↣ 3 ↢

6 1 3
                                    

Heute haben sie sich alle abgewandt, niemand spricht mehr mit mir. Damals 'Freunde', heute 'Fremde'. Wenn wir uns sehen, ignorieren sie mich oder schauen mich abwertend an. Der Grund, wieso ich alleine bin, ist genauso absurd wie verletzend. Matt und ich waren uns mal näher gekommen, zwischen uns lief aber nicht. Trotzdem kann man anscheinend etwas reininterpretieren. Als Georgia uns 'erwischte' (es gab nichts zum erwischen), hatte sie rum erzählt, dass ich eine Schlampe sei und sowas. Matt war anscheinend sein Ruf wichtiger, da er und damit auch der Rest der Clique sich abisolierten. Seitdem bin ich allein. Keine Freunde mehr, keine Beziehungen mehr. Ich bin es gewohnt, da es ja schon seit Jahren so ist. Anfangs habe ich ständig geweint und war sehr traurig. Heute ist es mir egal. Ich bin gerne allein, ein Einzelgänger - rede ich mir immer wieder ein. Ich weiß jedoch in meinem Inneren, dass es erlogene Gedanken meiner selbst sind. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich ihn un den Rest. Ich habe Matt geliebt, also auf geschwisterliche Art und ich glaube, ich tue es noch immer. Selbst nach so vielen Jahren ist er mir noch immer so wichtig. Er war das, was mich glücklich machte. Die anderen natürlich auch, aber das zwischen uns, das war etwas besonderes. Wir verstanden uns immer perfekt, auch ohne Worte. Seine Augen strahlten, wenn er mich sah und sein Lächeln war ehrlich. Doch das ist schon längst vergangen. Die letzten Worte sind gesprochen und die letzten Handlungen vollendet. Und das schon vor Jahren. Heute bin ich 23, wohne allein in meinem Elternhaus, habe keine Familie und keine Freunde mehr. Nothing lasts forever. Ich frage mich immer noch, was Andrew meinte mit "Ich habe dich vermisst". Vielleicht kannten wir uns aus der Schule flüchtig und er hat mich wiedererkannt? In meiner Stufe war er nie, denn er ist älter als ich. Ich verstehe noch nicht, wieso ich ihm mir anvertraut habe. Vielleicht war es richtig, vielleicht aber auch ein Fehler. Ich denke, das wird sich noch herauskristallisieren. Ich hoffe wir laufen uns nochmal über den Weg, ich würde ihn gerne fragen, woher wir uns kennen. Auch wenn ich kaputt, eher gesagt gebrochen von den letzten Tagen bin, wirkt er wie ein kleiner Lichtblick, welcher im richtigen Moment erstrahlt. Ich hasse das, was dieses Arschloch mit mir angestellt hat. Ich kann es aber nicht rückgängig machen. Noch immer spüre ich seine Berührungen auf meiner Haut, sein Atem immer noch bei meinem Nacken und seine Gafferei, die er gefühlt sekündlich ausgeführt hat. Ohne, dass ich es bemerkt habe, stehe ich vor meinem Badezimmer. Meine Beine haben mich wohl hierhin getragen, als ich an die Zeit vor ein paar Tagen zurück denke. Ihr fragt euch bestimmt, warum ich nicht total am Boden zerstört bin, nur heule und nicht darüber rede. Ich bin schon längst abgestumpft, Gefühle sind der größte Minimalismus, den ich pflege. Ich lebe mein Leben, gehe arbeiten und bin froh, abends im Bett zu liegen. Unter der Dusche perlt das heiße Wasser an meiner Haut ab und ich fange langsam an, mich mit Duschgel und einem Badeschwamm 'rein' zu waschen. Ich weiß nicht wieso, aber während ich so über mein Leben nachdenke, habe ich das Bedürfnis, mir ein Haustier oder vielleicht sogar mehrere anzuschaffen. Zeit habe ich eh genug, ein Café in einer Kleinstadt wie unserer, wird mich wohl kaum den ganzen Tag kosten. Die Gedanken schiebe ich beiseite, während ich meinen Körper in einem Handtuch einwickle. Damit trockne ich mich ab und putze noch Zähne. Ich schaue auf meine kleine Uhr, welche in meinem teils offenem Badschrank ihren Platz findet. Diese besagt dass die dreizehnte Stunde des Tages schon geschlagen hat. Ich hänge das Handtuch auf und gehe in mein Schlafzimmer, welches direkt am Bad angrenzt. Mein Erster Weg führt zu meiner Kommode, wo ich mir Unterwäsche heraus nehme. Nächster Halt war vor meinem offenem Kleiderschrank. Dort suche ich aus der 'Zuhause-Abteilung' mir eine Yogaleggins und einen lockeren Pulli. Nachdem ich beides fand, an meinem Körper trug und meine getragenen Klamotten in meinen Wäschekorb geworfen habe, führt mein Inneres mich zur Küche, wo ich bemerke, wie mein Magen knurrt. Seit fünf Tagen nichts zu außer Flüssigkeit zu mir genommen. "Du bist zwar echt heiß und deine Kurven sind geil, aber ich kann dich erst gehen lassen, wenn du mindestens fünf Kilo abgenommen hast, wenn nicht sogar zehn. Und dann zeige ich dir, wie es ist, wenn mein Spaß an der Sache noch größer ist." Sein Grinsen widert mich an, ich würde ihm am liebsten ins Gesicht spucken. Mein abwertender Blick ist ihm egal, er geilt sich trotzdem an mir auf. Seine Berührungen werden grober, die Griffe fester und die Augen dunkler. Deine Lust entflammt durch mein Leiden, du Mistkerl. Um so mehr ich mich wehre, desto höher steigt deine Lust. Du widerst mich an, wie als wärst du ein Kaninchen, welches noch nie gerammelt hat und denkt, es hätte das Glied eines Pferdes. "Schau dir meinen großen Schwanz an" Are you kidding? Selbst mein Ding ist größer als deins und du führst dich auf wie ein zwanzig Zentimeter-Typ. Die Fesseln macht er nur vom Stuhl los, nicht von dir, du brauchst gar nicht erst zu hoffen. Wieso sage ich sowas zu mir selbst, wenn jede Zelle meines Körpers weiß, dass Hoffnung für mich nicht existiert. Er hat mich gebrochen, in tausend Stücke zerteilt. Gefühle sind nicht mehr da. Selbst der Hass ist weg. Abgesehen vom Selbsthass, er ist mein einziger treuer Begleiter seit Jahren. Ich merke, wie einzelne Tränen über meine Wange rollen. Ein Schmerz überkommt mich, ich suche nach der Ursache und bleibe bei meinem Arm hängen. Wieder mal tiefe Wunden und Kratzer, welche ihren Ursprung bei meinen Fingernägeln finden. Eine Eigenschaft, die ich mir vor Jahren angewöhnt habe. Und alles nur wegen dir. Eher gesagt wegen euch.

972 Wörter

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 10, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

be with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt