Späte Kindheit-Welcome in hell

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Mit sechs Jahren fing ich an, zur Schule zu gehen. Natürlich musste ich durch den ganzen Ort laufen, da diese am wie der Kindergarten, zu den ich vorher auch laufen musste, am anderen Ende der Ortschaft war. Als ich dann in der dritten Klasse war, hatten die beiden die "großartige" Idee, ein eigenes Haus zu bauen.

Das hieß, dass ich nach der Grundschule erstmal 50 km mit dem Bus fahren musste, im Bauwagen etwas aß, und dann Steine schleppte. Für meine Mam hieß es hingegen, dass sie jeden Morgen meine kleine Schwester und die Hündin mitsamt der acht Welpen ins Auto schaffte und zur Baustelle fuhr. Er hingegen saß, wieder einmal arbeitslos, daheim und pfiff sich Wein aus dem Tetrapack und Dosenbier rein als wärs Wasser.

Nach einem Jahr zogen wir dann ein. Man konnte zwar stellenweise zwischen den Steinen rausschauen, die Türen und Fenster waren mit Isolierschaum befestigt, es war noch nicht einmal verputzt und teilweise waren noch nicht einmal die Leitungen gelegt, aber wir zogen in diesen Rohbau ein.

An dieses Haus habe ich die meisten Erinnerungen. So hat er mich einmal aufgefordert, ihm ins Gesicht zu schlagen, ich würde mich ja ohnehin nicht trauen. Sein Pech war das Steineschleppen im Jahr vorher beim bauen. Und ich war damals mit gerade mal 10 Jahren so voller Hass auf ihn, dass ich natürlich mit voller Kraft zuschlug und er beinahe ein paar Zähne verlor. Sein ganzer Kopf ging beim Schlag nach hinten weg. In den darauffolgenden Momenten zeigte er zum ersten und letzten Mal Respekt. Die ganzen restlichen Erinnerungen sind die vielen Male, an denen ich mit Tritten in mein Zimmer befördert wurde ( einmal sogar, weil ich etwas, was meine Schwester mir geklaut hatte, wiederhaben wollte ) und die vielen Schläge ins Gesicht. Außerdem durfte ich nie irgendwohin mit, wenn sie wegfuhren, sondern wurde jedesmal im Zimmer eingeschlossen. Für den Fall, dass es länger werden könnte, schaffte ich mir irgendwann Flaschen an, da ich nicht mehr aus dem Fenster pinkeln wollte, da dort mittlerweile ein weiteres Haus gebaut worden war. Als Beispiel zu den Schlägen habe ich eines: einmal schlug er mich Ko, und brachte mich mit zwei Eimern Wasser ins Gesicht wieder zu mir. Seine einzigen Worte dazu waren, ich solle doch nicht so schauspielern.

Mit der Zeit gab ich mich völligst auf. Warum sollte man jemanden lieben, wenn nicht einmal die eigene Familie einen mag? Warum sollte man Hoffnung haben, wenn sich ohnehin nichts ändert? Warum sollte man Angst haben, wenn man morgends beim Aufstehen schon weiss, dass man im Lauf des Tages wieder Schläge kassiert?

Life sucksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt