Um Punkt 10 wurden wir von Musik geweckt, die durch das ganze Haus schallte und aus dem Keller zu kommen schien. Wir sprangen aus dem Bett und liefen nach unten, auf dem Weg trafen wir auf die anderen, die offenbar den selben Plan hatten.
Als wir die Tür zum Keller öffneten, posierte Franz inmitten einer beleuchteten Fläche und zeigte um das ringsherum aufgestellte Equipment. "Voilà, eure Disko", erklärte er stolz. Die anderen sahen sich fasziniert um. "Geil", fand Sarah und zog mich mit auf die Tanzfläche. Ich konnte zwar nicht tanzen, aber das schien keinen zu stören und nach und nach füllte sich die Tanzfläche, bis der ganze Kurs, einschließlich der Lehrerinnen, sich lachend im Takt der Musik bewegte.
Irgendwo hörte ich ein Glas kaputtgehen und schaute mich um, doch ich konnte die Quelle des Geräusches nicht ermitteln, bis ich den Keller verließ, um auf Toilette zu gehen. Als ich die Treppe ins Erdgeschoss hochgestieg, sah ich, dass das Fenster neben der Haustür kaputt war. Auf dem Flur lag ein Pflasterstein und von draußen schauten mich zwei bekannte Gesichter an. "Wir wollten auch was von der Musik hören", grinste Jan, woraufhin Matthias anfing zu lachen.
Entgeistert starrte ich die beiden an und sie zurück. Franz öffnete die Kellertür und schaute hoch. "Ist alles in Ordnung?", fragte er. Ich schaute Jan tief in die Augen und sagte ohne wegzuschauen: "Wir haben hier ein Problem Franz." Er kam die Treppe hoch und stellte sich neben mich. "Lasst euch nie wieder bei einem von uns blicken!", bellte er sauer.
Wir kehrten zur Party zurück, doch die Stimmung schien aus irgendeinem Grund eingebrochen zu sein, sodass nur noch wenig getanzt wurde. Franz bat Sarah, die Lehrerinnen und mich, ihm zu folgen und so folgten wir ihm in den neu eingerichteten Gemeinschaftraum.
"Langsam mache ich mir echt Sorgen", begann er. "Was sollte das eben mit dem Stein, warum wollen die so unbedingt einen Streit anfangen?" "Und vor allem", warf Sarah ein, "was wollen wir dagegen tun?" "Genau, wir können schließlich nicht Teile von unserem eigenen Kurs töten", stimmte ich zu. "Also meine Gnade gilt nur für diejenigen, die auch loyal sind", erklärte Frau Schuster, woraufhin Frau Peters sie empört ansah. "Sie hat Recht", meinte Franz. Frau Peters riss die Augen auf: "Wie bitte?! Du willst sie umbringen?"
Sarah versuchte sie zu beruhigen. "Tim und ich haben uns geschworen, jeden, der zu unserer Gruppe gehört, mit unserem Leben zu beschützen", erklärte sie sachlich. "Wir können uns nicht erlauben, dass bei irgendwelchen Machtdemonstrationen jemand verletzt wird und sogar umkommt. Wenn diese Dumpfnüsse mit uns ein Problem haben, sollen sie gefälligst abhauen und uns nicht angreifen!"
"Es muss doch eine andere Lösung geben", sagte ich, "wir könnten sie doch in die Wohnung sperren oder so." "Und uns dann vor den Anderen rechtfertigen und auch noch Babysitter spielen?", warf Franz ein, "Nein, danke!"
"Wir können", begann Frau Schuster langsam, "sie einfach irgendwo weit weg von hier aussetzen. Wenn sie nicht gehen wollen, dann gehen wir sie eben." Diese Idee schien allen zu gefallen. So konnten beide Parteien in Ruhe leben. Jetzt mussten wir die Verräter nur noch ausfindig machen und in ein Auto stecken.
"Wann solls denn losgehen?", wollte Frau Schuster wissen. "Sobald wir wissen, wo die fünf sich aufhalten", antwortete ich, doch ich hatte die Rechnung ohne die Lehrerin gemacht. "Das weiß ich schon", triumphierte sie. "Die sind zu dem Platz, an dem wir zu Anfang waren, zurückgegangen. In das rechte Haus."
'Dies, dachte ich beeindruckt und schüttelte den Kopf. Frau Peters schaute nur verwirrt umher und versuchte gar nicht mehr, das Geschehen zu begreifen. "Also dann, auf geht's!"Wir vier machten uns auf zu unserem ehemaligen Unterschlupf und traten ein. Schon von unten hörten wir, dass die fünf oben vor dem Fernseher saßen. Leise liefen wir die Treppe hoch und schlüpften in die Wohnung. Dann schlichen wir in das erste Zimmer und schlossen die Tür, um uns zu sammeln.
Plötzlich hörten wie Schritte auf dem Flur. Wir drückten uns rechts und links neben der Tür an die Wand. Max öffnete die Tür und trat ins Zimmer, wo er von uns sofort überwältigt wurde. Die anderen hatten das Poltern wohl gehört, denn Lisa rief: "Alles in Ordnung Max?" Schritte. Dann tauchte Lisa in der Tür auf und sah uns erschrocken an. Auch sie brachten wir zu Boden und fesselten sie.
Jetzt waren noch Jan, Matthias und Maya übrig. Wir gingen ins Wohnzimmer und schnappten und sofort den überraschten Jan. Maya stürmte auf uns zu, doch Franz und ich stoppten sie gemeinsam. Matthias stand auf und hob die Fäuste wie ein Boxer vors Gesicht. Dann machte er einen Schritt auf Frau Schuster zu, die ihn mit einem blitzschnellen Roundhousekick auf den Boden schleuderte. Er hatte noch immer einen überraschten Gesichtsausdruck, als wir auch ihn fesselten.
Nachdem die fünf ins Auto verladen waren, fuhr ich sie mit Frau Schuster stadtauswärts. Nach einer etwa 20 minütigen Fahrt hielten wir den Abstand für ausreichend, also stiegen wir aus und setzten die Abtrünnigen auf die Straße. Dann nahmen wir Lisa die Fesseln ab und machten uns auf den Rückweg.
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Virus RH-135
Mistero / ThrillerDer halbinteressante Schulausflug einer zehnten Klasse nach Brüssel nimmt schlagartig eine krasse Wendung, als im Radio die Freisetzung eines tödlichen Virus bekanntgegeben wird. Ein Wettkampf um das Überleben beginnt...