Kapitel 3

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Ich schlurfte langsam durch die steinernen Gänge des Instituts.

Um bei Alexanders Büro anzukommen, musste man durch das halbe Gebäude laufen, also hatte ich noch genügend Zeit, mir meine Umgebung genauer anzuschauen.

Wie lange war ich schon nicht mehr hier gewesen?

Drei Monate? Drei Wochen?

Ich hatte während meiner freiwilligen "Isolation" komplett das Zeitgefühl verloren.

An den Wänden hingen - wie immer - die alten und sehr wertvollen Gemälde der Shadowhunter-Vorfahren. Ansonsten hatte das Institut nicht viel antikes, bis natürlich das Gebäude an sich.

Die tristen, grauen Wände der Gänge, währen ohne die Bilder genauso trostlos und eintönig, wie ich mich fühlte...

Nachdenklich blieb stehen und betrachtete gedankenverloren ein Gemälde von dem ersten Vorstand des Instituts.

Ich kannte ihn. Er war ein guter Mann.

Er hatte mich damals eingestellt und seitdem arbeitete ich hier.

Ich ging weiter und blieb am Ende des Ganges vor einer dunklen Holztür stehen.

Sie hatte eine geschnitzte Verzierung, welche sich rund um den Türrahmen schnörkelte. In der Mitte zierte sich aus metallenen Buchstaben geformt der Name ALEXANDER LIGHTWOOD.

Zärtlich strich ich über die kalten Buchstaben.

Warum musste es nur so kommen?

Weil dich niemand wirklich lieben kann.

"Ich liebe dich auch" hauchte ich kaum hörbar und schloss kurz die Augen.

Mein Herz raste, als ich die Hand auf die Klinke legte und zum runterdrücken ansetzte.

Alles wird gut. Ich gehe da jetzt rein und lasse mir einfach nichts anmerken. Einfach einen gewissen Abstand halten und nur so viel reden, wie nötig.

Du schaffst das.

Jetzt reiß dich zusammen, verdammt nochmal! Das hast du dir selbst eingebrockt.

Ich nahm allen meinen Mut, drückte die Klinke runter und stieß die Tür auf.

Augenblicklich kam mir ein mir allzu bekannter Geruch entgegen und löste automatisch eine behagliche Wärme in meiner Magengegend aus und breitete sich langsam in meinem ganzen Körper aus.

Wie schön es doch mit ihm gewesen war.

Mit ihm hatte ich das Gefühl, endlich angekommen zu sein, als würde eine warme, schützende Decke um mich gelegt werden, an welcher all das Leid und Schmerz einfach abprallen würde.

Doch diese Decke wurde mir einfach mit Gewalt vom Leib gerissen und durch ein hungriges schwarzes Biest, welches in den hintersten Ecken meines Verstandes lauert ersetzt. Ich weiß, dass es jederzeit zuschlagen kann und alle meine positiven Gedanken einfach vernichtet, aber es schlägt meinst nicht offensichtlich zu, sondern wiegt einen erst in Sicherheit und wenn du es nicht erwartet, wird es aktiv.

Ich blieb in der Tür stehen und schaute mich unsicher um: Alles so, wie früher, als währe die Zeit stehen geblieben.

Ein großes, buntes Fenster mit Glasmalereien von küssenden Engeln in der rechten Wand und davor ein großer, stabiler Schreibtisch mit einem Computer, etlichen Stiftehaltern, samt Schreibutensilien und anderen Kram, wie diverse Unterlagen, Büchern und Akten.

Entlang der längsten Wand zog sich ein robustes Bücherregal mit zahlreichen, unterschiedlichen Lehrbüchern und vollgepackten Aktenordnern.

Mein Blick fiel auf ein eingerahmtes Foto, auf dem Kaminsims des steinernen Kamins, an der Wand gegenüber des Schreibtisches.

I don't want the world, I want you. |~Malec~|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt