ix ; at dawn

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traum?

realität.



                                                      realität

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ix ;
a t d a w n

// irgendwo in seoul,
wo es schneit. //



Yoongi hat noch nie jemanden geküsst. Nicht so auf jeden Fall.

Und mit so meint er die Art, wie Jimin ihn hält. Wie seine Finger sich um Yoongis Unterarme schlingen, als versuche er, das auszumerzen, das unter seiner Haut geschieht.

Seine vollen Lippen streichen über die Stelle knapp unterhalb Yoongis Mund, so, als wolle Jimin ihn erst mit ihrer Struktur bekanntmachen, bevor er Yoongis Lippen damit berührt.

Es macht ihn verrückt, wie Jimin ihn mit Enthaltsamkeit quält, wie er langsam und vorsichtig über seine trockenen, spröden Lippen streicht, als wären sie genauso weich wie die seinen.

Jimin weiß was er tut; er senkt seine Lippen nach einem letzten, zwischen ihnen pendelnden Moment der Unendlichkeit auf seine und überwindet damit mehr, als nur ein paar Millimeter Luft.

Er beweist Yoongi damit drei grundlegende Dinge:

1. Auch wenn seine Lippen rau und trocken sind, er presst seine weichen dagegen, als wären sie alles, das er braucht.

2. Er ist ihm nicht gleichgültig. Nach all den Jahren Apathie und Abneigung tut Jimin das, was Agust mit Krallen und Klauen abgewehrt hat.

3. Was war Drittens? Yoongi kann sich nicht mehr darauf konzentrieren, seine Listen zu machen, wie er es tut, wenn er auf Pizza wartet.

Jimin ist vorsichtig, sanft, rücksichtsvoll, aber Yoongi drängt sich gegen ihn; sein Mund gegen Jimins, Oberkörper aufeinander, Hände um Arme, Finger um Handgelenke. Sie stolpern, aber fallen nicht.

Jimins Lippen brennen wie ein Feuer auf Yoongis Haut, lassen ihn leise stöhnen, während der Jüngere seine Hände nicht von ihm nehmen kann; bald umfassen sie die Stelle in Yoongis Nacken, die allzeit von einer Gänsehaut bedenkt ist, wenn Jimin ihn bloß anblickt.

Yoongi lässt sich führen; denn bei all der Expertise, die er Jimin voraus hat - er weiß nicht, wie man jemanden küsst. Agust versteht wenig davon, und daher hat es ihn nie großartig gekümmert.

Stimmt der Winkel, in dem er seinen Kopf neigt, damit er Jimins sanften Lippen nicht im Weg steht? Soll er seine Hände von Jimins Armen lösen, soll er sie auf seinen Hinterkopf legen? Er ist hilflos, weiß nicht, was er tun soll.

Jimin bemerkt es, löst sich von ihm, sieht ihn an. Seine Wangen sind gerötet und seine Augen glänzen im schummrigen Licht, das durch das Fenster dringt.

„Yoongi?", murmelt er und sein Atem stößt gegen seine Lippen. „Ist alles okay?"

„Ich weiß nicht, wie man so etwas macht. Ich ruiniere es. Es tut mir Leid." Jetzt ist Yoongi damit an der Reihe, über seine Zunge stolpern, zu stottern, sich um den Kragen zu reden.

Aber Jimin sieht ihn verständnislos an. „Wovon sprichst du, Yoongi?"

„Ich... weiß nicht, wie man jemanden küsst."

Kurz ist Jimin verwirrt, dann breitet sich ein winziges Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Du hast noch nie zuvor jemanden geküsst? Ich bin der Erste?"

„Weiß nicht, warum dich dann so amüsieren sollte", schmollt Yoongi und er bemerkt, wie Jimins Blick schlagartig wieder auf seinen Lippen liegt.

Oh, Gott. Ich kann nicht glauben, dass diese Welt wirklich so grundbescheuert ist, wie ich immer angenommen habe. Du willst mir sagen; du, Min Yoongi, kannst einundzwanzig, zweiundzwanzig Jahre durch das Leben gehen, ohne, dass jemand das absolute Bedürfnis bekommt, dich zu küssen?"

Yoongi kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Ich hab den Leute nie eine Chance gegeben, es zu versuchen, glaube ich."

„Zum Teufel noch mal", murmelt Jimin und dann liegen seine Lippen wieder auf Yoongis, determinierter diesmal, fast ein wenig so, als wollte er ihnen verkünden, dass er der Erste ist.

Yoongi ist davon überrascht, wie ungläubig Jimin bei seiner Verkündigung gewirkt hat; ist es wirklich so abwegig zu vermuten, dass er darin keine Erfahrung hat? Ein Rapper-Image bringt zwar einiges an Vermutungen in die Angelegenheit mit hinein; aber hat Jimin nicht bemerkt, in welche Panik er Yoongi versetzt hat? Alleine mit der Art, wie er sich durch das Haar streicht, wenn er verlegen ist.

Jimins Lippen pulsieren gegen seine und er bekommt plötzlich den Anflug einer Ahnung was zu tun ist. Er löst seinen Mund von Jimins, bewegt ihn entlang seines rechten Mundwinkels, das Kinn hinab, an die Halsbeuge.

Jimin erschaudert als er spürt, wie Yoongis Lippen sich auf seiner weichen Haut bewegen, aber Yoongi bemerkt, dass es ein gutes Schaudern ist.

Seine Finger fahren durch Jimins dunkles Haar; wie kleine Rabenfedern bäumt sich die Struktur gegen seine Kuppen auf, als er den Ansatz entlangfährt und zeitgleich eine determinierte Spur an Jimins Hals hinterlässt.

„Du bist sicher, dass du das noch nie gemacht hast?", schnaubt dieser irgendwann, als Yoongi sich von ihm löst und ihn anblickt; ihn - Jimin, den selbstbewussten, unnachgiebigen, starrköpfigen Pizza-Jungen.

Schon, als er ihn das erste Mal auf seiner Türschwelle gesehen hat, ist ihm bewusst geworden, dass Jimin etwas in ihm auslöst; das längst vergessene Gefühl der Geborgenheit vielleicht oder auch nur eine Notion der Möglichkeit, der Chance, eines Tages den Unterschied zu machen.

Aber jetzt, da er vor ihm steht, keuchend, die Lippen eine Spur geöffnet und ihn aus seinen dunklen Augen hilflos ansieht - er meint zu vergehen.

Jimin starrt ihn wortlos an, seine schimmernden Zähne graben sich abwesend in seine Unterlippe, als er ihn mustert - und der Moment scheint sich auszudehnen, bis er alles zwischen ihnen ausmacht. Yoongi kann indes langsam verstehen, warum sein Herz ihm in die eleganten, geschickten Hände geflogen ist.

„Yoongi...", beginnt Jimin, und klingt dabei irgendwie unstet, unsicher. Sorgenvoll, den Augenblick zwischen ihnen für immer zu zerstören. „Ich mag dich, Yoongi. Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, weil wir uns eigentlich kaum kennen... aber du bedeutest mir etwas. Viel. Sehr viel."

Wie nur? Er versteht es nicht.

Dass Jimin sich zu Agust hingezogen gefühlt hat, ist halbwegs nachvollziehbar gewesen - jeder findet irgendetwas an Arschlöchern - aber dass er nach all der Zeit, die er Yoongi war, nicht mit einer hastigen Entschuldigung auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist...

„Bist du sicher, Jimin?", fragt er.

꿈 dream ㅡ yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt