"Wie bitte?"
Er starrte mich überrumpelt an und ich setzte ein gequältes Lächeln auf.
"Ich bin Yuna", wiederholte ich meine Worte, "und mir ist klar, wie unmöglich sich das anhört. Aber lass es mich erklären, das-"
"Es hört sich nicht nur so an", unterbrach er mich, "es ist unmöglich. Weil Yuna tot ist."
Ich schluckte und bei dem verletzten Ton in seiner Stimme zog sich meine Brust schmerzvoll zusammen.
"Das ist richtig. Und trotzdem bin ich es wirklich. Ich werde seit langer Zeit immer wieder in verschiedenen Körpern wieder-geboren, also stimmt es, dass ich damals gestorben bin. Aber jetzt bin ich wieder hier", erklärte ich und kopfschüttelnd sah er mich an.
"Das ist komplett verrückt. So etwas ist nicht möglich."
Natürlich, warum sollte er mir auch glauben?
Jemand, der es nicht erlebt hatte, würde es nicht begreifen, aber ich musste ihn irgendwie davon überzeugen, dass ich die Wahrheit sagte.
"Du musst mir glauben, ich bin Yuna. Wie kann ich es dir beweisen?", wollte ich wissen, doch er schüttelte bloß den Kopf.
"Hör mal, ich weiß zwar nicht, warum du so etwas behauptest, aber ich will nicht über Yuna reden. Außerdem muss ich wieder zu den anderen."
"Frag mich was", hielt ich ihn auf, "irgendetwas, was nur Yuna wissen könnte."
Er überlegte kurz.
"In Ordnung. Wann haben Yuna und ich das erste mal miteinander gekämpft?"
"Bei einem Trainingskampf in meiner ersten Woche auf der Akademie", erwiderte ich ohne nachdenken zu müssen.
Er sah mich leicht verunsichert an und ich erwiderte seinen Blick.
"Und... was waren die letzten Worte, die Yuna zu mit gesagt hat?"
"Das war 'es tut mir Leid, Genma'", murmelte ich und schluckte.
Fassungslos blinzelte er ein paar Mal und ich wartete mit laut klopfendem Herzen seine Reaktion ab.
Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, was er tun würde.
"Warum hast du mich verlassen?", fragte er plötzlich und bei dem verletzten Ausdruck in seinen Augen zog sich jeder Muskel in meinem Körper schmerzhaft zusammen.
"Ich... wollte nur das Dorf beschützen", brachte ich leise hervor und trocken lachte er.
"Hätte dir nicht klar sein müssen, dass du nichts ausrichten konntest? Dieses Monster hat sogar Minato-sama umgebracht. Aber du musstest ja unbedingt alle Befehle ignorieren", murmelte er.
"Genma, es..."
"Es tut dir Leid?", unterbrach er mich, "ja, das sollte es auch. Du hast nicht nur mich, sondern auch alle anderen im Stich gelassen. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie sehr deine Schüler gelitten haben?"
Der vorwurfsvolle Ton in seiner Stimme schien sich direkt in mein Herz zu bohren und schnürte mir die Kehle zu.
Ich öffnete den Mund, wusste aber nicht, was ich sagen sollte.
Er hatte Recht.
Gegen den Kyuubi antreten zu wollen war dumm gewesen und ich bereute es, aber ich konnte es nicht mehr rückgängig machen.
"Genma, ich...", setzte ich an, doch er drehte mir den Rücken zu.
"Entschuldige, Yuna. Aber ich kann das nicht."
Bevor ich noch etwas sagen konnte, setzte er sich in Bewegung und verschwand um die nächste Ecke.
Wie erstarrt blickte ich ihm hinterher, während nichts außer meinem langsam schlagenden Herz in meinem Ohr hallte.
Mir war klar, dass ich verwirrt sein sollte, oder traurig, entsetzt.
Aber da war gar nichts.
Bloß eine unendliche Leere, die sich in meinem Körper ausbreitete.
Ein knappes Lachen überkam meine Lippen und ich ließ meine Hände in den Hosentaschen verschwinden.
Dann lief ich langsam los, ohne Ziel wanderte ich durch das Dorf, während jegliche Geräusche von meinem Gehirn ausgeblendet wurden.
Irgendwann blieb ich stehen und blickte auf, nur um zu sehen, dass ich mich vor den Toren des Friedhofes stand, der überraschenderweise noch größtenteils intakt war.
"So ein Blödsinn. Was soll ich denn hier?", grummelte ich, bewegte mich jedoch nicht von der Stelle, sondern starrte weiterhin auf die Reihen von Gedenksteinen.
Ich hatte in meinen letzten Leben mehr Zeit an diesem Ort verbracht, als man es sich wünschen würde und ich hatte sogar zwei eigene Gräber.
Irgendwie ironisch, denn tatsächlich starb mit jedem meiner Tode ein Teil von mir.
Ich war nicht mehr Yuna.
Es war eine schöne Zeit gewesen, wie ein normales Mädchen aufzuwachsen, aber jeder Traum musste enden.
Außerdem hatte ich keine Zeit, vor der Realität zu fliehen, schließlich würde es sehr bald einen Krieg gegen einen Mann geben, der sich als mein Bruder ausgab.
Und ich wollte es mir nicht nehmen lassen, diejenige zu sein, die ihm den Hals umdrehen würde.
Also drehte ich mich um und ging, mit dem festen Entschluss, nie wieder einen Fuß auf diesen Grabstätte zu setzten."Tsuki!"
Ich blickte auf und sah Tenten, die mit Neji und Lee im Schlepptau auf mich zu kam.
"Was ist?", wollte ich wissen und sie legte fragend den Kopf schief.
"Ist alles in Ordnung?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Natürlich. Mir geht's gut", erwiderte ich und es war die Wahrheit.
Ich hatte akzeptiert, wovor ich davongelaufen war.
Alle Bindungen, die ich aufgebaut hatte, waren zerbrechlich und nicht von langer Dauer.
Denn spätestens, wenn ich starb, lösten sich diese Bande und verletzten bloß jeden.
Also war alles, was ich benötigte, meine eigene Stärke, um diesem Teufelskreis zu entfliehen und endgültig den Löffel abzugeben.
"Wenn du meinst", unterbrach Tenten meine Gedanken, "aber viel wichtiger ist, dass ein Krieg bevorsteht! Du hast es doch auch schon gehört, oder?"
Ich blickte auf.
"Ja. Die fünft Dörfer haben sich gegen Akatsuki verbündet", erwiderte ich.
"Genau! Das ist doch unglaublich, oder?", fuhr sie aufgebracht fort und ich meinte, etwas Angst in ihrer Stimme hören zu können, "wer hätte denn damit gerechnet, dass so etwas plötzlich passieren würde?"
"Plötzlich?", wiederholte ich leicht überrascht, "die Lage ist doch schon seit einer ganzen Weile angespannt. Unser Dorf wurde zerstört, Akatsuki jagt die Bijuu und es gab sogar eine Konferenz der Kage."
"Natürlich, aber dass alles so große Auswirkungen hat, hätte ich nie erwartet. Wie kannst du dabei nur so ruhig bleiben?"
Sie sah mich verständnislos an und ich zuckte mit den Schultern.
Das war nicht der erste Krieg, den ich erlebte, weshalb es nicht wirklich etwas besonderes für mich war.
"Ich finde nicht, dass es eine große Sache ist", antwortete ich umgeführt.
"Wie bitte? Ist dir überhaupt bewusst, was ein Krieg bedeutet?", rief sie schockiert und ich könnte mir ein knappes Lachen nicht verkneifen.
"Glaub mir, das weiß ich nur zu gut."
Sie öffnete wieder den Mund, doch bevor sie etwas sagen konnte, stand ich auf.
"Ich hab noch etwas vor", log ich, "also entschuldigt mich bitte."
"Warte", hielt Neji mich auf und ich blickte ihn leicht genervt an.
"Was ist?"
"Ist es nicht wirklich eigenartig, dass du hier einfach so plötzlich aufgetaucht bist, Lügen über deine Herkunft erzählt hast und es dich nicht einmal überrascht, dass Akatsuki uns den Krieg erklärt hat?", wollte er ruhig wissen und ich zog meine Augenbrauen zusammen.
"Willst du etwa sagen, ich hätte etwas mit Akatsuki zu tun und von alldem gewusst?", hakte ich argwöhnisch nach und er nickte.
"Es wäre eine logische Schlussfolgerung."
"Was redest du denn da, Neji?", mischte sich Lee entrüstet ein, "Tsuki ist doch keine Verräterin!"
"Wie kannst du dir da so sicher sein?", fragte der Hyuuga mit verschränkten Armen, "wir kennen sie kaum und laut Naruto hat sie uns alle belogen."
Ich seufzte, hatte dieser Blondschopf nichts besseres zu tun, als allen davon zu erzählen?
"Dafür gibt es bestimmt einen Grund", protestierte Tenten, "aber du kannst andere doch nicht einfach so für etwas beschuldigen, für das du keine Beweise hast!"
Bevor dieser Streit noch weiter ausartete, hob ich beschwichtigend die Hände.
"Ganz ruhig. Neji, ich bin kein Mitglied von Akatsuki oder auf irgendeine andere Art ein Feind von Konoha", stellte ich klar, "aber mir ist auch egal, ob du mir das glaubst. Tsunade-sama hat Vertrauen in mich, also ist deine Meinung nicht von Bedeutung."
Mit diesen Worten drehte ich ihnen den Rücken zu und ging.
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Schwester einer Legende - Herzen aus Feuer
Fanfic!pausiert! Ein weiteres Leben beginnt für Tsuki und dieses mal ist sie fest entschlossen, nicht erneut zu scheitern. Sie will ihre Aufgabe so schnell wie möglich beenden und Frieden finden. Allerdings sind die Dinge nicht ganz so einfach, wie sie...