Der Fremde

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"Wenn ich Euch wirklich tot sehen wollte, aus welchem Grund hätte ich Euch retten sollen und damit mein eigenes Leben gefährden?"
Überrascht riss Krul die Augen auf und ich drehte mich um, machte mich auf den Weg diese trostlose Ruine zu verlassen. Ich wusste das sie mir folgen würde. Unsere Schritte waren alles, was diese Stille durchbrach und ich konnte es nicht erwarten den Himmel zu sehen. Die Sonne müsste bereits hoch stehen, denn als wir dem Ausgang näher kamen, erleuchtete sie die Straßen. Es sah fast aus, als wäre es eine andere Welt. Ich schloss die Augen als ich die Sonne auf meiner Haut wieder spüren konnte, doch Krul schien meine Begeisterung nicht teilen zu können. Sie stand immer noch im Schatten.
"Ich kann nicht", flüsterte sie niedergeschlagen.
Verständnislos sah ich sie an.
"Ferid stahl meinen Ring", gestand sie.
"Euren Ring?"
"Ohne diesen magischen Ring würde die Sonne mich töten. Ich bin ein Vampir!"
Dieser Ring schien ihr mehr zu bedeuten als der einfache Schutz. Waren meine mögen nach all diesen Jahren doch umsonst? Ich schüttelte den Kopf, darüber konnte ich mir immer noch Gedanken machen wenn wir einen sicheren Ort gefunden hatten.
"Wenn das alles ist", sagte ich leichthin und Krul verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. Ich kam auf sie zu und reichte ihr eine goldene Rose.
"Was ist das?", fragte sie.
"Diese Rose wurde von der Sonne geküsst. Sie wird dich vor den Sonnenstrahlen schützen."
"Und was ist mit dir?"
"Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, ich brauche sie nicht."
Zögernd nahm sie die Blume und trat ins Licht. Sie erwartete in Flammen aufzugehen, das konnte ich sehen, aber nichts geschah. Erleichtert atmete sie auf.
Ihre blutroten Augen sahen mich erwartungsvoll an.
"Und was jetzt? Wo sollen wir hin? Denn Ferid hat seine Augen überall."
"Ich kenne einen Ort", sagte ich. "Folge mir."
Ich lief los und schnell ließen wir die verfallenen Städte hinter uns. Ich führte sie in die Berge, zwischen Felsspalten versteckt lag eine alte Blockhütte. Sie war perfekt um unterzutauchen. Als die Königin sie sah, rümpfte sie die Nase.
"Seid nicht so wählerisch", mahnte ich. "Besser als die Ruinen ist es allemal."
Sie öffnete die Tür und betrat unser Versteck. Kaum schloss ich die Tür hinter unserem Rücken, drehte sie sich um und blickte herausfordernd an mir herunter.
"Wir sind allein und in Sicherheit. Also, was bist du?"
Ich legte meine Waffe auf einen kleinen Tisch und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die Wand.
"Was glaubt Ihr?" Erwartungsvoll sah ich sie an und sie überlegte fieberhaft was sie jetzt sagen könnte.
"Ich bin mir nicht sicher... Du bist schnell und unglaublich stark, aber dennoch bist du kein Vampir. Ein Dämon kannst du auch nicht sein."
"Wie kommt Ihr darauf?"
"Deine Augen", sagte sie bestimmt. "Sie sind grau, nicht rot."
"Also bin ich ein Mensch?"
"Nein, das glaube ich nicht."
Ich schmunzelte. "Warum nicht?"
"Einzig die Mondjäger sind dazu in der Lage einen Ahnen im Schwertkampf zu schlagen. Aber du gehörst weder zur Armee und erst recht nicht zur Elitetruppe. Wärst du ihnen beigetreten, dann weil du für die Befreiung seines Landes kämpfen willst und dann würdest du auch deine Uniform tragen. Du wärst stolz, habe ich recht?"
Ich nickte anerkennend.
"Ich kämpfe nicht für die Armee, aber dennoch schlug ich Ferid Bathory im Kampf. Also, was bin ich?"
"Wenn du mir nicht sagen willst was du bist, dann nenne mir wenigstens deinen Namen."
Ich schüttelte den Kopf.
"Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht."

Der Ritter der KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt