Der Ritter der Königin

Krul - Der zweite Tag

Dir ganze Nacht dachte ich an den Jungen der draußen vor der Tür sein Lager errichtet hatte. Mir überließ er das einzige Bett, dabei brauchte ich den Schlaf nicht einmal. Nicht so wie er, das wusste ich jetzt. Doch so recht glauben konnte ich es noch nicht. Nach all der Zeit holte mich meine Vergangenheit wieder ein? Ich wollte mich daran erinnern und sei es um meiner selbst willen. Ich wollte wieder wissen wer ich war, denn dann wusste ich vielleicht auch wer ich bin. Außerdem wollte ich diesem törichten Menschen sein Leben retten und das nicht einfach nur, weil er meines rettete. Bei ihm fühlte ich mich so... sicher. Ich kam zur Ruhe. Seufzend stand ich auf und ging leise zur Tür. Womöglich schlief er noch. Langsam drückte ich gegen das morsche Holz und verfluchte es für das laute Knarren. Als ich den Raum spähte konnte ich jedoch niemanden entdecken. Wo war er bloß? Hatte er seine Hoffnungen nach dem gestrigen Tag verloren und ist gegangen um morgen Nacht sterben zu können? Das glaubte ich nicht, seine Hoffnung hatte ihn tausend Jahre lang voran getrieben. Er war nicht der Typ der einfach so aufgab.
Als sich auf einmal die Vodertür öffnete nahm ich den metallischen Geruch von frischem Blut war. Mein Ritter betrat die Hütte, war er etwa verletzt? Sein Blick fiel auf mich, wie ich verloren mitten im Raum stand.
"Wie ich sehe bist du wach, ich..."
"Ich bin ein Vampir", fuhr ich dazwischen. "Ich brauche keinen Schlaf."
"Natürlich", erwiderte er lächelnd. Er hatte ein schönes Lächeln. "Auch wenn ich einen Pakt mit einem Dämon schloss... Wenn ich dich ansehe bin ich glücklich weil du da bist, da vergesse ich den ganzen übernatürlichen Schnickschnack um mich herum. Du bist für mich alles was zählt, ob Mensch oder Vampir."
Er lief an mir vorbei und legte seine Umhang ab. Mit dem Rücken zu mir sprach er weiter.
"Darauf hättest du mich aber trotzdem ruhig eher hinweisen können, dann hätte ich das Bett genommen. Der harte Boden ist für meinen armen Rücken gar nicht gut." Er drehte sich um. "Man mag es mir vielleicht nicht ansehen, aber ich bin bereits etwas über tausend Jahre alt."
Ich verstand nicht, machte er mir jetzt Vorhaltungen? Sein Geist möchte vielleicht gealtert sein, aber sein Körper nicht. Ich beschloss nicht weiter darauf einzugehen und versuchte herauszufinden, woher dieser Blutgeruch kam. Der Stärke nach zu urteilen war es eine klaffende Wunde, aber ich konnte nichts entdecken. Außerdem roch es irgendwie... anders.
"Wo warst du?", fragte ich während ich ihn weiter taxierte.
Er runzelte die Stirn. "Draußen im Wald. Ich war..."
"Geht es dir gut?"
"Du kannst das Blut riechen, habe ich recht?"
Ich nickte. "Also?"
Erwartungsvoll zog ich die Augenbrauen hoch und er lächelte wieder.
"Es ist alles in Ordnung. Ich war im Wald jagen."
"Jagen?"
"Ja, mit dem Blut im Kühlschrank kann ich nichts anfangen."
"Und warum ist dieser Geruch so... so stark?"
Er griff nach meiner Hand und zog mich mit. "Komm, dann zeige ich es dir."
Draußen in einem Baum hing ein erlegtes Reh. Seine Kehle war durchgeschnitten und eine große Wanne fing all sein Blut auf. Er ließ es ausbluten.
"Ich dachte mir das frisches Blut dir vielleicht besser schmecken würde, also fange ich es auf. Klar, es ist nur Tierblut und du musst es ja auch nicht trinken, aber ich wollte dich wenigstens gefragt haben."
Verlegen schaute er auf den Boden.
"Danke"
Er sah mich erstaunt an.
"Gern geschehen."

Wir entfachten ein Feuer, brieten das Fleisch und wir waren da. Mein Ritter erzählte mir Geschichten von früher, ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen wie es damals wohl gewesen ist. Es hörte sich so friedlich an.
Doch als Abaddon am Abend kam, enttäuschte ich den Jungen aus meiner Vergangenheit erneut. Der Dämon nahm ihm seine Geschwindigkeit und ich konnte nur daneben stehen. Ich konnte nichts tun.