Als ich dann vier war, hatte meine Mam einen Neuen. Nach kurzer Zeit zogen wir dann alle zusammen. Doch damit begann der Sturzflug. Wie ein Kamikaze stürzte unsere Familie im Steilflug auf den Boden zu.
Anfangs bemerkten meine Großeltern nur eine Veränderung in meinem Verhalten. Wenn ich früher ein normales, glückliches, lebensfrohes Kind war, war ich nun schlagartig unsicher und zurückhaltend. Dann bemerkten sie, dass ich nicht einmal mehr auch nur eine Minute mit ihnen allein sein durfte. Einmal fragte meine Omma ( mit Doppel-m, wegen dem Ruhrpottdialekt; so werden in dieser Familie die Großeltern unterschieden: die eine im Dialekt aus dem Pott, die andere einfach nur Oma, und die Mutter von dem Neuen Oma X ; ist natürlich nicht einfach X, aber ich kann den Namen nicht schreiben ) meine Mam, ob er uns schlagen würde. Diese wiederrum verneinte. Ebenso stellten meine Großeltern fest, dass er ein Schmarotzer ohne ein bisschen Manieren war. Wenn ich früher mit meiner Mam oft bei ihnen war, so war das nun selten der Fall. Ebenso durfte ich nur an meinem Geburtstag mit ihnen telefonieren.
Ein Monat vor meinem sechsten Geburtstag brachte sich dann mein leiblicher Vater um. Ich erfuhr das natürlich nicht gleich, wer sagt denn seinem Kind, dass sein Vater gestorben ist. Allerdings erfand meine Mam dann zwei Jahre lang Lügen, warum ich nicht zu ihm könne. Nach diesen zwei Jahren fing ich an, diesen nicht mehr zu glauben. Warum sollte mein Vater denn in zwei Jahren nicht einmal Zeit finden, sich auch nur einmal bei seinem einzigen Sohn zu melden. Daraufhin machten wir einen Ausflug. Als wir dann aus dem Auto ausstiegen, sah ich mich um. Wir standen vor einem Friedhof. Ich fragte, was wir hier denn wollen. Ohne eine Antwort wurde ich an der Hand genommen und auf den Friedhof gezogen. Immer noch ohne etwas zu sagen, stellten sie mich vor sein Grab, welches ich nur deshalb als seines erkannte, weil sein Name daraufstand.
Aber fassen wir einmal die zwei Jahre dazwischen zusammen. Ich habe eine Halbschwester bekommen, die er ( der Neue ) abgöttisch liebte. War ja seine eigene Tochter. Ich hingegen war der Abschaum irgendeines anderen, was er mir deutlich klarmachte. So brach er mir zum Beispiel mit sechs Jahren zum ersten Mal die Nase, wahrscheinlich weil ich ihm wieder einmal nicht ins Gesicht geschaut hab, während er mich zusammenstaucht. Denn das war lange Zeit ein Punkt, weshalb er zuschlug. Dachte ich jedenfalls, und gewöhnte mir an, ihm auf die Nasenspitze zu schauen, um nicht so oft Schläge zu kassieren. Außerdem bin ich eingeschult worden, und hatte nach kurzer Zeit Schule schon ein ganzes Lexikon gelesen. Was anderes tat ich nicht, da ich mit meinen Klassenkameraden nichts zu tun haben wollte. Schließlich wollte ich niemanden verraten, wie es mir ging. Somit hatte ich genug Zeit, um lesen zu üben und mir dann damit die Zeit zu vertreiben. Dazu kommt außerdem noch die Intelligenz: laut Test habe ich eine IQ von 148.
Aber abgesehen davon gab es keinerlei Neuigkeiten.
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Life sucks
Non-FictionWer Kinder hat, mag, oder im Sozialdienst arbeitet, sollte um das hier zu lesen abgebrüht sein. Hier kommt jetzt einmal die nackte Wahrheit über die Kindheit eines Jungen. In diesem Buch mag vieles unglaublich erscheinen, aber es ist alles wahr. Ich...