Wo bin ich?

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Das helle Licht brannte in meinen Augen und bereiteten mir Kopfschmerzen. Ich wollte mich aufsetzen. Doch mein Kopf wollte es nicht. Er pochte schrecklich. Ich spürte eine Hand auf meine und hörte die Stimme einer Frau: "Ganz ruhig, Laura. Wir sind da. Bleib noch etwas liegen bis der Arzt kommt." Ich kannte die Stimme nicht. Ich wollte wissen wo ich war. Aber meine Kehle war wie vertrocknet. Ich lag da und wollte, dass der Schmerz aufhörte. Ich fiel in ein schwarzes Loch. Nun waren die Schmerzen fort. Ich hörte die grausame Stimme. "Nun gehörst du mir alleine." Ich schrie: "Nein!" Alles drehte sich. Ich spürte wieder die Hand. Jemand öffnete mein Auge und blendete mich. Ich drehte mein Kopf zur Seite. Es tat höllisch weh. "Sie ist wach. Aber sie braucht etwas Zeit." Ich hörte ein Piepen. "Ihr Puls ist erhöht. Sollen wir ihr Schmerzmittel geben. Sie muss Schmerzen haben." "Bitte", schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte mich mitteilen. Meine Hand war sehr schwer. Ein Schmerz durch zog meinen Körper. Ich wollte schreien vor Schreck, doch meine Kehle blieb stumm. Ich will nicht mehr. Ich fiel wieder in ein Loch und hörte ein durchgängiges Piepen. Endlich konnte ich meine Augen öffnen. Ich sah mich selbst, wie ich bewusstlos in einem Krankenhausbett lag. Ärzte und Schwestern stürmten herein und kämpfte für mein Überleben. Ich schaute zu. Dann war es wieder dunkel. Als ich meine Augen öffnete, schmerzte mein Kopf nicht mehr so schrecklich. Ich atmete tief ein. Meine Brust schmerzte dabei. Ich sah einen Mann im weißen Kittel. Sein Blick wanderte zu mir. Schweißperlen waren auf seiner Stirn. Ich schaute mich um und sah in erleichterte Gesichter. "Laura, wie geht es dir?", fragte der Mann im Kittel. "Was will er von mir?" Er fragte mich langsam noch einmal. Ich versuchte zu antworten und ein raues Gekrächtze kam über meine Lippen. Jemand hielt mir ein Glas Wasser hin und ich trank. Mein Hals fühlte sich viel besser an. "Wer ist Laura?", fragte ich. Der Arzt schaute mich leicht enttäuscht an: "Das bist du." Ich erinnerte mich nicht. "Wo bin ich?" "Im Krankenhaus." "Wer ist das?", ich deutete auf ein älteres Paar, das in der Tür stand. Die alte Frau schluchzte sofort nach meiner Frage. "Das sind deine Großeltern." "Und wo sind meine Eltern?" Betretenes Schweigen füllte den Raum. "Habe ich überhaupt welche?" Die Frau weinte noch mehr und sank zu Boden. Ein junger Mann, vermutlich ein Pfleger, lief zu ihr und fing sie auf. Der alte Mann sah mich nur traurig an. Beide verließen das Zimmer mit dem Pfleger. "Du hattest bis Vorgestern noch Eltern." Ich nickte. Mehr als Leere empfand ich im Moment nicht. Wer oder wie waren meine Eltern, das wusste ich nicht. "Habe ich Geschwister?" "Bis Vorgestern hattest du zwei." Wieder nur ein Nicken. "Ruh dich etwas aus", der Mann stand auf. "Was ist passiert?"

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"Was ist passiert?", hörte ich sie leise den Arzt fragen. Es tat mir weh. Der Arzt sagte nichts und verließ den Raum. "Bitte", rief sie ihm nach. Er schloss die Tür und ging auf mich zu: "Guten Abend Detective Adams", er wirkte beunruhigt, "Sie sind sehr schnell. Woher wussten..." Ich unterbrach ihn: "Ich wusste nicht, dass sie wach ist. Mir teilte es die Großmutter mit, als ich einige Unterlagen abholen wollte." "Sie soll sich ausruhen. Sie muss jetzt viel verarbeiten." "Muss sie das? Wie es aussieht, erinnert sie sich nicht." "Jeder normale Mensch hätte geweint, wenn er gehört hätte, dass seine ganze Familie vor zwei Tagen gestorben wäre... sie hat nur genickt und neue Fragen gestellt." "Also muss sie nichts verarbeiten", ich wollte zur Tür gehen. "Warten Sie. Das dürfen Sie nicht." Ihm schien die Situation zu nahe zu gehen. "Sie sind noch sehr jung für einen Arzt. Sie sollten einen Experten dazu rufen." "Dr. Benett kümmert sich später um sie." "Ich werde dabei sein." Bevor er etwas sagen konnte, ging ich davon. Einige Zeit später betrat ich das Zimmer. Sie saß da. Emotionslos. Ihr leerer Blick fiel auf mich und füllte sich mit Interesse. "Ich bin Detective Steven Adams." Ich reichte ihr meine Hand. Zögerlich griff sie danach. "Sagen Sie mir, was passiert ist?" Nun war es Hoffnung, die ich in ihren Augen fand. "Das sehen wir noch." Das Funkeln verlor etwas Glanz. "Miss Perlman, ich bin Dr. Benett und werde Ihnen mit Ihren Erinnerungen helfen." Sie nickte. "Wie heißen Sie?" "Man sagte mir Laura Perlman." "Sie erinnern sich also nicht?" "Nein." "Wie alt sind Sie?" Schweigen. "Wo wohnen Sie?" Sie schüttelte den Kopf. "Sie sind 20 und wohnen hier in dieser Stadt. Ihr Zweitwohnsitz ist das Haus Ihrer Eltern. Dort waren Sie zuletzt bevor Sie hierhin kamen.... Wissen Sie noch die Namen von Ihren Geschwistern?" Sie schaute mich an: "Ich kann mich an gar nichts erinnern. Also müssen Sie mich nicht befragen. Detective, sagen Sie mir, bitte, jetzt was passiert ist." Ich schluckte. Sie war so kalt. "Seit einiger Zeit hauste jemand in einer Kammer über ihren Stall... Ihre Eltern lebten auf einem Bauernhof... Sie feierten Weihnachten, als der Täter euch angrif. Er tat es getrennt. Einen nach dem anderen... Es war ein Massaker in eurem Stall." Sie schaute mich an. Ich konnte ihren Blick nicht deuten. "Haben sie gelitten?" "Jein. Ein glatter Schnitt. Er hat sie nicht gequält." Sie nickte. Dieses mal war ein Hauch Trauer zu sehen. "Sie müssen es gesehen haben", sagte der Arzt. "Ihre Verletzungen können eine solche Amnesie verursachen. Sie können sich an allgemeine Dinge erinnern. Aber Ihr öersönliches Leben selber, haben Sie vergessen. Das passiert nur im Zusammenhang mit einem Trauma." "Dann will ich mich nicht erinnern." Ich richtete mich auf: "Sie wollen keine Gerechtigkeit für Ihre Familie?" "Ich kenne sie nicht. Ich fühle keine Verbindung." Ich nickte. Es war besser für sie. An so etwas wollte ich mich auch nicht erinnern. Ich verabschiedete mich und fuhr zum Präsidium. Meinem Boss erzählte ich alles. "Luce, es wird ein harter Fall, wenn sie sich nicht erinnert.... Sie kann als Täterin ausgeschlossen werden. Ihre Verletzungen kann sie sich nicht zugefügt haben." Ich nickte: "Ich schaue mir die Hinweise genauer an." "Es ist spät. Mach nicht zu lange. Wenn du müde bist, kann man dich nicht immer gebrauchen", meinte Dave neckisch. Dave Gady war ein Mann um die Fünfzig. Er hatte schon über die Jahre viele Erfahrungen gesammelt. Ich hingegen war ein aufstrebender Detective. Meine Quote war unnormal hoch. Das hatte ich ihn zu verdanken. An meinem Schreibtisch betrachtete ich die Akte. "Sie ist geflohen, er hat sie verletzt und nicht getötet. Warum? Was ist an ihr so besonders?" Er hatte Verletzungen an ihrem Hals verursacht. Er konnte sich nicht überwinden sie zu töten. "Warum?" Ich blätterte in den Unterlagen. Er war doch so unvorsichtig. "Wieso finde ich nichts?" Ja, es war ein Mann. Bis auf beim Vater, waren alle Verletzungen von oben herab. Er musste mindestens einen Monat dort gelebt haben. Die Familie hatte ihn nicht bemerkt. Er war schlau. Laura wurde schwerverletzt und unterkühlt vor dem Wäldchen gefunden. Dank einer Nachbarin lebt sie noch. Sie wollte die Familie besuchen. Ich schaute mir den vermutlichen Tathergang an. Es passte alles zusammen. Nur Laura nicht. Er musste sie aufbewahrt haben. Sie hatte eine Bedeutung. "Ich muss ihr Leben durchleuchten." Es war zu spät um Nachforschungen zu starten und die Müdigkeit ließ meine Lider schwer werden.

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Das Licht blendete mich. Ich lief einfach los. Plötzlich war ich auf einer Wiese. Jemand packte mich. "Sag mir warum!", brüllte er. "Wieso hasst du mich?!" Ich riss mich los und lief in eine Scheune. Ein Kind schrie. "Tony! Tony!", brüllte ich. Sie weinte. "Miley!" "Du kannst ihnen nicht helfen", sagte er leicht spöttisch. Er zog ein Messer und ging auf mich los. "Wenn ich dich nicht haben kann, dann niemand." Ich fuhr hoch. Ein Traum. Nur ein Traum. Sonst hatte ich nichts geträumt. Es war der erste, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Zu meiner Sicherheit begleiteten mich ständig irgendwelche Beamte. Nun lebte ich bei meinen Großeltern. Es fiel mir schwer mit diesen Fremden am Tisch zu sitzen und so zu tun, als wären sie meine Familie. Biologisch waren sie es. Aber sie waren Fremde. Ich legte mich wieder hin und starrte die Decke an. So lange ich mich nicht erinnerte, brauchte ich kennen Psychiater. Ich fragte mich wer Tony und Miley waren. Ich hatte die Namen gehört... "Meine Geschwister", fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Im Traum waren sie mir wichtig. Ich wollte sie beschützen. Plötzlich war mir ihr Tod nicht mehr egal... Er war es vorher auch nicht, aber es war so, als wäre es in Afrika. Plötzlich war es viel näher. "Morgen", sagte ich mir, "rufe ich Detective Adams an." Jeden Montag besuchte er mich. Das seit einem Monat. Er hoffte, dass ich mich erinnerte. Doch ich wollte nicht und manchmal war ich ihm böse. Ich hatte Angst vor der Wahrheit. Ich wusste, dass es grausam sein würde sich zu erinnern. Der Schlafe wollte und wollte nicht kommen. Ich nahm mein Handy und rief ihn an. "Hallo, Luca Adams hier", hörte ich ihn verschlafen sagen. "Ich bin's, Laura Perlman." Er wirkte plötzlich viel wacher: "Ist etwas passiert?" "Das weiß ich nicht so genau. Ich hatte einen merkwürdigen Traum." "Ich fahre gleich zu dir." Ich hörte wie er sich aufmachte und wahrscheinlich etwas anzog. "Nein, du musst nicht kommen. Ich kann es auch morgen erzählen. Ich wollte es nur mitteilen." "Hat es was mit dem Fall zu tun?" 'Fall', es klang aufeinmal so abwertend. "Ich weiß nicht so genau, ob es etwas mit dem Mord zu tun hat." Er schwieg. "Ich komme vorbei." Aufgelegt. Ich ärgerte mich. Nanna und Gramps sollten gut schlafen. Warum muss er nachts hier auftauchen? "Seid wann interessiert es dich, ob sie gut schlafen?", fragte eine Stimme in meinem Kopf. Sie waren gut zu mir und wollten mir helfen. Ich lebte auf ihrem Kosten, weil ich mich nicht mehr an alles in meiner Ausbildung erinnerte und von vorne abfangen sollte. Nur die automatischen Sachen waren in meinem Kopf. Ich zog mir ein Bademantel über und eilte nach unten. Bis es klopfte, wartete ich vor der Tür. Ich bat ihn ins Wohnzimmer. Er sah so anders aus. Sein Haar war nicht frisiert und Schatten lagen unter seinen Augen. Er musste hart arbeiten. "Schieß los", meinte er. "Es ist schwer das alles zu erklären..." Ich erzählte alles und er hörte zu. Nur ein Nicken hin und wieder. "Sein Gesicht, hast du es gesehen?", fragte er sofort danach. "Nein. Aber die Stimme geht mir nicht aus den Kopf." "Gut. Aber die könntest sie anders wahrgenommen haben, als sie tatsächlich war. Das ist ganz normal bei..." "Nein, ich kannte sie. Ich kannte die Stimme. Es war Dads Stimme."

Verlorene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt