Chapter 10

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Yael P.o.V
"Halt still Yael!"
Ich saß auf dem kleinen roten Kissen und riss mich so gut wie es ging zusammen.
Kane und Naoko strichen mit ihren kalten Fingern über meine nackte Haut.
Sie malten mich an.
Heute war Feuernacht. Ein uraltes Fest für die alten Götter. In dieser Nacht wurden überall in Sōgen große Lagerfeuer entfacht.
Der Mond färbte sich heute sogar rot.
Vermutlich war das der Auslöser für dieses Fest.
Ich war nicht wirklich in der Stimmung zu feiern, doch Kane und Naoko waren davon garnicht begeistert.
Sie schminkten mich trotzdem passend zu dieser Nacht.

Nach einer Weile öffnete ich meine Augen und blickte mich im Spiegel an.
Mein kompletter Oberkörper und Gesicht waren mit roten, schwarzen und weißen Mustern übersät, die Naoko und Kane mir mühevoll aufgetragen hatten.
"Man Yael hättest du dich nicht so bewegt wären die Muster an deinem Hals nicht so verschmiert."
Kane beschwerte sich von hinten, sah mich trotzdem voller Stolz an.
"Der Hals ist nun mal eine empfindliche Stelle."
Ich erhob mich lächelnd und drehte mich kurz.
Auf meinem Magen befand sich ein roter Mond und Flammen. Außerdem schlang sich ein kleiner Drache über meine Brust.
An meinem Rücken hatten die beiden meine Wirbelsäule mit roter Farbe nachgemalt.
Meine Schulterblätter waren mit zwei feurigen Schwingen geschmückt, die man auch kurz über meiner Hüfte wiederfand.
"Das habt ihr beiden gut gemacht."
"Danke."
Naoko verbeugte sich ganz leicht und strahlte—genau wie Kane.
"Jetzt seid ihr beide dran."

Nachdem ich auch Kane und Naoko angemalt hatte verließ ich die beiden und zog mich im Schrein zurück.
Dort zog ich mir meinen roten Hakama an. Eigentlich war es einfach ein kurzes Stoffstück, was mein Glied verdreckte. Das Stoffstück war von mehreren Lagen dünner Seide umgeben, die den Boden streiften.
An meine Hüfte legte ich nun noch ein schwarzes Tuch, welches mit goldenen Flammen bestickt war. An ihm hingen mehrere goldene Ketten herab.
Meinen Oberkörper ließ ich frei—ich wollte, dass man die Arbeit der beiden Jungs gut sehen konnte.
Trotzdem zog ich mir zwei goldene Armreifen an.

Als ich so im Schrein hockte und auf den Beginn des Festes wartete hörte ich wie Damari eintrat.
"Bist du schon fertig?"
Ich wartete darauf, dass er in den Raum kam.
"Ja." Gab er mir nur als Antwort und trat zu mir.
Bei seinem Anblick streifte ich kurz mit meinen Zähnen über meine Unterlippe.
Er sah perfekt aus.
Auch er war mit schwarzer, weißer und roter Farbe bemalt worden, nur waren seine Muster viel feiner.
Er trug ein langes goldenes Gewand ohne Arme. Das Gewand war mit schwarzen Flammen bestickt worden.
Es war das Gegenteil von meinem Gürtel.
In Damaris schwarzem Haar thronte eine goldene Krone mit blutroten Rubinen. Sie schimmerten wunderschön im schwachen Kerzenlicht.
Weitere Rubine hingen an seinen Ohren.
"Wie seh ich aus?"
Damari drehte sich kurz vor mir.
"Wunderschön."
Ich kam lächelnd zu ihm und legte meine Lippen auf seine.
Er erwiderte den Kuss glücklich.
"Du siehst auch wunderschön aus Yael."
Damari hauchte gegen meine Lippen und blickte mir in die Augen.
Ich konnte seinen Blick nur erwidern.
Hatte ich schonmal erwähnt, dass ich noch nie in meinem Leben einen Menschen mit so wunderschön blauen Augen gesehen habe?
Seine Augen wirkten wie ein himmelblauer See in dem sich die Sterne des Nachthimmels spiegelten.
Verdammt ich starrte schon wieder zu lange in seine Augen...

"Damari ich hatte noch nicht erwähnt, dass mein Vater zu mir gesprochen hat."
Wir traten unter den Nachthimmel—an meiner Hüfte zwei lange Säbel um Damari auf dem Weg zum Feuer zu schützen.
Dieses Fest wäre doch für Zerelth gemacht. Wieder so ein Gedanke über meinen Bruder.
"W-was hat er gesagt?!" Damari blickte mich mit großen Augen an.
"Zerelth wird in Avkroh erscheinen...ich werde losreiten wenn Vater mir ein Zeichen gegeben hat."
"Ich werde mitkommen!"
"Nein!" Ich knurrte ernst.
Damari wich erschrocken zurück.
"Vater hat mich vor dem gewarnt, was Zerelth vielleicht ist...er ist durchgedreht, da sind wir uns alle einig. Wenn das, was dort in Avkroh erscheinen wird nicht Zerelth ist muss ich es töten...Zerelth würde es auch so wollen."
Damari senkte schweigend seinen Kopf.
So gingen wir also schweigend zum Fest.

Das Feuer war gigantisch. Der dunkle Rauch stieg in den schwarzen Himmel hinauf—hinauf zum blutroten Mond.
"Wie kommt es eigentlich, dass wir jetzt plötzlich feiern? Wir haben all diese Jahre nie ein Fest gefeiert."
"Ich weiß-"
Noch im Schatten versteckt nahm Damari meine Hand. Ich drückte seine kurz, da ich die Schwere dieses Themas in ihm spürte.
"-mein Vater hat Feste gehasst—früher nicht. Er hat damals immer mit meiner Mutter und mir gefeiert. Nun als sie gestorben ist wollte er nicht mehr feiern. Ich denke es wurde langsam Zeit all die Feste zu feiern um die Götter zu ehren."
Ich lächelte zustimmend und ließ seine Hand los als wir ins Licht der Flammen traten.
So viele Menschen.
So viele Menschen tanzten glücklich um die Flammen.
Sie alle vergassen für diese kurze Zeit was Zerelth getan hatte.

Es dauerte auch nicht lange bis ich Ileah und die Jungen sah.
Sie standen bei den riesigen Tischen, die mit Essen und Getränken gedeckt waren.
Kane ließ Naoko keine Ruhe und riss seinen besten Freund sofort mit zu den Flammen.
Sie schlossen sich den anderen Tänzern an.
"Wirst du tanzen Yael?" Damari fragte mich mit solch einer Vorsicht, dass ich schon fast Gänsehaut bekam.
Mein Blick wanderte zu ihm—langsam.
Ein Nicken kam als Antwort.
"Wirst du mit deinem König tanzen? Diese Nacht wird alles vergessen; Stand, Geschlecht, Liebe."
"Ich hoffe doch nicht, dass die Liebe vergessen wird."
Ich flüsterte ihm zu, worauf ihm die Röte ins Gesicht stieg.
"Dann bringt Euren Drachen zum tanzen...Eure Majestät."
Ich verbeugte mich vor ihm und hielt ihm meine Hand hin.
Er nahm sie und ließ sich von mir zu den Flammen führen.
Ich lauschte zu der fröhlichen Musik und lächelte Damari verlegen an.
"Ich bin kein Sklave."
"Nein, das bist du nicht."
Er lächelte.
Also begann ich zu tanzen, zum Takt der Musik.
Damari stieg fröhlich ein.

Irgendwann spürte ich wie der Schweiß meine Stirn herablief.
Damari und ich tanzten noch immer zusammen.
Er hatte die Herausforderung angenommen mit einem Drachen zu tanzen.
Auch wenn ich im menschlichen Körper gefangen war...tanzen konnte ich noch immer wie ein Drache—und das ohne an all die grausamen Jahrzehnte der Gefangenschaft zu denken.
Kane und Naoko tanzten an unserer Seite bis in die tiefe Nacht.
Erst als das Feuer erloschen war fanden Damari und ich uns in seinem Gemach wieder, doch Schlaf bekamen wir keinen mehr.

Leider kein Kapitel aus Zerelths Sicht...jetzt müsst ihr warten, bis ihr wisst zu wem das Lachen gehört ^^'
Hoffe das Kapitel aus Yaels Sicht hat euch trotzdem gefallen :3
Vielleicht mache ich ja irgendwann mal ein Buch, wo ich all die Feste und Märchen/Legenden aus Tenebris erkläre xD hätte zumindest Lust dazu...aber vermutlich keine Zeit rip xD

Tenebris 3 | Boy x BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt