Mondkind (Pausiert)

10. Was habe ich nur getan?!

Mira POV

Lido schaute mich unsicher an und wippte die ganze Zeit auf seinen Zehenspitzen hin und her: "Also...es könnte so sein..." Er holte tief Luft und wollte mir erklären, warum alle plötzlich so merkwürdig waren doch Amy sprintete zu ihm und hielt ihm den Mund fest zu. "Das ist jetzt erst mal genug für einen Tag... Du musst das bestimmt alles erst mal verdauen, oder?" "Ähm...Äh...Was? Ach so, nein! Das geht schon noch...!" Was war das denn jetzt für eine Aktion? Entweder wollte sie mich wirklich nicht überfordern oder ihre Gedanken waren einfach zu schrecklich, um es auszusprechen... auch wenn ich jetzt so spontan nicht wüsste, was das sein sollte. Aber das hatte im Moment leider nicht besonders viel zu sagen, immerhin dachte ich heute Morgen noch, dass ich ein stinknormales Mädchen wäre...

Sie schüttelte wild mit ihrem Kopf, sodass ihr die Haare flogen. "Das glaub ich dir nicht! Das ist schon extrem viel für einen Tag... Du musst das jetzt erst mal verdauen und verstehen und das wird einige Zeit dauern..... Ich zum Beispiel verstehe es bis heute noch nicht so richtig und ich bin damit aufgewachsen." Sie lächelte mich aufmunternd an und schob mich in Richtung Tür. Erst war ich verwirrt, wie eigentlich schon den ganzen Tag, doch dann fing ich an mich zu wehren: "Nein!! Ich gehe jetzt noch nicht!!! Erst will ich wissen was mit mir los ist und wovor ihr mich so schützen wollt. Ich hasse es echt, wenn ich so in Watte gepackt werde... Ich bin ja schließlich keine 5 mehr!" Mittlerweile stand ich im Flur, da Amy mich immer weiter geschoben hatte und jetzt kam Jakob mit meiner Weste in der einen und meinem Motorradhelm in der andern Hand auf mich zu. "Es wäre wirklich besser für dich, wenn du jetzt erst mal nach Hause fährst, dich ein bisschen ausruhst und wir dann morgen in der Schule irgendwo weiter sprechen, okay?" Er schaute mich bittend an und ohne ein weiteres Wort drückte er mir meine Sachen in die Hand und nahm mich in den Arm: "Du bist stark und du wirst das schaffen. Ich werde dir morgen noch so einiges erklären müssen, aber dadrüber mach dir jetzt mal keine Gedanken.... Treffen wir uns morgen in der 1. Pause an dem Baum etwas außerhalb des Schulgeländes?" Ich sah ihm in seine eisblauen Augen und nickte nur stumm. Ich weiß nicht, warum, aber ich mochte ihn wirklich... Ich konnte es mir nicht erklären, da ich ihn ja noch nicht wirklich lange kannte, aber es fühlte sich an, als wäre wir der gleiche Mensch in 2 verschiedenen Körpern. Es hört sich echt merkwürdig an, doch anders konnte man es einfach nicht beschreiben! Ich löste mich von ihm und umarmte schnell noch den Rest der Truppe, drehte mich um und ging zur Tür. Ich zögerte kurz, ging dann aber doch ohne ein weiteres Wort nach draußen.

Mein Roller stand immer noch genau so da, wie ich ihn zurückgelassen hatte. Den Schlüssel zog ich aus meiner Westentasche, steckte ihn ins Schloss, setzte meinen Helm auf und fuhr nach Hause. Auf einmal war ich schlapp, hatte keine Kraft mehr und wollte einfach nur noch nach Hause und mich mit einem heißen Kakao und einer Decke auf das Sofa in unserem Wohnzimmer kuscheln und einen Film gucken. Mal gucken, ob wir noch ein paar alte Disney-Filme im Keller haben... Das wären jetzt genau das Richtige! Ein süßer Film aus meiner Kindheit, den ich schon in-und auswendig kannte und der nicht so kompliziert war, wie mein Leben im Moment...

Als ich Zuhause ankam, standen meine Schuhe wieder in dem Regal, wo sie immer standen und meine Jacke hing in der Garderobe an einem Kleiderbügel, als wäre nichts gewesen. Ich zog meine Schuhe, Weste und Helm aus, stellte, hing und legte alles an seinen Platz und ging in den Keller um mir einen passenden Film auszusuchen. In einem Karton in der hintersten Ecke fand ich "Das Dschungelbuch", "Cinderella" und "Ariel" und nach kurzem Überlegen entschied ich mich dann für meinen absoluten Lielingsfilm, Cinderella. Oben in der Küche machte ich mir eine heiße Schokolade mit Marshmallows und eine Schüssel Popkorn, kuschelte mich in meine Bettdecke, die ich mir auf das Sofa geholt hatte und schaute mir in aller Ruhe den Film an. Von wegen, das belastet mich zu sehr... Das Alles hier ist zwar echt krass und schräg, aber es wird mich schon nicht umbringen... also hoffe ich mal... Aber jetzt mal ernsthaft... Wo sind meine Eltern, wenn man sie mal braucht?! Ich stand schweren Herzens auf, ging zum Telefon und wählte die  Handynummer meiner Mutter. Eine lange Zeit war das Freizeichen zu hören, doch dann ging der Anrufbeantworter dran. Bei meinem Vater war es auch nicht besser. Bei ihm war der Anrufbeantworter sofort dran, da er wahrscheinlich sein Handy ausgeschaltet hatte...  Wie ich sowas hasste! Wenn sie Zuhause waren, nervten sie nur rum und wenn man sie mal brauchte waren sie unerreichbar... Ich hinterließ keine Nachricht, sondern legte genervt auf und legte mich wieder unter meine Bettdecke auf das Sofa um den Film weiter zu gucken. Nach einer guten halben Stunde war er zu Ende und ich ging schlafen, da mir einfach nichts besseres einfiel, was ich machen könnte.