Kapitel 3

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Ich wurde durch ein wildes Rütteln in meinem Bett geweckt. Dabei ertönte ein durchgängiges Quietschen, welches es einem unmöglich machte, weiter zu schlafen. Als ich mich aufrichtete um herauszufinden wer das verursachte, wäre ich beinahe wieder nach hinten gefallen. Ich schaffte es jedoch, mich oben zu halten und bekam so einen Überblick auf die sich vor mir abspielende Szene. Es war Niall der wie wild auf meinem Bett auf und ab sprang. Eigentlich müsste er todmüde sein, statt hellwach und erfreut. Immerhin wusste ich nicht wie lange er noch nach mir geblieben war. So wie ich ihn kannte vermutlich noch sehr lange. Und trotzdem war er hier. Dann fiel mir ein, dass ich das ja nur geträumt hatte.
„Wo ist Louis?", war also wieder die erste Frage, die ich stellte. Wenn Niall ins Haus gekommen war musste er ihn ja gesehen haben.
„Wer ist Louis?" Er sah genauso verwirrt aus wie das letzte Mal, als ich ihn fragte. Und das letzte Mal war gestern, als ich geträumt hatte. Also träume ich immer noch. Doch weshalb wache ich nicht auf?
„Schon gut.", sagte ich einfach kurz. Jedoch erklärte das immer noch nicht seine Anwesenheit. „Was machst du eigentlich hier?"
„Na ich sorge dafür, dass du heute rechtzeitig zur Arbeit kommst. Du hast doch den neuen Auftrag für die Kampagne und ohne mich würdest du vermutlich den ganzen Tag verschlafen." Ich wusste nicht welche er meinte und ich wusste ebenfalls nicht, weshalb ich von der Arbeit träumen sollte. Irgendwas kam mir an der ganzen Sache komisch vor und es gab auch nichts, was das komische Gefühl in meinem Bauch hätte unterdrücken können. Da ich aber keine Ahnung von der Kampagne hatte, brauche ich Nialls Hilfe. Aber immerhin schien ich noch Fotograf zu sein.
„Kannst du mich vielleicht fahren?", fragte ich ihn, als ich aufstand und mir meine Anziehsachen aus dem Schrank raussuchte.
„Natürlich, ich dachte schon du fragst nie." Er hörte auf zu springen und sah mir zu. „Beeil dich, sonst kommst du zu spät!", hetzte er mich.
„Ist ja schon gut." Danach verschwand ich im Badezimmer.

Niall parkte gerade das Auto vor einem großen Gebäude. In dem Gebäude bin ich noch nie gewesen und vom Äußeren her, erfuhr ich nicht viel über die Kampagne. Als wir drinnen über die Flure schritten, kamen wir an ein paar Plakaten vorbei, die allerdings schon etwas älter waren. Somit wusste ich immer noch nicht, worum es sich handelte. Niall führte mich durch die Flure, von einem Gang in den nächsten. Wenn man sich nicht auskannte, konnte man sich ziemlich schnell hier verirren. Komischerweise kannte Niall sich hier aus. Er scheint merkwürdig viel über diesen Auftrag zu wissen.
Als wir nun am richtigen Studio angekommen waren und die Tür öffneten, wurde mir einiges bewusst. Ich wusste nun, warum Niall so viel Interesse gezeigt hatte, warum er so gut über alles informiert war. Es handelte sich um ein Unterwäsche Shooting. Ich hätte es eigentlich wissen müssen.
Es dauerte keine Minute, bis sich ein großer Mann vor uns hin stellte.
„Ausweise bitte.", sagte er schroff. Es schien hier wohl besonders Wert drauf gelegt worden zu sein, dass keine Zuschauer hier rein gelassen werden, die nicht dem Personal angehörten. Ich zeigte ihn meinen und er nickte.
„Wer ist das?", er deutete auf Niall, der ihm ebenfalls seinen Ausweis entgegenhielt.
„Er gehört zu mir. Er hilft mir tragen." Ich deutete auf mein Kameraequipment, was wir direkt beim Hereinkommen erst einmal abgestellt hatten. Ich nahm immer mein eigenes mit, was zwar etwas aufwendig war, aber ich konnte mich darauf besser verlassen. Außerdem fand ich meine Kamera viel besser als die, die meine Auftraggeber meistens hatten.
Der Mann ließ uns vorbei und wir trugen mein Zeug zur richtigen Stelle, danach verschwand Niall. Ich begann langsam meine Sachen aufzubauen und dabei kam der Leiter des Shootings auf mich zu. Während ich aufbaute unterhielten wir uns. Er erzählte mir, wie er sich das vorgestellt hatte und ich überlegte, wie man das am besten umsetzten könnte. Nachdem wir uns ausgetauscht hatten und das Gespräch beendet war, ging es auch schon los. Zwei der Models stellten sich vor den Hintergrund und begannen zu Posen. Nachdem ich einige Fotos geschossen hatte, kamen die nächsten und so ging das weiter. Sie machten ihre Arbeit echt gut, ich musste ihnen kaum Anweisungen geben. Natürlich ließ sich das zum Teil nicht vermeiden aber dennoch, es war ein angenehmes Shooting.
Nachdem schon einige Zeit vergangen war, wurde die Pause angesagt. Ich nahm mir schon kurz die Zeit um mit dem Leiter einige Fotos durch zu sehen. Insgesamt sah das schon ganz gut aus. Aber nach der Pause kann man noch einiges herausholen. Danach machte ich mich auf den Weg mir ein Wasser zu holen. An dem Tisch mit den Snacks und Getränken stieß Niall zu mir. Ich hatte ihn schon länger nicht mehr gesehen.
„Hey Harry, sieh dir das an. Ich habe schon vier Handynummern abgestaubt." Stolz hielt er sie mir unter die Nase.
„Jetzt belästigst du die Models schon in ihrer Pause?" Kopfschüttelnd nahm ich mir mein Wasser und drehte mich zu ihm.
„Ach, die freuen sich doch über die Aufmerksamkeit. Außerdem hätten sie mir ihre Nummern dann nicht gegeben. Aber wo wir gerade dabei sind, einige sind auch an dir interessiert. Also wenn du es bei einer Versuchen willst."
„Nein möchte ich nicht.", entgegnete ich.
„Ist es wegen diesem Louis?", fragte er.
„Kennst du ihn wirklich nicht?" Hoffnungsvoll sah ich ihn an und wenn ich so überlegte wirkte er viel größer als sonst. Doch an seinem Blick konnte ich die Antwort schon ablesen.
„Nein wie oft willst du mich denn noch fragen? Oder warte, wie ist sein Nachname?"
„Tomlinson."
„Nein, tut mir leid." Danach drehte er sich um und ging. Doch nach einigen Schritten hielt er kurz inne, danach kam er wieder zurück. „Obwohl, es kann sein das er mit uns zur Schule gegangen ist, ich bin aber nicht sicher. Dann hätte er in einer Stufe unter uns gewesen sein müssen, weil sonst würde ich mich besser erinnern." Danach ging er wieder, vermutlich um seine Liste der Handynummern zu erweitern.
Ich war erleichtert. Louis war sogar nur eine Stufe unter uns gewesen. Aber es gab ihn wenigstens. Mit meinem Wasser machte ich mich wieder auf den Weg zurück. Danach ging es auch schon weiter. Die Models waren dieses Mal umgezogen und der Hintergrund wurde geändert. Auch der nächste Durchlauf wurde gut. Es waren wieder viele gute Bilder dabei, deswegen konnte man darüber hinwegsehen, dass das Shooting insgesamt sehr lang war. Der Leiter war so zufrieden mit mir, dass er mir sagte, er würde mich beim nächsten Mal wieder als Fotograf engagieren.

Ich kniete gerade auf dem Boden und baute mein Equipment wieder ab als sich ein Schatten über mich legte. Ich blickte auf und sah eines der Models.
„Ich bin Nadja."
„Harry.", sagte ich knapp.
„Du warst ziemlich gut.", sagte sie und strich sich dabei durch die Haare. Sie versuchte möglichst Selbstbewusst aufzutreten.
„Danke, du auch." Ich wartete darauf, dass sie mir mitteilen würde, warum sie hier war, anstatt sich von Niall bequatschen zu lassen. Danach wurde mir klar, dass Niall ja erwähnt hatte, einige der Mädchen hätten Interesse an mir. Seit ich mit Louis zusammen war wurde ich nicht mehr so oft von Frauen angesprochen, was mich auch nicht störte.
„Hast du Lust später mit mir etwas trinken zu gehen?", fragte sie direkt.
„Nein tut mir leid." Ich sah sie entschuldigend an, was aber nicht viel Eindruck zu machen schien.
„Du weißt nicht was dir entgeht.", sagte sie hartnäckig.
„Ich habe schon jemanden.", sagte ich deshalb erneut. Es stimmte ja irgendwie.
„Gut von mir aus. Selbst schuld." Wütend drehte sie sich um und lief weg. Dabei hätte sie Niall beinahe umgerannt, der gerade auf uns zukam.
„Du hast sie doch nicht etwa abblitzen lassen? Hast du sie dir mal angesehen?", warf er mir vor. Als ich fertig war mit dem Abbau stand ich auf, damit ich mit ihm auf Augenhöhe war.
„Ich bin nicht interessiert." Ich zuckte mit den Schultern.
„Dein gutes Aussehen ist an dir einfach so was von verschwendet.", beklagte er sich. Danach half er mir die Sachen wieder ins Auto zu tragen.

Es war nun Nachmittag und wir hielten vor unserem lieblings Burger-Restaurant. Es war heute nicht besonders voll, weshalb wir auch einen guten Platz fanden und relativ schnell bestellen konnten.
Ich erzählte Niall gerade eine Geschichte, aber er hörte mir nicht zu. Er war ununterbrochen an seinem Handy. Dann brachte uns die Kellnerin das Essen und er legte sein Handy kurz beiseite. Als sie jedoch weg war, nahm er sich das Handy wieder.
„Bin ich dir zu langweilig?", fragte ich langsam genervt von seiner Unaufmerksamkeit. 
„Nein, warte kurz." Ich wartete weitere zwei Minuten, bis er mir dann doch das Handy entgegenstreckte.
„Ist er das?" Er zeigte mir ein Bild von Louis auf einem Online-Profil.
„Ja.", sagte ich noch etwas überfordert. Er hatte ihn die ganze Zeit gesucht.
„Aber es stimmt, jetzt wo ich sein Gesicht sehe erinnere ich mich wieder. Er war bei uns auf der Schule."
„Okay.", sagte ich interessiert. Manchmal vergaß ich, dass ich nur träumte. Ich nahm mir eine Pommes und wartete darauf, was er noch alles Interessantes herausfinden würde.
„Er arbeitet in einer Buchhandlung und oh er scheint auf Männer zu stehen, du hast also eine Chance bei ihm." Er machte eine kurze Pause und musterte sein Handy weiter. „Er hat zwar einen Freund, aber der ist kein Hindernis für dich. Den steckst du locker weg. Ich glaube er heißt Logan."
„Was?" Ich hätte mich beinahe an meinem Essen verschluckt. Das war wohl ein Scherz, er konnte doch nicht mit Logan zusammen sein.
„Doch sieh her" Er zeigte mir kurz ein Bild von den beiden, wie sie sich küssten. Ich hätte mich fast übergeben. „aber wie gesagt, du hast bestimmt eine Chance, wenn ich mir den Typen mal so ansehe. Vielleicht ist dein Aussehen doch für etwas gut."
„Danke.", erwiderte ich wenig erfreut. Ich konnte nicht fassen, dass die beiden tatsächlich in meinem Traum zusammen sein sollten. Ich meine, ich habe zwar gesagt, dass Louis mit ihm glücklich werden soll, aber so ernst hatte ich das nicht gemeint. Es war schrecklich. Und obwohl diese Traumwelt viele Vorzüge aufzuweisen hat, wusste ich doch im inneren, dass ich mich jedes Mal wieder für Louis entschieden hätte.
Die nächste Zeit verbrachten wir nicht mehr mit diesem Thema. Ich wollte nicht länger darüber reden. Stattdessen aßen wir auf und irrten noch lange durch die Stadt, auf der Suche nach einem Laden in den Niall unbedingt hinein wollte. Wir verfuhren uns. Zwei Mal. Er hätte sich den Weg besser beschreiben lassen müssen. Als wir ihn schließlich fanden, kaufte ich mir sogar eine neue Jacke und ein Langarmshirt. Ich wusste, dass es unnötig war, viel davon würde ich ja nicht haben. Trotzdem gestattete ich mir diese kleine Freude.
Irgendwann brachte mich Niall dann nach Hause. Wir verabschiedeten uns noch und dann fuhr er auch schon davon. Ich ging herein und legte den Schlüssel auf die Kommode. Danach zog ich mir meine Jacke aus und brachte die neugekauften Sachen ins Schlafzimmer. Ich wollte noch nicht schlafen gehen, also setzte ich mich auf die Couch und schaute fernsehen. Ich konnte jedoch keinen klaren Gedanken fassen. Mir schwirrten viele Sachen gleichzeitig durch den Kopf. Aber ich war sicher, dass ich diese Traumwelt hinter mir lassen wollte.

Can you love me again? (Larry AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt