Kapitel 13

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Als das Zimmer begann hell zu werden wurde ich langsam wach. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich mich befand. Als mir der gestrige Abend wieder einfiel, schloss ich erleichtert wieder die Augen und lächelte. Alles war so viel besser gelaufen, als ich gedacht hätte.
Langsam drehte ich mich um und betrachtete Louis. Er schlief noch und wirkte dabei so ruhig, als ob er mit dem Aufwachen alle Zeit der Welt hätte. Und das hatte er ja auch, denn ich würde mit Sicherheit noch eine ganze Weile bleiben. Spätestens bis er mich hinausschmiss.
Es vergingen mindestens noch 15 Minuten, bis er das erste Mal verschlafen die Augen öffnete. Schnell wendete ich den Blick ab und hoffte er hatte es nicht bemerkt.
„Morgen", sagte er verschlafen und kuschelte sich an mich.
„Morgen", erwiderte ich lächelnd. Falls er es bemerkt haben sollte, sagte er zumindest nichts.
Eine ganze Weile lagen wir so da und schmiegten uns aneinander. Keiner von uns sagte etwas und so war es auch in Ordnung. Das brauchte auch keiner von uns, denn es war eine angenehme Ruhe. Dann kam mir jedoch wieder dieser eine Gedanke, der mich nicht losließ. Vielleicht hätte ich diesen Moment einfach weiter genießen sollen, aber aus irgendeinen Grund tat ich dies nicht.
„Weißt du Louis", fing ich vorsichtig an. „es könnte wirklich immer so sein." Daraufhin spürte ich, wie er sich vorsichtig ein Stück von mir wegschob. Ich wusste ich hätte einfach still sein sollen.
„Ich bin ein schlechter Mensch", seufzte er leise. Dabei sah er mich nicht an. Stattdessen starrte er einfach geradeaus zur Wand hin.
„Warum?", fragte ich obwohl ich ahnte worauf diese Unterhaltung hinauslaufen würde.
Dann sah er mir endlich in die Augen. „Weil ich möchte das es immer so ist... aber Logan...", er haderte. „Das war falsch von mir, ich habe ihn betrogen. Das verletzt ihn sicher sehr." Er wartete kurz, aber als ich dazu nichts sagte fuhr er fort. „Ich werde wohl mit ihm reden müssen."
„Und was wirst du ihm sagen?", fragte ich ruhig.
„Ich werde ihm sagen was geschehen ist und dass es mir leid tut.", sagte er als wäre es das logischste auf der Welt.
„Ach, mehr nicht?"; fragte ich ihn spöttisch.
„Naja ich...", aber ich ließ ihn nicht aussprechen. „Liebst du ihn überhaupt?". Ich starrte ihn abwartend an.
„Ja! ... ich nein ...ach", verwirrt schloss er die Augen und rief: „Ich weiß es doch auch nicht!"
„Und warum bin ich dann hier und nicht er?" Ich dachte er hätte sich inzwischen für mich entschieden, besonders nach dem gestrigen Abend. Aber anscheinend war das eine Fehleinschätzung.
„Harry du verstehst das nicht."
„Doch ich verstehe.", erwiderte ich verletzt. Denn das tat ich langsam, weshalb ich aufstand und begann mich anzuziehen.
Einen Moment lang sah er mir nur schweigend zu, dann ergriff er wieder das Wort: „Ich bin nicht wie du!"
„Wie ich?" Was sollte das jetzt schon wieder heißen? „Ich bin nicht so wie du. Ich habe kein aufregendes Leben und viele tolle Freunde oder Verehrer die sich um mich reißen. Und wenn ich ihn vergraule, dann habe ich niemanden mehr. Er ist mein einziger Freund." Und zum allerersten Mal erkannte ich das Bild von mir wie Louis es sah. Und das verletzte mich noch mehr, als alles andere was er hätte sagen können.
„Na wenn das so ist." Ich sah ihn nicht nochmal an, als ich loslief um das Haus zu verlassen. „Warte!", rief er mir aus dem Schlafzimmer hinterher, aber ich ging weiter.
Ich war beinahe an der Haustür angekommen, als ich seine Stimme ruhig sagen hörte: „Ich trenne mich von Logan." Mit meiner Hand auf der Türklinke blieb ich stehen. Danach hörte ich wie er vom anderen Ende des Flures auf mich zukam.
Im nächsten Moment stand er schon hinter mir und legte seine Hand auf meinen Arm. „Bitte bleib."
Also blieb ich.

Erst am späten Nachmittag ging ich schließlich nach Hause. Louis wollte sich mit Logan treffen, um mit ihm zu reden. Er hatte mir zwar angeboten bei ihm zu bleiben, aber ich wollte dort auch nicht herumsitzen und einfach darauf warten, dass er wieder kam.
Als ich in mein Auto stieg und losfuhr, war Louis bereits einige Zeit weg. Wahrscheinlich würde er jetzt gerade schon mit Logan sprechen. Das hoffte ich jedenfalls, denn heute Morgen schien es noch so, als würde dies gar nicht geschehen.
Nach 20 Minuten parkte ich an meinem Haus. Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich jemanden an meiner Tür sitzen. Verwirrt stieg ich aus, nur um beim näheren Hinsehen Logan zu erkennen. Ich hätte wissen müssen, dass er wieder auftaucht. Er gab mir bestimmt die Schuld daran, dass Louis mit ihm Schluss gemacht hatte und würde das jetzt an mir auslassen. Ich meine es war ja auch in gewisser Weise meine Schuld aber gut.
Als er mich aussteigen sah, stand er auf und wartete, bis ich nur noch wenige Meter vor ihm stand.
„Und, hast du es getan?", fragte er sauer.
„Was getan?", fragte ich ihn ohne genau zu wissen worauf er hinaus wollte.
„Hast du mit ihm geschlafen?!", schrie er beinahe.
Verwundert sah ich ihn an. „Das weist du doch." Louis hatte doch schon mit ihm gesprochen, also was versuchte er hiermit zu erreichen?
„Sag es. Ich will, dass du es sagst!", schrie er mich an.
„Ja.", erwiderte ich ihm matt. Wenn er es unbedingt so wollte. Kurz hielt er Inne, als müsste er noch überlegen was er als nächstes tun wollte. Zu spät erst bemerkte ich, dass er ausholte woraufhin er meinen Wangenknochen traf. Es tat weh, aber ich ertrug es. Diesen Schlag hätte ich ebenfalls kommen sehen müssen.
Ohne noch etwas zu sagen oder weiter auf mich einzuschlagen ging er weg und ließ mich stehen. Kurz sah ich ihm noch nach, aber er ging schnell und drehte sich nicht noch einmal um. Also ging ich rein.

Als ich etwas später in den Spiegel sah, bemerkte ich, dass sich meine Wange begonnen hatte violett zu färben. Ich seufzte. Na das war ja ganz toll. Hoffentlich war es das jetzt mit Logan, denn langsam war ich den ständigen Auseinandersetzungen mit ihm überdrüssig.
Durch das Klingeln der Tür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Das musste Louis sein. Erleichtert öffnete ich die Tür, aber als ich ihn betrachtete bemerkte ich, dass er nicht gerade glücklich aussah.
„Warum hast du es ihm erzählt?", rief er aufgebracht, als er sich an mir vorbei drängelte. Während ich sichtlich verwirrt die Tür hinter ihm schloss, drehte er sich wieder zu mir. „Ich habe doch gesagt ich rede mit ihm und ...", er stoppte kurz und betrachtete mein Gesicht. „Was ist passiert?" Er schien für einen kurzen Augenblick zu vergessen, dass er sauer auf mich war.
„Logan.", gab ich nur knapp zurück. Daraufhin schien ihm sein Ärger wieder einzufallen.
„Warum musstest du es ihm unbedingt erzählen? Er ist vollkommen ausgerastet! Ich hatte alles zurechtgelegt, wollte ruhig mit ihm reden und du hast es kaputt gemacht." Aufgebracht lief er von mir weg ins Wohnzimmer. Es nervte mich wenn er in einem Streit einfach weglief.
„Was hätte ich denn bitte tun sollen? Mh?" Ich lief ihm hinterher. „Er ist auf einmal einfach aufgetaucht und hat mich gefragt, ich dachte ihr hättet schon miteinander gesprochen. Was hätte ich denn sagen sollen?", fragte ich ihn erneut.
„Du hättest nein sagen sollen!"
„Warum, um seine Gefühle zu schonen? Oder damit du mich weiter versteckt halten kannst?" Er schwieg. Nach einem kurzen Augenblick setzte er sich dann hin. Ich wusste, dass er es nicht so meinte, aber in dem Moment hatte es sich so für mich angefühlt.
Daraufhin schloss ich meine Augen und atmete einmal tief durch. Danach setzte ich mich zu ihm. „Weißt du, manchmal gibt es einfach keine einfache Lösung für ein Problem. Er wäre so oder so sauer geworden, egal wie du es ihm gesagt hättest."
„Ich weiß.", gab er leise zu. „Es ist nur... ich wollte nicht, dass es so weit kommt."
„Ich weiß." Er lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter. „Tut mir leid.", sagte er dann schließlich.
Nach einer Pause des beidseitigen Schweigens begann ich: „Weißt du, da läuft gleich so eine Komödie im Fernsehen, also wenn du..."
„Ja, sehr gerne.", unterbrach er mich.
Der Film heiterte uns wieder etwas auf. Wir konnten sogar noch etwas lachen, jedoch war es für beide von uns ein sehr anstrengender Tag, weshalb wir danach auch ins Bett gingen.

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Ich wurde durch laute Rufe geweckt: „Harry!" Verschlafen drehte ich mich um. „Wo warst du denn? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!" Durch meine halb geöffneten Augen sah ich Louis aufgelöst auf mich zustürzen, dann umarmte er mich.
„Ich..." Bei näherer Betrachtung meiner Umgebung stellte ich fest, dass alles wieder beim alten war. Das Schlafzimmer sah wieder genauso aus, wie vor der ganzen Sache. „Ich habe geträumt.", realisierte ich dann schließlich immer noch etwas desorientiert. Letztendlich war alles doch nur ein Traum gewesen. Ein sehr intensiver, langer und sich hoffentlich nicht wiederholender Traum.
Traurig und zugleich verwundert ließ er mich los und sah mich an. „Harry, du warst verschwunden, keiner wusste wo du bist. Ich dachte dir wäre etwas zugestoßen, ich... es tut mir ja so leid. Der Streit, ich habe das alles nicht so gemeint!", bezeugte er mir. Jetzt schloss ich ihn in eine Umarmung. „Alles ist gut.", dann schloss ich meine Augen. Jetzt war alles gut. Alles war genauso wie es sein sollte.
Nach einer Weile ließ er mich los. „Du musst ja vollkommen erschöpft sein. Komm, ich mach dir erst einmal einen Tee." Daraufhin ließ ich mich von ihm in die Küche ziehen
Dort erzählte er mir, was nach unserem Streit geschehen ist. Dass ich am nächsten Tag verschwunden war und er mit Logan gesprochen hatte. Nachdem Logan ihm gestand, dass er ihn liebte begriff Louis, dass ich recht gehabt habe. Als ich am zweiten Tag immer noch nicht auftauchte, begann Louis mich zu suchen und alle möglichen Leute anzurufen. Er fragte mich erneut wo ich gewesen sei und ich sagte ihm, ich könne mich nicht erinnern. Und bis auf den Traum konnte ich dies auch nicht.
Erst am späten Nachmittag, als ich etwas an meiner Kamera nachschauen wollte und durch die Galerie ging sah ich es. Dort waren die Bilder, die ich von Louis am Strand gemacht hatte.
Und ich verstand.

Can you love me again? (Larry AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt