Geld

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die andere Bettseite leer. Vermutlich war Miles bloß auf Toilette, dachte ich. Aber selbst nach zehn Minuten kam er nicht wieder.

Ich lauschte. Vogelgezwitscher und entferntes Verkehrsrauschen waren zu hören. Doch in der Wohnung war es still. Zu still.

Verwundert stand ich auf und schaute in jedem Zimmer nach Miles, doch er war nirgends zu finden. Bestimmt hatte er mir eine Nachricht hinterlassen, dass er schon früher gehen musste.

Hastig machte ich mich fertig, denn ich musste schon in zwanzig Minuten in der Uni sein. Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich zu meinem Tresor, um etwas Geld für den Tag heraus zu nehmen.

Doch der Tresor war leer. Ich rieb mir mehrmals über die Augen, aber das Geld blieb verschwunden. Hatte ich es etwa schon zuvor in mein Portemonnaie getan? Hektisch kramte ich in meiner Handtasche danach, doch auch dieses war leer. Das konnte doch nicht wahr sein! Mehrere violette Scheine hatte ich im Tresor aufbewahrt.

Erst jetzt entdeckte ich einen Zettel, der daneben lag und auf dem vier Ziffern standen - der Code des Tresors. Ich hatte immer gedacht, das Versteck unter der Kaffeemaschine wäre unauffindbar, doch kann kam mir in den Sinn, dass mir Miles am Samstag Frühstück inklusive eines Kaffees gemacht hatte - und anscheinend dort den Zettel entdeckt haben muss.

Panisch hastete ich wieder zu meiner Tasche und wühlte nach den Autoschlüsseln. Doch auch diese waren nicht da.

Plötzlich machte es klick in meinem Kopf und nach und nach fielen mir immer mehr Anzeichen auf, dafür, dass Miles nicht nur mein Herz gestohlen hatte, sondern auch ein richtiger Dieb war.

Erst nachdem ich von meinem Medizinstudium erzählt hatte, war er wirklich interessiert an mir gewesen. Er wollte nach der Party unbedingt fahren, damit er die Autoschlüssel unauffällig behalten konnte. Er hatte nur keinen Unfall gebaut, weil er vermutlich keinen Alkohol getrunken hatte, denn bei den Bestellungen, die er aufgegeben hatte, hatte ich nie hingehört. Mir kam es gleich komisch vor, dass er sich nicht wirklich betrunken verhielt. Und er war die Sache mit mir bloß so schnell angegangen, weil er mein Geld wollte und vermutlich dringend brauchte.

Immer mehr Wut kochte in mir auf und ich hatte mich kaum noch unter Kontrolle. Der würde was erleben! Ich war kurz davor mein Handy zu greifen und seinen Kontakt zu wählen, um mich bei ihm zu beschweren. Doch dann fiel mir auf, dass wir noch nicht einmal unsere Nummern ausgetauscht hatten. Seine Adresse oder seinen Nachnamen kannte ich auch nicht. Vermutlich war Miles nicht mal sein echter Name.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und musste lachen, weil ich so verzweifelt war.

Und ich hätte niemals damit gerechnet, dass er mein Geld und mein Auto klaute und sich danach nie wieder blicken ließ.

Er machte seinem Namen wirklich alle Ehre.

***

Das war's mit meiner Kurzgeschichte Dieb. Ich hoffe euch hat sie gefallen, auch wenn das Ende nicht gerade positiv ist. Vielen Dank für's Lesen (und Bewerten). :)

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