Kapitel 1

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Mein Griff lag fest am Lenkrad, als ich fuhr. Louis saß neben mir auf dem Beifahrersitz und starrte wütend aus dem Fenster. Dabei versuchte er mich bloß nicht anzusehen. Ich wusste, würde ich auch nur ein falsches Wort über die Lippen bringen, würde er endgültig explodieren. Es herrschte eine sehr unangenehme Spannung zwischen uns. Dabei war es nicht einmal meine Schuld gewesen. Es war sein dämlicher bester Freund. Wie ich ihn hasse. Jedes Mal schafft er es, alles so aussehen zu lassen, als wäre es meine Schuld. Dabei war heute Morgen noch alles in Ordnung. Ich stand auf, kaufte Brötchen, deckte den Tisch und dann: „Du weißt ja, dass heute Abend die Feier ist?" Das war es. Dieser Satz hatte mir den ganzen Tag versaut.
So kam es, dass ich irgendwann alleine in seiner Küche stand. Dort nahm ich mir etwas zu trinken. Nicht nur weil ich Durst hatte, sondern wohl auch damit ich kurz meine Ruhe hatte. Die Feier wurde mir doch auf Dauer etwas zu viel. Entweder ich mochte die Leute die da waren nicht oder ich kannte sie nicht. Ich war nicht lange allein, als auch schon Logan herein kam und mich provozierend angrinste. Ich denke er will einfach nicht gemocht werden.
„Na, amüsierst du dich?", fragte er und nahm sich ein Sektglas.
„Sehr.", sagte ich so beiläufig wie möglich und nahm einen weiteren Schluck meines Wassers. Ich hatte Louis versprochen nicht mehr so viel zu trinken. Sonst wäre ich vermutlich schon in meiner Absturzphase, um diesen Abend ertragen zu können.
„Also Louis und ich tun es.", sagte er abschätzig und ging dann hinaus. Es war als würde er noch einmal alles geben, um gehasst zu werden. Aber das brauchte er nicht. Ich tat es ja schon und dabei konnte ich nicht einmal in Worte fassen, wie sehr. Jedoch durfte ich heute Abend nicht meine Selbstbeherrschung verlieren. Es war von Anfang an klar, dass er mich provozierte. Er will, dass ich an die Decke gehe, aber diese Genugtuung würde ich ihm nicht geben. Stattdessen stellte ich mir vor, wie er im nächsten Moment einfach starb. Ein guter Rat von Niall, es half so gut wie immer. Nachdem ich mich beruhigt hatte, konnte ich auch wieder hinausgehen.
Als ich den langen Flur entlang ging, betrachtete ich die Bilder. Sie waren hässlich. Und das nicht, weil sie ihm gehörten. Sie waren es generell. Es sah einfach nach irgendeinem bunten Geschmiere aus. Auf vielen konnte man nicht einmal erkennen, was sie darstellen sollten. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie man so einen grässlichen Kunstgeschmack haben konnte. Aber andererseits war mir alles recht, was Logan weniger toll machte.
Als ich das Wohnzimmer betrat, betrachtete ich die Leute. Viele Freunde hatte der Typ ja nicht, was mich bei seiner Art auch nicht wunderte. Weiter hinten im Raum sah ich, wie sich Louis mit einem Mädchen mit schwarzen Haaren unterhielt. Es war eine von Logans Schwestern. Sie war genauso schrecklich wie er und er hatte ausgerechnet zwei davon. Ich nenne sie deswegen auch die Schreckensschwestern. Ich verstehe ja, dass man zu seiner Familie hält, aber sie übertrieben es wirklich. Aber das ist eine andere Geschichte.
Als ob es nicht logisch gewesen wäre, dass das heute noch passieren würde, gesellte sich Logan erneut zu mir. Er lehnte sich gelassen neben mir an die Wand und sah mich an. Ich versuchte ihn weitgehend zu ignorieren. Jedoch würde er so etwas sicherlich nicht auf sich sitzen lassen.
„Ich werde mit deinem Freund schlafen." Für einen kurzen Augenblick war ich sprachlos. Wie konnte eine Person nur so sein. Doch ich würde meine Selbstbeherrschung noch nicht aufgeben.
„Was?", fragte ich also als Aufforderung, es ganz schnell wieder zurück zu nehmen.
„Du hast mich schon verstanden.", winkte er ab. „Wusstest du, dass Louis und ich in den Urlaub wollen? Das wird so eine Freunde-Sache. Das bedeutet, du wirst nicht dabei sein. Ich werde für die Hotelzimmer verantwortlich sein. Natürlich werde ich ausversehen nur eins buchen. Dann müssen wir uns leider eins teilen und was dann passiert habe ich dir ja schon gesagt. Jedenfalls wird er sich für mich entscheiden. Ich habe sowieso nie verstanden, was er an dir findet." Er trank einen weiteren Schluck aus seinem Sektglas, so als wäre er wahrhaftig stolz auf sich.
Es dauerte einen Moment bevor ich reagierte. Doch an der Stelle, wo mein Gehirn hätte verarbeiten sollen, was er gesagt hat, verlor ich meine Selbstbeherrschung. Ich holte aus und schlug ihm mitten ins Gesicht. Er taumelte nach hinten, und ließ dabei sein Glas fallen. Als es auf dem Boden aufschlug, zersprang es und es bildete sich ein großer Fleck im Teppich. Ich wartete auf seine nächste Reaktion. Ich war bereit jeden Schlag in meinem Gesicht abzuwehren, jedoch traf er mich mit seiner Faust unerwartet in den Magen. Kurz krümmte ich mich vor Schmerz, war aber als er erneut zuschlagen wollte wieder oben. Ich konnte seine Faust festhalten und schubste ihn zu Boden, auf dem er unsanft landete. Ich war ihm deutlich überlegen. Innerhalb kürzester Zeit saß ich auf ihm drauf und schlug auf ihn ein, bis mich jemand versuchte, von ihm weg zu zerren.
„Harry hör auf!" Es war Louis, der mich anschrie. Sofort ließ ich von ihm ab und sah dabei zu, wie Louis sich über den übel zugerichteten Logan beugte.
„Geh zum Auto, ich komme gleich.", wies er mich zurecht.
Stumm tat ich was er mir sagte, ohne mich auch nur um zu blicken. Logan war selbst Schuld. Er hat angefangen und mich provoziert, das hat er nun davon. Mir tat es jedenfalls kein bisschen Leid.
Als Louis sich zu mir ins Auto setzte, sagte er kein Wort. Er schnallte sich einfach an und schaute aus dem Fester. So kam es, dass die Fahrt sehr angespannt und still verlief. Als ich in unsere Einfahrt bog, hätte er mich beinahe angesehen, schien sich dann aber doch wieder daran zu erinnern, wieso er das die ganze Zeit über nicht getan hatte. Nachdem ich das Auto parkte, schnallte ich mich ab und wartete auf etwas, was nicht passieren würde. Louis tat es mir nach und wir liefen schweigend zur Haustür.
In der Wohnung schaffte ich es gerade mal mir die Jacke auszuziehen und sie aufzuhängen, als es auch schon losging.
„Spinnst du jetzt komplett? Was fällt dir bitte ein!", schrie Louis auch schon. Er konnte seinen Ärger nicht mehr länger im Zaum halten.
„Er hat doch angefangen!", verteidigte ich mich.
„Nein hat er nicht. Ich habe doch gesehen wie du auf ihn losgegangen bist!" Wütend knallte er die Wohnungsschlüssel auf die Kommode.
„Ja weil er mich provoziert hat. Er hat es verdient!"
„Du bist schrecklich!" Wir wurden mit jedem Satz immer lauter.
„Ja ich bin schrecklich. Das wärst du auch, wenn dir andauernd jemand sagen würde, dass er mit deinem Freund schlafen wird!"
„Logan und ich sind nur Freunde, wie oft denn noch? Ich bin doch auch nicht auf Niall eifersüchtig!" Das mit Niall konnte man doch gar nicht vergleichen.
„Das ist doch etwas komplett anderes. Niall möchte mit mir ja nicht schlafen!"
„Logan will nicht mit mir schlafen!" Louis Gesicht war schon rot angelaufen, wie immer wenn er sich fürchterlich aufregte.
„Ach Louis, wach doch auf. Du bist einfach zu nett und zu dumm um zu erkennen, wie er wirklich ist!" Ich wollte ihn nicht beleidigen, aber ich konnte meinen Zorn auch nicht mehr zurückhalten.
„Ich wünschte ich wäre es nicht, dann hätte ich wenigstens vorher erkannt, was du für ein Arschloch bist und wäre nie mit dir zusammengekommen!" Das änderte alles. Mein Blick wurde emotionslos. Er legte sich wie eine schützende Maske über mein Gesicht, damit er nicht sah, wie sehr mich das verletzt hatte.
„Wenn es das ist, was du willst, kannst du es haben.", sagte ich kalt und lief hinaus.
Draußen setzte ich mich auf die Stufe vor der Haustür. Es war frisch ohne Jacke aber es störte mich nicht. Mir lief eine Träne über die Wange, aber ich wischte sie weg. Ich würde jetzt nicht weinen. Meine Arme legte ich auf die Knie nieder, während ich die Einfahrt hinunter starrte. Louis hatte irgendwie mit mir Schluss gemacht. Oder er hatte zumindest klargestellt, dass er das gerne würde. Schön, und wenn schon. Ich wünsche mir auch, ich wäre nie mit ihm zusammengekommen. Dann hätte ich die ganzen Probleme nicht. Er will nicht mehr mit mir zusammen sein? Von mir aus, gleich morgen Früh bin ich weg. Ich kann so lange bei Niall unterkommen, bis ich etwas Eigenes habe. Soll er doch mit Logan glücklich werden.
Ohne zu zögern lief ich wieder ins Haus. Heute Nacht würde ich noch hier schlafen. Als ich ins Schlafzimmer ging, war Louis nicht zu sehen. Er war also noch nicht ins Bett gegangen und würde also vorerst auch nicht sehen, was ich vorhabe. Ich zog mich um und legte mich hin. Wenn es ihm nicht passt, soll er halt auf der Couch schlafen. Das war nicht mein Problem.
Doch um einschlafen zu können, kreisten mir vorerst noch zu viele Gedanken im Kopf herum. Nie hätte ich gedacht, dass es soweit kommt. Logan hat wohl gewonnen.

Can you love me again? (Larry AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt