[Tag 2 / 18:49 Uhr]
"Starr? Nicht, dass ich wüsste", antwortete Storm und beruhigte sich. Alle anderen beneiten die Frage von Dexter ebenfalls. "Also liegt das wahrscheinlich wirklich an mir", hörte ich Dexter sagen und versuchte keinen Laut aus mir zu lassen, der sagen würde, dass es nicht stimmte. "Kein Grund, dich sofort fertigzumachen!", rief Freya voller Optimismus, "Erzähl doch einfach, was passiert ist und wir werden dir helfen!" Kurz hörte ich Jubel und viele Zustimmungen, aber dann wurde es wieder ruhig. Dexter fing an zu erzählen.
"Ich habe sie gefragt, warum sie sich so komisch verhielt und ob alles okay wäre. Sie meinte, es wäre nichts und ich solle mir keine Sorgen machen. Natürlich habe ich trotzdem gefragt, was ich ändern oder wie ich helfen könnte. Für einen kurzen Moment schien sie nachdenklich zu sein, aber sie starrte eher in die Leere", erzählte er, "Dann wurde es irgendwie interessant. Sie wollte sich öffnen und hat damit angefangen, dass sie Träume hat. Jedoch stockte sie dann und erwähnte Halluzinationen. Aber auch da konnte sie nicht weitersprechen, sondern hielt sich nur an die Brust und keuchte. Anscheinend hatte sie Schmerzen. Freya, nicht ich brauche Hilfe, sondern sie." Meine Augen fingen an zu tränen und ich versuchte krampfhaft, keine Geräusche zu erzeugen. Der letzte Satz machte mich fertig.
"Das ist komisch", äußerte Holver sich kurz, aber Dexter sprach danach sofort weiter. "Und dann... naja... habe ich sie umarmt, weil ich... ehrlich gesagt weiß ich es selbst nicht. Aber sie schien sich wohler zu fühlen. Doch dann sagte sie, dass ich mir nicht die Schuld geben soll. Auf einmal wurde sie auch lauter und schneller, als sie sagte, dass sie beim Erzählen von ihrem Problem Schmerzen bekommt, aber es ihr auch im Herzen wehtut, wenn ich es nicht weiß. Schließlich hat sie mich nach hinten geschubst und ist heulend weggerannt."
"Im Herzen? Wahrscheinlich tut es ihr körperlich weh, wenn sie es erzählen will, aber es tut ihr seelisch weh, wenn du es nicht weißt. Das ist alles ziemlich verdreht. Mir ist aber auch aufgefallen, dass sie sich irgendwie genauso verhalten hat, wie Kimy. Zumindest ähnlich", äußerte sich Till dazu. "Wie Kimy... glaubt ihr, dass sie irgendwie zusammenhängen?", fragte Holver. "Guter Gedanke. Ein großer Nachteil ist natürlich auch, dass Melanie Amnesie hat. Ich wette, sie wüsste was hier vorgeht", meinte Dexter, "Ich meine, schaut sie euch mal an. Dieser hungrige Blick in ihren leuchtenden Augen. Sie braucht ihre Erinnerungen wieder."
Ja, ich brauche sie, bevor ich komplett geistesgestört werde.
Die Tränen flossen weiter und ich ließ aus Versehen ein Schluchzen aus mir. Ich hoffte, dass es keiner gehört hatte. Doch plötzlich rutschte ich mit meinem Glück auf dem noch nassen Gras aus und fiel hin. Zum Glück nicht gegen das Haus; das wäre wahrscheinlich mein Ende. Ich stand vorsichtig auf und hörte plötzlich Till hustend sagen: "Dürfte ich kurz raus?" "Hat das einen Grund?", fragte Freya ihn sofort besorgt. "Nein, alles gut. Ich will nur mal nach draußen. Sprecht weiter." Ich hörte Schritte und versteckte mich hinter der Ecke des Hauses. Die Schritte wurden immer lauter, kamen immer näher. Ich wollte mich woanders verstecken, aber es hatte keinen Sinn. Er hätte mich so oder so gefunden. Also setzte ich mich hin und starrte in die Leere.
"Melanie? Deine Augen leuchten ja wirklich", sprach er, als er vor mir stand, "Was machst du hier? Ich habe dich gehört." Ich lachte in mich hinein und beschloss ihm die Wahrheit zu sagen: "Euch zuhören." "Ich frage mich sowieso, warum du nicht bei unserem Gespräch dabei bist. Wahrscheinlich wollte Dexter dich nicht noch mehr stressen", meinte er, "Mach aber was du willst. Wollen wir morgen früh aber ein bisschen reden? Vielleicht finden wir eine Lösung." Ich nickte und er ging. Aber irgendwie hatte ich keine Lust mehr, ihnen zu zuhören. Und manche Sachen gingen mich bestimmt nichts an. Man sollte nicht zu sehr in die Privatsphäre anderer treten.
[Tag 3 / 00:00 Uhr]
Ich lag nun seit mehreren Stunden in meinem Bett, konnte aber nicht einschlafen. Es war komplett dunkel und nur das Licht des blauen Mondes beleuchtete die Gegend ein kleines bisschen. Alles hatte auch wieder diese hellblaue Aura. Ich wusste nicht, was das wieder sein sollte. Mir war extrem kalt und ich zitterte. Rausgehen wollte ich nicht, da ich viel zu ängstlich dafür war. Aber irgendwas zerrte an meinen Nerven und wollte, dass ich das tat. Ich kämpfte dagegen an, was letztendlich zwecklos war. Mein ganzer Körper zuckte ein paar Mal, während ich die Tür langsam und zögerlich öffnete. Warum mache ich das eigentlich?
DU LIEST GERADE
Das kalte Flüstern der Stille [Pokémon]
Fanfiction(Das Cover wird noch angepasst, also wundert euch nicht ^^) Eine Welt, die langsam stirbt. Ein Pokémon mit Amnesie und verrückten Träumen und Halluzinationen, gegen die es komplett wehrlos ist. Verfolgt von der eigenen Angst, versunken in den eigene...