Cato und Clove - Tödliche Liebe

Kapitel 4: Das Training // Liebe zu Cato?!

Heute ist der erste Tag des Trainings. An das, was gestern noch alles passiert ist, kann ich mich kaum noch erinnern. Ich weiß nur noch, dass Laguna und Amy ganz entzückt von unserem Auftritt waren und das Händchenhalten von Cato und mir, offenbar als eine Art Offenbarung zum Sieg aufgefasst hatten. Die neue Taktik, die sie mit Lyme entwickelt hatten, sah jetzt in etwa so aus: Bloß keinen Streit mit anderen Tributen anfangen, sich vor den anderen als süßes, verliebtes Pärchen ausgeben und nur gegenüber den Sponsoren zeigen, wie taff wir doch eigentlich waren. 

Die Realität sieht allerdings noch anders aus. Ich sitze verschlafen am Frühstückstisch, rühre in meinem Kakao und versuche zu unterdrücken, dass mich die Anwesenheit der Avox immer noch rasend macht. Cato sitzt neben mir, hin und wieder unterhalten wir uns, er lächelt. Lyme, Laguna und Amy sind nicht da. Letztere ist zu irgendeinem Stylisten Notfall Gespräch aufgebrochen, wo die anderen beiden stecken, kann ich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, höchstwahrscheinlich versuchen sie aber, Sponsoren für uns beide an Land zu ziehen. 

"Eigentlich ist die Pärchen Sache doch gar nicht so schlecht, oder nicht?", fragt Cato und stößt mir seinen Ellenbogen grinsend in die Seite. "D-du findest.. das gut?", stammele ich nervös und bemerke, dass es das erste Mal in meinem Leben ist, dass es jemand geschafft hat, mir die Worte zu rauben. Er lächelt nur und schaut mich an. "Komm gibs zu, ganz so gespielt wie du jetzt tust wäre die Sache nicht einmal." Woher er das nur weiß? Ist es wirklich so offensichtlich, dass ich, Clove Kentwell, bis über beide Ohren in ihn, Cato Hadley, verliebt bin? "Überlegs dir, aber entscheide dich schnell, das Training fängt gleich an." Cato lässt mir keine Zeit zum Antworten, er steht auf, läuft einige Schritte in Richtung seines Zimmers, dreht sich auf halbem Weg noch einmal um und grinst mich an. 

Für mehrere Minuten bin ich total perplex. Bilde ich mir das nur ein, oder wirkt es so, als könnte Cato sich tatsächlich vorstellen... Also ich meine... Cato und ich? Wir beide? Als Laguna und Lyme zwanzig Minuten später endlich von ihrem sonderbaren Trip zurück kehren, sitze ich immer noch am Tisch, rühre in meinem längst kalten Kakao und starre wie gebannt, als gebe es nichts interessanteres auf der Welt, auf die blank polierte Glas Tischplatte. Lyme wirft mir einen verwunderten Blick zu, will etwas sagen, aber dann fällt ihr scheinbar ein, dass sie momentan wichtigere Dinge zu tun hat, als sich mit einem fünfzehn jährigen Mädchen zu befassen, welches ihren Blick starr geradeaus, immer auf die selbe Stelle gerichtet hat und dabei ununterbrochen grinst. Ich komme mir dabei ja schon selbst wie ein Psychopath vor. Stattdessen ist es Laguna, die als erstes die richtigen Worte findet. "Du musst dich langsam umziehen Clove, das Einzeltraining fängt in weniger als zehn Minuten an und wir wollen doch nicht am ersten Tag durch schlechtes Benehmen auffallen, was definitiv der Fall wäre, wenn wir zu spät kommen." Ich nicke, stelle das Grinsen ein und stehe auf. "Eine Sache noch. Wie besprochen, gib dich den anderen Tributen gegenüber erst einmal als harmlos aus und widme dich ganz allein Cato." Laguna schaut mich mit einem durchdringlichen Blick an, als erwarte sie eine Antwort. Ein einfaches "jaja", ist alles, was sie von mir zu hören bekommt. Innerlich male ich mir grausame Todesarten für sie aus. Ein Karriero, der sich als nett und harmlos gegenüber anderen Tributen ausgibt? An die Sache mit Cato werde ich mich vielleicht noch halten, aber mich den anderen als eine Art gefundenes Fressen präsentieren? Oh nein, nicht mit mir.

 Gerade als ich mein Zimmer betrete und die Tür schließen will, tippt mir Lyme auf die Schulter. "Du hast dein Trainings Outfit vergessen, das ist ganz wichtig." Oh wie schön Einheitskleidung für alle Tribute. Innerlich bin ich ziemlich genervt, äußerlich mache ich gute Miene zum bösen Spiel. "Oh. Ja, ich hatte gerade eben bemerkt, dass da etwas fehlt." Mit diesen Worten schnappe ich mir T-Shirt und Hose, dann verschwinde ich endgültig in meinem Zimmer und schließe die Tür. 

Ganz so schlimm wie erwartet, ist das Outfit dann allerdings doch nicht. Ein einfaches, schlichtes, schwarzes Shirt, welches durch die rot-schwarzen Schulterteile, etwas an Farbe gewinnt. Die Hose ist ebenfalls schwarz, mit langen Streifen in rot und grau, die Senkrecht an den äußeren Nähten verlaufen. Auf dem Rücken prangt die Nummer unseres Distrikts. Ich tausche meine Kleidung gegen die Trainings Kleidung und trete nach draußen.