Hannah wachte davon auf, dass jemand ihren Namen sagte und sie leicht an der Schulter rüttelte. Langsam öffnete sie die Augen und sah Tim. ,, Hi Schlafmütze! Wie geht's? Gut geschlafen?" Sie nickte, während sie ihre Kleider ordnete und räumte dann ihre Sachen in den Rucksack. ,, Die Zimmer wurden schon aufgeteilt. Du bist mit Maria in der 17. In einer Stunde gibt es Abendbrot. Frühstück gibt es um acht. Sonst alles klar?" Hannah nickte nochmals, dann folgte sie Tim aus dem Bus.
Hannah war froh, mit Maria in einem Zweierzimmer gelandet zu sein. Sie war zwar die Jüngste in der Klasse, weil sie zwei Klassen übersprungen hatte, trozdem wurde sie nie geärgert. Sie gehörte sogar zu den "Coolen". Das lag daran, dass ihre Schwester Sophie zu Crystals Clique gehörte. Würde irgendjemand Maria nur ein Haar krümmen, würde sofort Sophie kommen und denjenigen so sehr zur Schnecke machen, dass er sich nicht mehr traut irgendwas in ihrer Gegenwart zu sagen. Doch der Grund dafür, dass Hannah sie so sehr mochte, war, dass Maria sie nicht beleidigte - so wie eine gewisse Person, dessen Name hier nicht genannt werden soll - , aber sie auch nicht drängte mit ihr zu reden. Sie nahm sie so wie sie war. Als Maria in Hannahs Klasse kam, hat sie am Anfang versucht mit ihr zu reden und sich anzufreunden, aber sie merkte schnell, dass sie anders war als andere. Sie sagte ihr, dass sie es in Ordnung fände, wenn Hannah nicht mit ihr befreundet sein könne oder wolle. Wenn sie bereit sei, könnte sie zu ihr kommen und mit ihr über alles reden. Hannah glaubte, Maria hätte dieses Angebot längst vergessen. Trotz dessen war sie ihr sehr dankbar dafür. Wäre ihr Leben anders verlaufen, wären sie vielleicht sogar beste Freundinnen geworden. Aber das war es nicht. Und so blieb sie weiterhin für sich.
Beim Abendbrot sagte Herr Rübenzahn etwas an, was höchstens die Hälfte der Klasse mitbekam. Er hatte ein Programm für sie organisiert. Sie würden jeden Tag etwas unternehmen. Zum Beispiel Ruderboot fahren, einen Hochseilgarten besuchen, ein Überlebenstraining absolvieren und eine Art Geocaching veranstalten. Morgen sollten sie mit dem Überlebenstraining anfangen, damit sie, falls sie sich beim Geocaching verirren sollten, nicht sterben. Diejenigen, die zugehört hatten, fingen bei diesem Satz an zu lachen und erklärten Herrn Rübenzahn, dass das verrückt sei. Hannah fand auch, dass er ein bisschen übertrieb, was das anging, aber die Idee war eigentlich gar nicht so schlecht. Sie hatte vor Jahren schon mal bei so einem Überlebenstraining mitgemacht und fand es sehr interessant. Da sie sich aber leider nicht mehr wirklich daran erinnern konnte, freute sie sich schon darauf.
Als Hannah aufwachte, war es halb sieben. Nachdem sie geduscht hatte, ging sie hinunter zum Frühstück. Außer ihr waren bisher nur der Koch und sein Gehilfe da. Sie setzte sich an einen Tisch und wartete. Pünktlich um acht kam Herr Rübenzahn runter. Er sah nicht grade überrascht aus, dass nur sie hier saß. Er holte sich etwas zu essen und Hannah tat es ihm gleich. Grade als sie in ihr Brötchen biss, kam Tim in den Raum. ,,Guten Morgen!", rief er fröhlich. Anscheinend hatte er sich heute Morgen auch geduscht. Seine Haare waren noch leicht feucht und standen in alle Richtungen ab. Er sieht so heiß aus, dachte Hannah. Doch im nächsten Moment fragte sie sich, warum zum Teufel sie solche unangebrachten Gedanken hatte. Er holte sich sein Essen und kam überraschenderweise auf sie zu. Als ob es das normalste auf der Welt wäre mit einer "Behinderten" zu frühstücken, setzte er sich und fing an zu essen. Und wieder fragte sich Hannah, warum sie ihn die ganze Zeit wie eine Verrückte anstarrte. Sie wand den Blick von ihm ab und konzentrierte sich auf's Essen. Nach ein paar Minuten des Schweigens fragte Tim Herrn Rübenzahn, ob er sich nicht zu ihnen setzten möchte, um ihnen mehr über das Überlebenstraining zu erzählen. Zögerlich nahm dieser die Einladung an. Er und Tim unterhielten sich angeregt, doch Hannah hörte nicht zu. Sie war wie gebannt von Tims braunen Augen. Ihr war vorher nie aufgefallen, wie wunderschön sie doch waren. Sie könnte ihn stundenlang anstarren. Doch eine grelle Stimme ließ sie aufschrecken. ,,Guten Morgen, Tim, mein Schatz! Willst du dich nicht zu mir setzen? Ich bin doch so alleine." Crystal klimperte mit ihren getuschten Wimpern. Tim entschuldigte sich daraufhin kurz und ging hinüber. Hannah stand auch auf, um ihr Geschirr wegzubringen. Der Abstellwagen stand in der Nähe von Crystal und Tim, sodass sie ihr Gespräch mitbekam: ,, Hast du gesehen wie sie dich in letzter Zeit anstarrt? Die will irgendwas von dir!" Es war klar das es um Hannah ging. Bei keinem anderen Mädchen wäre Crystal so außer sich. Irgendwie fühlte sie sich immer von ihr bedroht oder so. Hannah verbarg ihr Gesicht hinter den Haaren, während sie das Geschirr so langsam wie möglich aufräumte. Sie wollte unbedingt Tims Antwort hören. ,, Ehrlich? Ist mir gar nicht aufgefallen..." Crystal murmelte daraufhin leise und mit traurigem Unterton: ,, Dir fällt so einiges nicht auf!" Im ersten Moment empfand Hannah Mitleid mit ihr, doch dann dachte sie an all das was Crystal ihr schon angetan hatte und das Mitleid verwandelte sich in eine Mischung aus Wut und Schadenfreude. Wut darüber, dass sie sich nicht gegen Crystal wehrte und Schadenfreude, weil auch Crystal nicht immer das bekam, was sie wollte. Als nächstes hörte sie Tim, der Crystals Andeutung anscheinend nicht oder auch einfach nur überhört hatte: ,, Aber das ist ja großartig! Vielleicht bin ich endlich zu ihr durchgedrungen und sie fängt wieder an mit uns zu sprechen!" Plötzlich merkte Hannah, dass sie mitten in der Bewegung innegehalten hatte. Schnell legte sie das Messer in die dafür vorgesehene Box. Doch Crystal hatte sie bemerkt. ,, Sag mal belauscht du uns? Das ist ein Privatgespräch, du Behinderte!" Hannah merkte wie sie errötete. Sie schüttelte ihren Kopf und rannte aus dem Essensraum. Auf der Treppe begegnete sie dem Rest der Klasse. Die, die sie anrempelte, schrien ihr Beleidigungen hinterher. Trotzdem hielt sie nicht an. Tränen stiegen Hannah in die Augen, ohne dass sie wüsste warum. Sie lief in ihr Zimmer, schlug die Tür zu und lehnte sich an sie. Dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
,, Oh mein Gott!" Jetzt erst bemerkte sie Maria. Anscheinend hatte sie sich grade die Haare gekämmt. Sie sah total erschrocken aus. Bei ihrem Anblick, wie sie mit der Haarbürste in der Hand da stand und so erschüttert aussah, musste sie noch doller weinen. ,, Was ist passiert?" Sie löste sich aus ihrer Starre und kam auf Hannah zu. Bereitwillig ließ sie sich von ihr in den Arm nehmen. Irgendwann merkte sie, dass es merkwürdig war, sich von einem zwei Jahre jüngeren und erheblich kleineren Mädchen trösten zu lassen. Also löste sie sich von ihr und flüsterte ein einziges Wort: ,, Danke!" Maria strahlte sie an wie ein kleiner Sonnenschein und sagte: ,, Ich wusste du würdest irgendwann mit mir sprechen. Ich habe wie versprochen auf dich gewartet und es hat sich gelohnt! Eine so schöne Stimme darf doch nicht für immer verstummen!" Wie kann man in so jungen Jahren schon so erwachsen sein, dachte Hannah. Jetzt musste sie auch lächeln. Doch noch war sie nicht bereit ihr ihre Geschichte zu erzählen. Noch konnte sie nicht den Mut dazu aufbringen, Maria zu erzählen, wie es dazu kam, dass sie kein Wort sprach. Doch sie war sich sicher, dass sie es ihr eines Tages erzählen würde. ,, Komm! Wir müssen was gegen deine roten Augen tun!" Maria hatte es geschafft, Hannah wieder aufzumuntern, ohne dass eine der beiden wusste, warum sie überhaupt geweint hatte. Hannah hatte das Gefühl,dass sich die Leere in ihr langsam füllte.
Hallihallo! Hier bin ich wieder. Ehrlich gesagt bin ich mit dem Kapitel nicht so wirklich zufrieden, aber egal. Ich würde mich freuen, wenn jemand kommentiert. Euch allen noch einen wunderschönen Tag (auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz so lang ist). Eure limabu
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Lost (keine regelmäßigen Updates)
Teen FictionDie Einzelgängerin Hannah redet nie und hasst Klassenfahrten. Sie findet sie öde, da nie etwas unternommen wird, sondern alle nur in ihrem Zimmer hocken. Doch bei dieser Klassenfahrt ändert sich alles... (Aber ich würde vorschlagen ihr macht euch se...