bis er auftaucht. Agust ist ein anderer Mensch als Yoongi. Er ist selbstbewusst, seine Schritte rasch und zielgerichtet; das blonde Haar nicht strähnig, sondern unter einer schwarzen Cap versteckt.

Er kommt durch den Hintereingang; geht an Jimin vorbei, ohne ihn zu bemerken, einen halben Meter hinter ihm, seinen Sekundanten. Ein riesiger Typ, an den Seiten ist sein Haar ganz kurz geschoren, während oben ein Büschel heraussteht. Rap Monster, sagt die prominente Aufschrift seiner Lederjacke.

Agust D trägt nichts, was auf seinen Namen hinweisen könnte. Wie immer ist er in eine übergroße Jacke gekleidet; aber anstatt winzig zu erscheinen, wie damals in seinem Türrahmen, sieht er gekonnt nachlässig aus.

Die Löcher seiner Jeans an den Knien sind so groß, dass man blasse Haut erkennen kann; aber diese wirkt in dem Schwarzlicht dieses Kellers überhaupt sehr adäquat. Sein Gesicht ist verschlossen, aber er wirkt hochkonzentriert, fokussiert und determiniert.

Jimin reckt den Hals, um Agust in der Menge weiterhin verfolgen zu können, die ihn absorbiert und auf die Bühne zugeleitet hat. Man skandiert seinen Namen; hie und da und Jimin muss sich beherrschen, nicht mit einzufallen.

Das hier ist kaum seine Szene; aber er beginnt, von dem Fieber gepackt zu werden, das alle Anwesenden umgibt. Man weiß, dass Agust D Feuer spuckt, wenn die Reime seinen Mund verlassen.

Jimin steht beinahe neben sich, während er beobachtet, wie Rap Monster Agusts Jacke entgegen nimmt und dieser ein Mikrofon in seine Hand gedrückt bekommt. Er dehnt seine Muskeln, indem er seine Arme streckt und lässt seinen Kopf einmal auskugeln.

Kurz sieht Jimin von seinem Platz aus, wie Agust mit den Füßen wippt, als mache er sich bereit für einen langen Sprint. Vielleicht ist es das auch für ihn; ein Sprint.

Sein Gegner ist so nichts-sagend, dass Jimin ihm kaum einen zweiten Blick schenkt. Er kann sich nur auf Agust konzentrieren, der langsam in die Mitte der Bühne schreitet, einen unnahbaren, arroganten Blick in den Augen.

Nichts weißt auf den blassen, fahlen Jungen hin, der ihm vor knapp zwei Wochen die Tür geöffnet hat. Agust ist selbstbewusst, er ist siegessicher - trägt sein blasses, kränkliches Aussehen hier unten wie einen Schild.

Versuch es doch, scheint er zu sagen. Versuch es doch, mich zu kriegen.

Jimin erhebt sich sofort, als das Battle beginnt. Er kann es nicht ertragen, still zu sitzen, während auf der Bühne so etwas geschieht.

Der andere beginnt; versucht Agusts schmale Statur zu dissen, sein Haar, dass er unter der Cap versteckt - Agust antwortet, indem er sich die Kappe vom Kopf zieht und sich durch das wirre, blonde Haar fährt. Er wirkt kurz entrückt. Das Publikum ist außer sich vor Begeisterung.

Oh, sagt Agust mit seinen Worten und seinen Augen. Was weißt du schon über mich? Du kannst mich nicht kontrollieren. Ich kenn das Geheimnis zum Erfolg nicht; wohl aber zum Versagen. Ständig nur wie ein Idiot zu plappern, so wie du es tust - aber so würde ich nicht leben wollen, selbst wenn ich dafür sterben müsste.

Er wechselt in Sekundentakt von Koreanisch zu Englisch; Metaphern, Vergleiche, Metonymien - er webt sie alle in seinen Rap ein und Jimin spürt, wie seine Augen zu brennen beginnen.

Seitdem Agust den Mund geöffnet hat, starrt er ihn an, ohne zu blinzeln. Den Jungen, der dort vorne auf der Bühne steht, kaum älter als er selbst und so unglaublich voller Schmerz und Einsamkeit.

Jimin merkt es, obwohl Agust kaum davon spricht. Er merkt es an der Art, wie seine schmalen Finger sich um das Mikro schlingen, wie die Sohlen seiner Schuhe auf der Bühne auf und abspringen.

Außerdem kennt er Agusts andere Lieder. Die über Angst.

Die Battle ist schneller vorbei, als Jimin es antizipieren kann und das Publikum ist sich einig; Agust D ist der Gewinner. Auch die Jury, die alle drei Runden der beiden Wettkämpfer sorgfältig angehört haben, kommt zu diesem Entschluss.

Man beginnt wieder seinen Namen zu skandieren, während Agust von einer Masse an begeisterten Händen, schreienden Mündern und possessiven Armen in Beschlag genommen wird.

Er hasst das: Jimin sieht das ganz genau. Aber er geht nicht nach vorne, während Rap Monster und Agust ihren Erfolg mit einem Handschlag zelebrieren. Jimin bleibt hinten an der Wand stehen, der halbgeleerte Drink noch immer in seinen Händen.

Plötzlich bereut er es, hierher gekommen zu sein. Das einzige, das er erfahren hat, ist die Tatsache, dass Agust D unnahbar ist.

Jimin ist es gewohnt, von unnahbaren Menschen fasziniert zu sein. Aber er ist es nicht gewohnt, dass sein Kopf dabei eigenartig wehtut und seine Finger immer wieder nervös durch seine Haare fahren.

Er ist es nicht gewohnt, sich im Anblick eines anderen so zu verlieren, wie er es gerade tut.

Er ist es nicht gewohnt, dass seine Beine schwach werden, während er den anderen wie aus weiter Ferne beobachtet.

Und er ist es auch nicht gewohnt, dass sein Herz so viel Adrenalin in seinen Körper pumpt, als Agusts Blick auf ihn fällt, dass er zu brennen beginnt.