Mittwoch, 23. Mai, 16:11

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Als wir in Brüssel ankamen, waren wir alle geschockt. Überall lagen tote Menschen, die Arme und Beine in unnatürlichen Winkeln vom restlichen Körper abgespreizt. Ich überholte den Bus und blinkte, damit der Busfahrer anhielt. Dann ging ich zur Tür, die dieser öffnete. "Hier sollten wir uns hinstellen", erklärte ich und deutete auf eine Seitenstraße, deren Rückseite mit Maschendrahtzaun verschlossen war. "Wenn Sie den Bus so parken, sind wir von allen vier Seiten geschützt und kommen notfalls schnell wieder hinein." Frau Schuster nickte eifrig und auch der Busfahrer schien den Plan gut zu finden, denn er setzte meinen Vorschlag direkt um.

Als wir nun ausstiegen, hatten wir eine längliche betonierte Fläche vor uns liegen. "Wir sollten ein Feuer machen", sagte Franz, einer der Jungs, die mit mir im Auto gefahren waren. "Jaa klar, siehst du hier irgendwo Holz, du Spast?", provozierte Jan. Oh man, Raphaels Geist weilte immernoch unter der Gruppe. Zum Glück hatte dieses Mal Frau Peters einen guten Plan. "10 Stunden dauert es maximal, bis die Infizierten tot sind", erinnerte sie. "Wir sollten so lange warten, bis es dämmert, um das Risiko zu minimieren und dann mal die Wohnungen hier links und rechts nach Möbeln und anderen Brennstoffen durchsuchen. Vorher brauchen wir ja kein Feuer", sagte sie lachend und zeigte in den blauen Himmel.

'Gut, Thema Verpflegung ist abgehakt', plante ich weiter, 'Schlafmöglichkeiten müssten auch in den Häusern sein. Aber was machen wir, bis es Abend wird?' Mir wollte nichts einfallen, doch vielleicht musste ich ja auch nicht alles übernehmen.

Ein Junge namens Max lies über seine Box ein paar Reggaelieder spielen und mit der Zeit setzten sich alle in einen Kreis um die Box herum. "Hat denn hier keiner von euch Alkohol?", fragte Frau Schuster schließlich leicht genervt, wofür sie einen bösen Blick von Frau Peters erntete. Natürlich war Alkohol genau das, was Jan unter haltbaren und nährstoffreichen Lebensmitteln verstand, daher öffnete er seinen Rucksack und verteilte großzügig Vodka- und Sektflaschen.

Ich wollte keine Spaßbremse sein und nach dem Schock konnte ich den Wunsch nach Alkohol gut nachvoziehen, doch ich hatte mir auch auferlegt, so gut wie möglich auf die Truppe aufzupassen, daher nahm ich Franz und Frau Peters auf Seite und teilte ihnen meine Sorgen mit:

"Wenn die sich weiter so besaufen werden sie unvorsichtig und können sich nicht verteidigen", erklärte ich ernst. Frau Peters nickte: "Was ist dein Plan?" "Wir drei müssen gleich alleine Brennmaterial und Schlafmöglichkeiten herschaffen. Außerdem müssen wir aufpassen, dass niemand ins Feuer fällt." "Gut, dann sollten wir aber vielleicht früher anfangen", überlegte Franz. Ich war einverstanden: "Da wir nur zu dritt sind sollte es möglich sein, wenn wir vorsichtig sind. Wichtig ist, dass wir nicht mit Infizierten in Kontakt kommen, falls welche dort sind." Franz und ich nahmen und das Gebäude links vor, Frau Peters ging in den rechten Hauseingang.

Nach kurzer Zeit hatten wir den Bogen raus und zerlegten in beachtlichem Tempo Tische, Stühle, Schränke und Regale. Das Holz brachten wir raus, wobei wir darauf achteten, stets die Tür hinter uns zu schließen, damit kein neugieriger Mitschüler hinter uns her schlich. Als Letztes warfen wir Matrazen hinaus. Wir entschieden uns jedoch, nicht alle mitzunehmen, Betrunkene können ja auch auf Beton schlafen.

Gerade als wir die Tür öffneten, hörten wir von gegenüber einen lauten Schrei. Die Betrunkenen machten sich sofort auf in Richtung der Tür, aus der die Schreie kamen. "Auus dem WEEEEG!", rief ich und rauschte an den verblüfften Mitschülern vorbei in das Haus hinein. "Frau Peters? Alles in Ordnung?" "Hiiiilfee!!! Hier bin iich", schrie die Lehrerin zurück, wobei ihre Stimme immer schriller wurde. Ich zog die Pistole aus meiner Jackentasche und rannte in die Richtung aus der ihre Schreie kamen.

Als ich außer Atem in das Zimmer platzte stand Frau Peters starr vor Schreck in der Ecke des Raumes und starrte mit blassem Gesicht auf die gegenüberliegende Wand, wo eine riesige Spinne entlangkrabbelte. "Das ist doch jetzt nicht ihr Ernst!", stöhnte ich erleichtert und gleichzeitig genervt, dann zog ich sie am Arm aus dem Zimmer.

Während wir die Treppe hinuntergingen, versuchte ich die Pistole unbemerkt wieder in die Jacke zu stecken, doch es war zu spät. "Warum hast du eine Pistoooole?!", schrie Frau Peters hysterisch, nachdem sie sich gerade fast wieder beruhigt hatte, "Weißt du eigentlich dass Waffen auf Schulausflügen streng verboten sind?"

"Tim hat eine Pistole!", schrie plötzlich jemand aus der Dunkelheit und ein Tumult brach aus.

"Frau Peters", sagte ich hektisch mit gedämpfter Stimme, "die Waffe habe ich in der Tankstelle gefunden. Ich dachte sie könnte hilfreich sein zur Verteidigung gegen Infizierte. Vielleicht sollten Sie sie nehmen." "Ich mit einer Waffe? Oh Gott so ein Quatsch, ich kann damit nicht umgehen und ich bin gar nicht befugt, eine Pistole mit mir rumzutragen." "Frau Peters, jetzt scheißen Sie doch mal auf die Befugnisse. Sehen Sie nicht was hier passiert? Wir sind vielleicht die einzigen Überlebenden in einem immer größer werdenden Umkreis! Die anderen werden fragen, warum ich eine Waffe haben kann und sie nicht. Sie als Aufsichtsperson müssen sie nehmen!" "Also gut", willigte Frau Peters schließlich ein.

Als wir auf den Platz traten, nutze ich gleich meine einzige Chance: "Hört mal Leute, ich habe an der Tankstelle eine Pistole gefunden, aber das war keine echte, deswegen hab ich sie weggeworfen." "Haha das glaub ich nicht, ich durchsuche dich", sagte Sarah und kam auf mich zugetorkelt.

Sie begann mich zu durchsuchen, doch aufgrund ihres Alkoholpegels kam es eher einer Umarmung gleich, als einer Kontrolle, was mich nicht sonderlich störte, da Sarah trotz der Fahne aus ihrem Mund ein sehr attraktives Mädchen war. "Keine Pistole", lautete ihr Urteil. Sie drehte sich um und ging zurück zu den anderen, wo sie sich auf den Hintern fallen ließ.

"Max nimm mal deine Box da weg", forderte ich. "Warum? Das ist meine! Du willst mir die nur wegnehmen!" entgegnete er lallend. Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion mit Betrunkenen, also legte ich mit Franz einige der Holzstücke in einer anderen Ecke zusammen und entzündete sie mithilfe von Papier und einem Feuerzeug, das wir zum Glück ebenfalls in dem Haus gefunden hatten.

Wie Motten kamen meine Mitschüler, Frau Schuster und der Busfahrer langsam her und setzten sich um das Feuer. Franz und ich legten uns auf unsere Matrazen, Frau Peters bekam ebenfalls eine. Den Protest unserer Mitschüler ignorierten wir einfach und schliefen bis zum nächsten Morgen durch.

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