Es war ein ruhiger Abend, an welchem Tairu Uchiha vor dem Fenster in seiner bescheidenen Küche stand.
Die Sonne war gerade dabei unterzugehen und verwandelte den Himmel in ein Farbenspiel aus orange, gelb und rot, als würde der Horizont in Flammen stehen.
"Willst du dich nicht mal von mir verabschieden?", ertönte eine belustigte Frauenstimme hinter ihm und er drehte sich um.
Seine Freundin lehnte mit den Rücken am Türrahmen und betrachtete ihn mit dem stechend blauen Auge, das nicht von ihren violetten Haaren verdeckt wurde.
Einen Mundwinkel hatte sie grinsend nach oben gezogen.
"Doch, natürlich. Entschuldige, Mari", murmelte er und lächelte leicht.
Er machte ein paar Schritte auf sie zu und legte die Arme um ihren Körper.
"Du drückst dich schon wieder davor, mir beim Abwasch zu helfen."
Mari gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
"Du weißt genau, dass ich noch Vorbereitungen für Fujis Feier treffen muss, schließlich ist sie seit heute offiziell Lehrerin an der Akademie."
Tairu löste sich von ihr, damit sie sich die Schuhe anziehen konnte.
"Wie könnte ich das vergessen, schließlich hab ich das komplette Festessen gemacht, von dem ich nichts abbekommen werde", schmunzelte er.
"Und dafür bin ich dir noch immer dankbar, aber du weißt ja, dass ich überhaupt nicht kochen kann", lachte sie und nahm die Schüsseln mit den Speisen.
"Vergiss den Zettel nicht", erinnerte er Mari noch einmal und schob das Papier in ihre Hand.
Darauf hatte er detailliert aufgeschrieben, wie sie die verschiedenen Sachen aufwärmen sollte, damit sie weder Geschmack noch Konsistenz verloren.
"Also dann", er gab ihr einen kurzen Abschiedskuss auf die Wange und öffnete die Tür, "richte Fuji Grüße aus und sag ihr herzlichen Glückwunsch von mir."
"Mach ich", rief sie ihm über die Schulter zu und verschwand hinter der nächsten Abzweigung.
Tairu warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr neben der Tür und seufzte.
Sein Cousin hatte angekündigt, in ein paar Minuten ebenfalls bei ihm aufzukreuzen, also sollte er schonmal den Kuchen aus seinem Kühlschrank holen.
Ein lautes und stetiges Klopfen störte ihn, als er gerade das Gebäck auf den Tisch stellte und er ging zur Tür.
"Tori, du bist zu früh", bemerkte er und trat einen Schritt zur Seite, um den jungen Mann reinzulassen.
"Ja? Entschuldige, falls ich dich bei etwas störe, ich hatte eigentlich gedacht, dass ich länger brauche, also bin ich direkt hierher und-"
"Was zur Hölle ist mit deinen Haaren passiert?", unterbrach Tairu seinen Redefluss und starrte die schwarzen Strähnen an, die jetzt nur noch bis in den Nacken hingen.
"Ich dachte... naja", druckste der Ältere herum und seine Wangen färbten sich leicht rot, "vielleicht sieht die Frisur ja besser aus."
Tairu musste sich ein Lachen verkneifen, denn er wusste genau, dass er damit jemand bestimmen gefallen wollte, und bedeutete ihm, mitzukommen.
"Hast du gemacht, worum ich dich gebeten hatte?", fragte Tori bevor sie die Küche betraten und er nickte.
"Ich hab kein Detail außer Acht gelassen. Auch, wenn ich glaube, dass du meine Fähigkeiten ein bisschen überschätzt hast."
Tairu deutete auf die Torte und Toris Augen fingen an, zu leuchten.
"Das ist großartig, genau, wie ich's mir vorgestellt hatte! Dafür hast du ganz eindeutig was gut bei mir!"
"Du hast mir immer noch nicht gesagt, für wen ich hier eine halbe Ewigkeit gearbeitete habe", erwiderte er, obwohl er es sich schon denken konnte, und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du... weißt ja bestimmt, dass Fuji ihre Prüfung an der Akademie bestanden hat, also dachte ich mir, ich überrasche sie morgen damit", antwortete Tori und kratze sich verlegen an der Wange.
Tairu musste schmunzeln und verstaute das Geschenk in einer kleinen Pappschachtel, die er seinem Cousin übergab.
"Na dann viel Glück."
"Danke", lachte Tori und machte sich wieder auf den Weg zum Ausgang.
"Also, ich muss auch schon wieder gehen. Noch mal vielen Dank! Bis bald."
Mit diesen Worten betrat er die inzwischen dunkel gewordenen Straßen und Tairu schloss die Tür.
In der Küche wartete noch schmutziges Geschirr darauf, abgewaschen zu werden, also machte er sich gleich an die Arbeit.
Seit dem frühen Nachmittag hatte Mari ihm von der Fensterbank aus zugesehen, wie er die verschiedenen Gerichte für sie und ihre Schwester zubereitete und die beiden hatten sich über alles mögliche unterhalten.
Schon merkwürdig, wie schnell sich die Dinge verändert hatten.
Als Kinder konnten sie sich überhaupt nicht ausstehen, aber nach dem Tod ihres Senseis vor einigen Jahren war ihre Beziehung besser geworden und etwa ein Jahr lang waren sie nun ein Paar.
Er trocknete sich die Hände ab und und wischte über die Arbeitsfläche.
Anschließend schaltete er das Licht in dem Raum aus und betrat sein Wohnzimmer, in welchem ebenfalls ein Bett stand, auf welchem sich sein geliebter Hund breitgemacht hatte.
Er setzte sich neben das Tier und fuhr durch das weiche, braune Fell, während Kumi ihn mit großen Augen ansah.
Tairu wusste genau, was er ihm damit sagen wollte.
"Wenn du unbedingt willst", lachte er und stand wieder auf, um die schwarze Leine aus seinem Schrank zu holen, die er dem Hund umband.
Freudig sprang dieser auf und ab, denn er liebte nächtliche Spaziergänge mit seinem Herrchen.
Die beiden verließen das Haus und schlenderten durch das Viertel des Uchihaclans, wo es auch zu dieser Zeit noch relativ belebt war.
Da Tairu den Trubel und die Lautstärke aus den Bars allerdings nicht sonderlich mochte, gelangten sie nach einiger Zeit in eine ruhigere Gegend, in der auch sein Cousin lebte.
"Eigentlich merkwürdig, oder?", fragte er seinen Begleiter, "dieser Wirbelwind wohnt hier, wo nichts los ist, aber ich hab 'ne Wohnung mitten im Zentrum."
Kumi kommentierte dies bloß mit einem Bellen.
Sie liefen noch eine Weile schweigend weiter, bis die erdrückende Stille ein ungutes Gefühl in Tairu hervorrief.
"Wir sollten wieder nach Hause gehen."
Sein tierischer Begleiter knurrte nervös, anscheinend war auch ihm etwas nicht geheuer.
Ein erstickter Schrei und ein anschließender dumpfer Schlag, sowie ein Krachen ertönte aus einer Seitenstraße und er wirbelte herum.
"Bleib hier, verstanden?", wies er Kumi an, zog ein Kunai aus seiner Waffentasche und lief so leise wie möglich in Richtung der Geräuschquelle.
Vor einem ihm gut bekannten Haus blieb er stehen und begutachtete das kaputte Schloss an der offen stehenden Tür.
Der Knoten in seinem Magen zog sich noch enger zusammen und er trat ein.
Das einzige Licht kam aus der Küche und bei dem Anblick, der sich ihn dort bot, stolperte Tairu einen Schritt zurück.
Der geöffnete Kühlschrank gab ein leises Summen von sich, ungerührt von den weit aufgerissenen Augen Toris, dessen Oberkörper rot schimmerte von dem Blut, das aus der Wunde auf seiner Brust sickerte, neben ihm auf dem Boden lag die kaputte Pappschachtel, die er ihm zuvor gegeben hatte und der Kuchen darin war nur noch eine Masse aus Sahne, Biscuit, und Schokolade, sowie dem bunten Fondant, welches als Verzierung gedient hatte.
Tairu ließ sich auf die Knie fallen und rüttelte an dem regungslosen Körper.
"Tori! Tori, antworte mir! Was ist passiert?", rief er panisch und legte die Finger an den Hals seines Cousins.
Nichts.
Er war tot.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er presste die Zähne so fest aufeinander bis es wehtat.
Warum würde jemand so etwas tun?
Soweit er wusste, war Tori bei allen beliebt gewesen und hatte sich aus den Angelegenheiten des Clans rausgehalten, wie auch er selbst.
Ein lautes Klirren erinnerte ihn wieder an den Ernst der Lage und alarmiert sprang er auf.
Aus der Glastür konnte er sehen, wie ein Mann mittleren Alters durch das Fenster des Nachbarhauses fiel und mit dem Oberkörper im Rahmen hängen blieb, seine Kehle war sauber durchtrennt.
Mit aktiviertem Sharingan verließ er das Gebäude und wollte gerade den Schauplatz des nächsten Mordes betreten, als wie aus dem Nichts ein halbes Dutzend Shuriken auf ihn zuflogen.
Fünf konnte er ausweichen, das letzte streifte seine Wange, hinterließ aber nur einen oberflächlichen Kratzer.
"Wer ist da?", rief er in die Dunkelheit und kniff die Augen zusammen.
Sein Kekkei Genkai nützte ihm zwar nicht viel, da er auf beiden Augen nur zwei Tomoe hatte und es auch nicht gut kontrollieren konnte, aber es verlieh ihm das Gefühl von Sicherheit.
Eine Gestalt trat aus den Schatten, etwas größer als er selbst, was aber angesichts seiner kleinen Statur kein Wunder war, und als das flackernde Licht einer Straßenlaterne das Gesicht seines Gegners erhellte, zog Tairu scharf die Luft ein.
"Du bist Itachi, nicht wahr?"
Zwar erhielt er keine Antwort, aber die brauchte er auch nicht, denn er war sich sicher, den Sohn des Oberhauptes wieder zu erkennen.
"Warum tust du so etwas? Haben Tori und der andere Mann dir etwas getan?", hakte er weiter nach, aber sein Gegner blieb noch immer stumm und schaute ihn aus ausdruckslosen Sharingan-Augen an.
Da erinnerte sich Tairu plötzlich an ein Gespräch mit seiner ehemaligen Lehrerin.
Sie hatte ihm erzählt, dass sie Itachi eine Weile trainiert hatte, bevor sie sein Team als Sensei übernommen hatte.
Noch mehr Verwirrung machte sich in ihn breit, wie konnte jemand, der Yuna so gut gekannt hatte, so etwas schreckliches tun?
Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte sein rechtes Bein und mit zusammengekniffenen Zähnen wollte er das feststeckende Shuriken entfernen.
Doch sein Gegner ließ ihm keine Pause und verwickelte ihn in einen Nahkampf, indem er Tairu direkt mit einem Kunai attackierte.
Gerade noch rechtzeitig konnte er mit seinem Katana blocken, aber Taijutsu war alles andere als seine Stärke, also versuchte er mit ein paar Sprüngen nach hinten, Abstand zu gewinnen.
Gerade wollte er Fingerzeichen formen, als er merkte, dass ein Feuerball in dieser Gegend nicht unbedingt praktisch war, doch bevor er sich etwas anderes überlegen konnte, stand Itachi wieder mit gezogener Waffe vor ihm.
Wäre Tairu nur den Bruchteil einer Sekunde später ausgewichen, hätte die Klinge wahrscheinlich genau sein Herz durchbohrt, dafür drang sie in seine Schulter und er spürte warmes Blut aus der Wunde sickern.
Unfähig, den Arm zu heben, nahm er sein Schwert in die rechte Hand und schlug unbeholfen zu, natürlich erfolglos.
Ohne Probleme wich Itachi seinen plumpen Versuchen aus und versenkte seine Waffe in Tairus linker Bauchhälfte, um sie einmal quer nach oben durch den Körper des Älteren zu ziehen.
Mit einem erstickten Schrei fiel dieser zu Boden, seine Finger lösten sich vom Griff der Klinge, welche mit einem leisen Klirren auf dem Grund aufkam.
Wie eine unaufhaltsame Flut rann rotes Blut auf die Straße und bildete eine große Pfütze um den Verwundeten.
Tairus Blick war verschwommen, aber mit letzter Kraft versuche er, sich mit allen Vieren von Itachi wegzuziehen, aber seine Hände und Füße glitten immer wieder aus, sodass er kaum vorankam.
Maris lachendes Gesicht drängte sich in seinen Kopf und verzweifelt krabbelte er weiter.
Er wollte nicht von ihr getrennt werden, oder von Fuji, seinen Eltern und Kumi.
Tränen bildeten sich in seinen Augen, als er erkannte, wie aussichtslos seine Lage war.
Itachi würde ihn wohl kaum entkommen lassen, und noch dazu wusste Tairu nicht einmal, weshalb er sterben sollte.
Auf der Suche nach seinem Gegner drehte er den Kopf nach hinten, wo er außer der roten Spur, die er hinterließ, jedoch nichts sehen konnte.
Leise Schritte verrieten,dass der Jüngere neben ihm war, bloß eine Sekunde später steckte sein eigenes Katana in der Mitte seiner Brust.
Der dumpfe Aufprall seines Kopfes ließ sein Blickfeld kurz schwarz werden, bevor er verschwommen ein paar Füße erkennen konnte, die sich von ihm entfernten.
Das Atmen fiel ihm schwer und er hustete einen Schwall Blut.
"Ich... will nicht... sterben", brachte er keuchend heraus und streckte zitternd eine Hand aus, nach was, wusste selbst er nicht.
Dann verließ jegliche Kraft seinen Körper und die unscharfen Umrisse um ihn herum verschwanden in tiefem Schwarz.
Er hoffte, dass seine Lehrerin auf ihn wartete.

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Schwester einer Legende - Herzen aus Feuer
Fanfiction!pausiert! Ein weiteres Leben beginnt für Tsuki und dieses mal ist sie fest entschlossen, nicht erneut zu scheitern. Sie will ihre Aufgabe so schnell wie möglich beenden und Frieden finden. Allerdings sind die Dinge nicht ganz so einfach, wie sie...