Yuri stand am Rand und beobachtete jeden Schritt, jede Figur, jede Bewegung die Victor machte. Die Musik spielte als ob sie nur für diesen Moment gemacht wurden wäre.
Jede von Victors Bewegungen war perfekt. Er flog förmlich über das Eis.
Jeder Sprung, jede Drehung, selbst jeder Atemzug war perfekt.
Yuri konnte es kaum fassen. Er stand hier, in Moskau und beobachtete sein Idol, sein großes Vorbild beim üben für seinen Comeback. Es war einfach unfassbar. Die lange Pause schien Victor nicht im Ansatz geschadet zu haben, eher im Gegenteil: Er war sogar noch besser geworden.
Selbst Yakov schien das so zu sehen. Er blaffte ihn nicht an. Er erkannte es einfach still an, nickte vielleicht gelegentlich.
Yuri bemerkte, dass er seinen Blick schon viel zu lange auf Yakov geheftet hatte. Victor war das, was er eigentlich ansehen wollte und der performte wie immer. Ihm gehört dieses Eis, dachte Yuri.
Dann endete der eisige Tänzer sein Schauspiel mit einer eleganten Pose. Genau in diesem Moment ging auch die Musik aus.
Victor sah zu den Zuschauern am Rand, um Bestätigung von Beiden zu bekommen. Er zeigte es nicht deutlich, aber so eine Performance kostete auch ihn einiges an Ausdauer.
Yuri klatschte schnell und heftig in die Hände, als ob sein Leben davon abhinge seinem Idol zu huldigen. Yakov hingegen klatschte ein paar mal laut in die Hände. In seinem Klatschen lag ein gewisser Sarkasmus, etwas Bitterkeit und vielleicht auch noch Wut. Wut darüber, dass Victor vor einem Jahr einfach nach Japan abgehauen war, um Yuri zu trainieren. Dabei hatte Victor ja eine eigene Karriere.
Makkachin stellte sich auf die Hinterbeine und stützte sich mit den Vorderpfoten an der Umrandet der Eisbahn ab, so dass sein Kopf neben Yuris war. Der Pudel wedelte mit dem Schwanz, als ob auch er seinem Herrchen die nötige Anerkennung zukommen lassen wollte.
Victor kam zum Rand und streichelte sanft über das braune Fell am Kopf seines Hundes."Und? Wie findest du es, Yakov?"
Yakov begann kurz seinen Schüler zu loben.
"Du hast immerhin nicht alles verlernt, Vitya. Das ist gut. Wir müssen immerhin nicht wieder ganz von vorn beginnen. Die Musik passt zu dir. Auch die Choreographie. Aber..."
Er verschränkte die Arme und rümpfte die Nase.
"... Deine Sprünge waren teils unsauber! Du musst mehr üben! Das Eis gehört nicht nur dir! ..."Victor stand da und ließ sich von Yakov alles erklären, was er noch verbessern müsste, was so ziemlich alles war. Doch Yuri betrachtete sein Idol. Er hörte kein einziges Wort, das Yakov blaffte. Für ihn war Victor perfekt. Er sah zu gut aus in seinen Trainigssachen. Das musste ein Traum sein, dachte Yuri.
Der junge aus Japan und der russische Prinz."Wie siehst du das, Junge?!", blaffte Yakov nun auch Yuri an und riß ihn somit aus seinen Gedanken.
Yuri stammelte nur als Antwort. "Ähhhnm... Ja."
Beide, Victor und auch Yakov, sahen den grübelnden Yuri an.
Victor wusste, irgendetwas ging in Yuri vor, wenn er so still vor sich hin blickte."Yuri, du bist dran. Es ist nun dein Part auf dem Eis."
Hinter ihnen, am anderen Ende der Halle, schlugen beide Türen auf.
Yuri Plisetsky, auch Yurio genannt, um Verwechslungen zu vermeiden, hatte seinen großen Auftritt.
Er ging runter zu Yuri packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. Doch Yuri war in seinen Gedanken verloren."Das ist meine Zeit, du Schwein! Ich trainiere jetzt!"
Yakov und Victor sahen zu wie Yurio Yuri schüttelte. Yuri gab gelegentlich ein benommenes 'Ja...' von sich und schien nicht ganz mit dem Geist auf dieser Erde zu sein.
Nach einigen Momenten, in denen Yuri nicht wirklich reagierte, ließ Yurio ab.
Es folgte ein Moment Stille. Dann wandte Yuri sich zum Gehen um."Trainier du ruhig. Ich habe eh keine richtige Lust...", dann verließ er, zur Verwunderung aller, schnellstmöglich die Trainingshalle.
Victor rief ihm noch etwas hinterher, aber Yuri hörte es schon nicht mehr. Er rannte in sein Zimmer, dort viel er auf das weiche Hotelbett und ließ die Tränen ihren Lauf nehmen.
Was hatte Victor nur je in ihm gesehen?
Er war pure, reine, nahezu göttliche Perfektion und Yuri?
Der kleine japanische Junge verlor sich immer mehr in diesen Gedanken. Er sei Wertlos. Im Gegensatz zu Victor oder Yurio hatte er nichts wofür es sich lohnen würde diesen Sport weiter auszuüben.
Victor hatte so viele Fans. Er hatte Talent und dann auch noch so viel Ehrgeiz. Ebenso auch Yurio und er wollte besser sein als JJ.
Alle, die Yuri bis jetzt im Sport kennengelernt hatte, hatten einen guten Grund oder eine Motivation, die sie Antrieb das Eislaufen nicht aufzugeben.
Yuri drückte sein Gesicht in das Kissen.Eine Stunde später klopfte es an der Tür.
"Yuri? Kann ich reinkommen?", rief Victors besorgte Stimme an der Tür.
"Es ist auf." Yuris Stimme war durch das Kissen gedämpft, aber Victor schien das mit der Tür auch gerade alleine herausgefunden zu haben.
Er setzte sich zu Yuri auf das Bett und sagte kein Wort. Victor starrte auf den Jungen, während er überlegte was man ihm sagen könnte, was ihn wieder aufbauen würde.
Währenddessen sah Yuri kurz auf."Was willst du hier?", murmelte der verletzte Yuri in sein Kissen.
"Wissen was mit dir los ist, Yuri."
"Mir geht es gut. Wirklich."
Das stimmte nicht. Yuri wusste das. Und auch Victor war sich dem im klaren."Nein Yuri, das tut es nicht. Sag mir, was ist mit dir los?"
Yuri wusste es gab kein Entkommen. Victor würde nicht eher gehen bis er die die Wahrheit wüsste und irgendwie hatte Yuri das Erste Mal das Gefühl sich jemandem anvertrauen zu können.
So setzte er sich auf. Sein Gesicht war durch das Weinen sehr zu geschwollen und seine Wangen waren noch immer nass."Victor, was siehst du in mir?"
Victor zeigte ein überraschtes Gesicht. Mit dieser Frage hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
Yuri hingegen fing an seine Frage weiter auszuformulieren."Ich meine, ihr alle habt Ziele, Dinge für die ihr auf dem Eis lauft. Du, Yurio, selbst JJ... Ihr alle... Und ich? Ich weiß gar nicht warum ich das überhaupt noch mache! Sieh mich doch an, was sollte jemand wie du je an jemandem wie mir finden? Es ist doch so das-"
Victor unterbrach Yuri auf die schönste Art wie man jemanden zum Schweigen bringen konnte. Mit einem Kuss.
Damit hatte der kleine asiatische Junge nun wirklich nicht gerechnet. Ein sanfter Kuss von seinem russischen Prinzen?! Das war eindeutig ein Traum!Victor zog sein Gesicht zurück und sah in das des verwunderten Yuris.
"Was ich in dir sehe? Das lässt sich schwer in Worte fassen. Wenn ich dich auf dem Eis beobachtete, ist es wie bei mir. Als ob jeder einzelne Schritt, jede Bewegung, als ob dein ganzer Körper Musik erzeugt, von der man einfach mitgerissen wird. Ich kann meine Augen nicht von dir lassen Yuri."
Yuri konnte seinen Ohren kaum glauben und dann erklärte Victor mit sanfter Stimme und ernstem Gesicht weiter...
"Du brauchst kein Ziel zum Eislaufen, Yuri. Wenn du aber einen Grund brauchst, dann nimm mich. Lass mich der Grund sein aus dem du weiter machst."
Yuri sah Victor an. Er war zu Tränen gerührt. Ohne wirklich nach zu denken umarmte er Victor und der erwiderte diese Umarmung.
Es war Liebe. Die selbe, die Yuri schon in Japan gespürt hatte und die selbe, die Victor schon die ganze Zeit gespürt hatte.
Nichts störte die Beiden. Es war still und die Zeit schien still zu stehen.Nur im Hintergrund, weiter weg, waren die Schreie von Yurio und Yakov während des Trainings zu hören...
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On Ice, My Love - Yuri on Ice
FanfictionYuri on Ice Oneshot :) Achtung: Victuri |Victor x Yuri| Nicht zu Ernst nehmen ;)