Die Einladung

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Ich schleifte meinen Koffer zur Tür und kramte den Schlüssel aus meiner Tasche. Mit einem Ruck öffnete ich sie und schrie lauthals," Muuuum ich bin daaaaa." Ich ließ meinen Koffer im Wohnzimmer nieder und holte mir erstmal ein Glas Wasser. Auch wenn ich für so lange Zeit weg war, hatte sich doch kaum etwas verändert. Zuhause gab es immer noch die gleichen Gläser, das gleiche Mobiliar und den gleichen Schrott wie immer im Tv. In den USA legte das Fernsehprogramm zwar auch keine Priorität auf Qualität, aber die Sendungen waren größtenteils unterhaltsam. Das konnte ich in Deutschland noch nie erwarten. Ich hörte schon die Schritte meiner Mutter, welche gerade die Kellertreppe hoch schlichen. Als sie mich sah legte sie sofort den Wäschekorb aus der Hand und kam zu mir gestürmt. "Schatz, endlich bist du wieder zuhause," umarmte sie mich glücklich. " Wie geht's dir mein Kind? Wie war es in Amerika? Und was hat der blöde Craig gemacht?" Sie war völlig aufgelöst vor Freude und stellte mir so viele Fragen, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte. " Ich bin nach dem Flug etwas geschafft, aber es geht mir ganz gut Mama. Und Craig, ist eben Craig. Ich bin froh, dass das vorbei ist. Ich kann mir nicht erklären, wie ich mich von so einem Schwein hab blenden lassen können." Wir setzten uns mit unseren Gläsern aufs Sofa und redeten weiter. " Und was hast du da gemacht? War das Craig?" Sie schaute auf meinen Kratzer im Gesicht. Er durchzog meine komplette Wange, doch war mittlerweile fast wieder geheilt. " Ja, wir hatten Streit und er ist wieder völlig eskaliert. Ich wollte mich bloß mit einem Kumpel treffen und dann wurde er wieder vollkommen eifersüchtig und hat angefangen Dinge um sich zu werfen. Der Typ ist völlig krank. Er gehört eingesperrt." Ich zitterte fast schon vor Wut. Allein bei dem Gedanken an Craig bekam ich Mordgelüste. " Wieso hast du nie etwas gesagt? Warum bist du nicht viel eher zu mir gekommen mein Schatz?" Sie nahm mich in den Arm. " Ich wollte ja. Ich wollte dir schreiben, dich anrufen, wieder Nachhause kommen. Aber er hat mein Telefon überwacht und jeden meiner Schritte verfolgt. Zu Beginn dachte ich noch, er würde sich ändern, doch es wurde immer schlimmer und irgendwann wurde er sogar handgreiflich. Als ich mich dann eines Tages meinem Freund Matt anvertraut hatte, hat er mir geholfen zu fliehen und jetzt bin ich endlich hier. " Ich starrte die Wand an. Ich merkte wie sich die Tränen in meinem Auge sammelten, doch ich wollte nicht weinen. Ich wollte stark sein. Für meine Mutter. Sie hatte das gleiche mit meinem Dad durchgemacht und ich wollte nicht, dass das alles wieder bei ihr hoch kam. Ich war es, die sie damals aufgebaut hatte, also musste ich auch jetzt noch stark für sie bleiben. " Ich bin so froh, dass du jetzt in Sicherheit bist und es dir gut geht," flüsterte sie mir ins Ohr, während sie mich an sich drückte. " Ich hab dich lieb Mum."  " Ich dich auch mein Schatz." Sie drückte mich fester. " Bring mal deine Sachen nach oben und ich mach uns in der Zwischenzeit etwas zu essen, okay?" Sie lächelte mich an und ich nickte und verschwand mit meinem Koffer in mein altes Zimmer. Es war so ein befremdliches Gefühl wieder in meinem Kinderzimmer zu sein. Alles kam mir bekannt vor, aber trotzdem wirkte es nicht so, als wäre es von mir. Mittlerweile war es schon über 3 Jahre her, dass ich mein Zimmer betreten hatte und beim Anblick kamen einige Erinnerungen in mir hoch. Ich legte meinen Koffer ab und steuerte auf meinen Schreibtisch zu, auf dem immer noch ein eingerahmtes Bild von mir und meinen besten Freund Finn stand. Das Bild war an meinem 16. Geburtstag entstanden und das war auch der Tag, an dem wir uns unter enormen Alkoholeinfluss das erste Mal geküsst haben. Ich spürte wie mir ein Lächeln über die Mundwinkel wich. Damals war die Welt noch inordnung. Es war zwar immer kompliziert zwischen uns, aber so kompliziert wie jetzt, war mein Leben damals nicht. Aus Finn und mir wär bestimmt was geworden, dachte ich. Doch keiner von uns beiden hatte jeh den Mumm den ersten Schritt zu wagen, das war unser Problem. Plötzlich bemerkte ich im Augenwinkel einen großen, blau- türkisen Briefumschlag. Ich musste schmunzeln, denn früher haben Finn und ich uns immer Briefe durchs Fenster geworfen, genau in dieser Farbe, weil das unsere beider Lieblingsfarbe war. Ich nahm mir den Brief, der auf meinem Bett lag und für eine Sekunde stockte mein Atem, als ich die Worte : "Für Lilly, von Finn" las. Ich öffnete ihn und mein Atem stockte mir gleich das 2. mal als ich den Betreff las. " Fiona und Finn laden herzlichst zu ihrer Hochzeit auf den Kanaren ein. "  Er... er war verlobt?! Ich hatte seit ich in Amerika war, keinen Kontakt mehr zu ihm, aber das nun sowas kommt, hätte ich nicht erwartet. Ich hab noch nie etwas von einer Fiona gehört. Und warum hat er es nie geschafft, mich in all den Jahren nach nur einem verdammten Date zu fragen und für Fiona schmeißt er nach 2/3 Jahren gleich eine ganze Hochzeit ?!

The wedding 💍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt