Kapitel 2

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Da ich eine alte Dusche habe, braucht sie etwas, bis das Wasser heiß wird und auf eine kalte Überraschung kann ich gut und gern verzichten. Das Geräusch des Wassers, welches auf den Porzellanboden meiner Dusche prasselt, ertönt in meinen Ohren und ich versinke wieder einmal in Gedanken.

Ich denke daran, wie ich in einer Dusche stehe und mich einseife, dabei summe und den zarten Duft von Vanille wahrnehme, als ich zwei männliche Stimmen hinter der Türe höre. Als ich nachsehe, erkenne ich Tom und Andre, wie sie lachend und trinkend auf Toms Couch sitzen und sich unterhalten. Ein tolles Bild zweier Freunde, die zusammen Spaß haben und von dem man nicht glaubt, dass irgendwas diese Harmonie stören könnte. Ein kuscheliges Gefühl breitet sich in meiner Brust aus, als ich mich erinnere, wie gut die beiden sich verstanden haben und was ein Mist sie zusammen machten.
Als sich meine Gedanken plötzlich auf Tom festigen, kribbelt es stark zwischen meinen Schenkeln und ich fühle eine leichte Gänsehaut, die von mir langsam Besitz ergreift. Mir erscheinen wieder die feinsten Details seines Aussehens, die ich immer unbewusst beobachtete habe. Erst jetzt wird mir bewusst, wie genau ich ihn jedes Mal betrachtete, wenn ich bei ihm zu Besuch war. Jede Kleinigkeit hat sich in mein Gehirn gebrannt. Die helle Haut, das dunkelbraune Haar, die braunen Augen, seine großen Hände, die ganz geschmeidig sind und diese traumhaften Lippen, die ich nur allzu gern schmecken würde. Nein nein nein nein! Gehirn, hör auf mir solche Bilder vorzuspielen! Tom ist ein Arschloch! Er hat mich einfach für ein dummes Weibsstück versetzt und sein Versprechen gebrochen! Und er hat mich einfach fallen lassen, als wäre ich nie etwas wert gewesen! Wütend springe ich unter die Dusche und bestrafe mich selbst mit der höchsten Temperatur, die das Wasser aufbringen kann.

Während meine Haut brennt und ich fast am Dampf ersticke, merke ich nicht, wie mein Handy auf dem Spülkasten meiner Toilette blinkt. Erst als ich klatschnass raus komme und der blau-schwarz karierte Teppich das Wasser von meinen zarten Fußsohlen aufsaugt, erkenne ich verschwommen das Blinken. Da ich Brillenträgerin bin, bin ich, ohne meine Sehhilfe, blind wie ein Maulwurf. Ich nehme das dünne Gestell und setze es mir auf die Nase, woraufhin ich das Handy nehme. Mehrere Nachrichten von Andre. So langsam geht mir dieser Spasti tierisch auf den Keks. Wütend entsperre ich mein Handy und lese alle acht Nachrichten durch. Darin fragt er, ob ich Tom schon entblockt und wir bereits geredet haben und worüber. Noch dazu fragt er, ob wir nicht wieder mal zusammen was unternehmen wollen, nur nicht bei Tom Zuhause, wie letztes Mal. Ich lege mein Handy wieder weg und lege das lilane Handtuch um meine lasziven Kurven. Nachdem ich mir eine Gesichtsmaske gemacht und mein Haar mit einem kleineren Handtuch umwickelt habe, ziehe ich mir meinen schwarzen Slip an, der rote Spitzen hat und meinen Hintern sehr gut betont. Eine weitere Nachricht.
"Wenn das wieder Andre ist, dann werde ich...."
Als ich dann die Nachricht sehe, bleibt mir der Atem im Hals stecken.

-Hi Zoey! Tom hier. Ich hoffe, es ist ok, dass ich Andres Handy missbrauche, um dir zu schreiben. Ich würde mich echt gern mit dir unterhalten und mich bei dir ernsthaft entschuldigen. Ich weiss, das was ich tat, ist unverzeihlich, aber ich hoffe, du kannst mir irgendwann doch etwas vergeben und wir können wieder Freunde werden. Wenn du darauf antworten magst, dann schreib mir auf meine Nummer. Du hast sie ja sicher noch, oder?^_^

Immer und immer wieder lese ich die Nachricht und ein dicker Kloß steckt mir in meinem Hals. Tom hat mir tatsächlich von sich aus geschrieben. Mir! Jeder andere würde das als völlig normal ansehen, aber für mich ist das wirklich ein Highlight der Gefühle. Mein Herz pocht mir bis zum Hals und ich weiss nicht, was ich antworten soll. Die Gedanken in meinem Kopf fahren Achterbahn und geben mir verschiedene Worst Case Szenarien vor dem geistigem Auge. Meine Hände beben und ich muss mich auf den Rand der Duschwanne setzen, da mir die Knie weich werden und ich drohe hinzufallen. Nach einigen tiefen Atemzügen, die mir sichtlich schwer fallen, schaue ich nochmal auf mein Handy, wo bereits eine neue Nachricht aufgetaucht ist.

-Zoey? Bist du noch da?
-Ja, ich bin da. Schalte dein Handy an, ich werde dir schreiben
-Cool! :)

Schnell ziehe ich mir mein Shirt über und hänge das feuchte Handtuch an den dafür vorgesehenen Haken. Meine langen Haare fallen mir über die Schultern und sind noch leicht nass an den Spitzen. Ich schleppe mich in mein Schlafzimmer und setze mich auf den Stuhl, der zwar alt aber unglaublich gemütlich ist. Schon so oft bin ich darauf eingedöst. Als ich mein Handy ans Ladekabel hänge, wandern meine Finger über den Touchscreen, bis ich Toms Namen sehe, der gräulich in meiner Liste hinterlegt ist und dessen Profilbild mich anstrahlt. Ich erinnere mich, dass ich das Foto damals gemacht habe und er es so toll fand, dass er es sofort als Profilbild eingestellt hatte.

Mein Herz kribbelt, mir wird leicht schlecht und eine gewisse Nervosität steigt auf, als ich auf das Menü gehe und das Wort 'Freigeben' ganz oben sehe. Wird alles so sein wie früher? Oder werden wir ganz neu anfangen? Was ist, wenn er mir wieder weh tut? Aber...

Da vibriert mein Handy und ich schrecke auf.

Eine Nachricht von Tom.

Aber...ich habe ihn doch noch nicht freigegeben. Oder doch? Habe ich das unbewusst gemacht?

-Na, wie geht es dir? Freut mich sehr, dass du mir noch eine Chance gibst ;)

Einige Tage vergehen, in denen Tom und ich uns gegenseitig erzählen, was seit unserem Kontaktabbruch so passiert ist und wir merken schnell, dass sich kaum etwas verändert hat. Er wohnt mittlerweile in einer eigenen Wohnung, arbeitet als Kellner und hat mit dem Rauchen angefangen. Obwohl ich rauchende Männer irgendwie sexy finde, habe ich es mir bei ihm nie vorstellen können. Ich habe ihm von der Scheidung meiner Eltern erzählt und dass ich knapp ein Jahr bei Freunden habe unterkommen müssen, aber jetzt in einer bescheidenen Wohnung lebe und es mir recht gut geht damit. Er entschuldigte sich mehrmals dafür, dass er mich damals so schlecht behandelt hatte. Er hätte sich selbst nicht zu helfen gewusst, da er mit seiner eigenen Freundin viel Stress hatte.

-Stimmt! Wie geht es Jess? Habe schon lange nix mehr von ihr gehört ^^
-Weiss nicht, wir haben uns kurz vor unserem Streit getrennt
-Was? Davon hast du ja nichts erzählt
-Ich bin nicht so jemand, der anderen meine Probleme erzählt, außer meinen besten Freunden. Sorry
-Nein schon ok. Also bist du nun Single? ^^'
-Ne, ich bin mit Claudia zusammen

Als ich das lese, presst sich sämtliche Luft aus meiner Lunge und ich spüre, wie ich wütend werde. Aber weshalb? Weil er ausgerechnet mit der Frau zusammen ist, für die er mich versetzt hatte? Oder weil ich so dumm bin, mir Hoffnungen zu machen, ohne die Grundlagen zu kennen? Auf wen bin ich denn wütend? Tom? Claudia? Mich?

-Achso, verstehe^^
-Ja. Aber irgendwie läuft es nicht so gut in letzter Zeit, weil sie meine Hobbies nicht akzeptiert
-Als eine gute Freundin sollte sie das schon
-Ja stimmt. Bist du denn mit jemanden zusammen?
-Nein, seit einem Monat nicht mehr. Obwohl, das hat man kaum Beziehung nennen können, es war eher eine Spontanentscheidung, die nach hinten los gegangen ist
-Erzähl
-Ach, da gibt es nicht viel. Wir lernten uns auf einer Party kennen, haben am selben Abend noch rumgeknutscht und er hat mich am nächsten Tag gefragt, ob ich seine Freundin sein will. Dann habe ich ihn 4 Tage darauf mit einer anderen gesehen, die behauptete, seine Freundin zu sein. Also das übliche Pech.
-Oh, das ist echt Mist
-Ja, aber ich stecke das weg. Kennst mich ja XD
-Stimmt, warst schon immer eine Kämpferin

Kämpferin? Ich? Also entweder hat Tom ein ganz falsches Bild von mir oder er kann mich besser durchschauen, als mir lieb ist. Tippe auf Ersteres.

-Was trägst du gerade?
-Was?
-Was hast du gerade an?
-Wieso fragst du das?
-Langeweile? XD

Mir steigt die Schamesröte ins Gesicht und ich weiss nicht, was ich darauf antworten soll. Ich schaue an mir herab. Eine viel zu lange Gammelhose, ein Shirt und bunte Flauschsocken. Total langweilig. Aber Tom kann eh nicht überprüfen, was ich trage, also kann ich auch einfach lügen, oder?

Brennende BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt