Kapitel 1

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Ich lehnte mich an die Balkonbrüstung und seufzte.

Es war so still.

Normalerweise hasste ich Stille, aber in den letzten Tagen verbarrikadierte ich mich gerne in meinem Apartment.

Ein kurzes Fingerschnippen verschaffte mir ein Glas prickelnden Hugo. Mit Zitrone, versteht sich. Ich nippte an meinem Getränk und beobachtete die schmale Mondsichel am schwarzen Nachhimmel.

Ich spürte, wie etwas nassen auf mein Arm tropfte. Regen. Schnell eilte ich zu Chairman Meow und nahm sie mit einem Arm vorsichtig hoch, um sie ins trockene zu tragen. In der anderen Hand meinen Hugo.

Beim hineingehen schloss ich mit einer leichten Handbewegung die Türen hinter mir. Mein Getränk stellte ich neben mir auf den Tresen und Chairman Meow ließ ich sachte auf einem dem roten mit Samt überzogenen Samtsessel ab.

Der Sessel war mein ganzer Stolz und schon fast 100 Jahre alt.

Zufrieden rollte sie sich auf ihrem Lieblingsplatz zusammen und schnurrte.
Ich griff nach meinem Gals und setzt mich auf das Sofa gegenüber vom Sessel.

Plötzlich huschte eine Gestalt ins Zimmer und ließ sich auf einen Hocker in der Ecke fallen.

"Raphael!" stieß ich erschrocken hervor, "Du kannst wenigstens vorher anrufen oder wenigstes anklingen, wie ein gesitteter Unterwäldler!" murmelte ich empört.

"Deine Klingel ist abgestellt." entgegnet er genervt und huscht neben mich aufs Sofa.

Besorgt mustert er mich:"Du denkst, wie du es nennst hier jetzt schon seit Monaten nach. Wir alle machen uns große Sorgen und im Institut brauchen sie dich! So kann das nicht weitergehen, denn entweder hast du wahnsinnig lange Leitungen, oder du willst dich einfach vor Alec verstecken."

Ich blickte betrübt auf ein Foto von meinem Ex und mir.

"Kannst du dich nicht einfach da raus halten? Es ist eine Sache zwischen mir und und ihm und außerdem versuche ich mich keineswegs vor ihm zu verstecken. Ich will einfach meine Ruhe!" schrie ich überraschend laut, sprang auf und fegte mit einer Handbewegung das Bild von der Vitrine herunter.

Doch Sekunden danach tut es mir direkt leid. Erschöpft ließ ich mich auf den Boden vor die Scherben sinken, die Beine angewinkelt und das Gesicht in den Händen vergraben.

Ich spürte eine Hand an meinem Arm. Ich zuckte zusammen und zog meinen Arm zurück. "Es wird besser. Der Schmerz lässt nach" versucht Raphael es.

Nein wird es nicht.

Ich ignorierte die Stimme in meinem Kopf und schluchzte.

"Ich weiß, es ist immoment keine große Hilfe, aber das wird es wirklich. Ich verspreche es." beruhigend streicht er mir über den Rücken.

"Er ist die erste Person, die wirklich mein Herz gebrochen hat. Er ist mein ein und alles. Das kann er mir nicht antun!" ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare.

Weichei.

"Ich weiß, ich weiß, glaub mir. Aber du musst dich zusammenreißen. Wir alle brauchen dich, Magnus... Jetzt steh erstmal vom Boden auf und ruhe dich ein bischen aus. Morgen früh schicke ich Izzy vorbei, sie soll dich abholen und dafür sorgen, dass du wirklich mal wieder im Institut auftauchst. Arbeit wird dich ablenken." nachdrücklich klopfte er mir auf die Schulter und zog mich hoch.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und umarmte meinen Ziehsohn.

"Bis morgen. Ich sehe morgen Abend nochmal nach dir." ein besorgtes Lächeln spielte über seine Lippen.

I don't want the world, I want you. |~Malec~|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt